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WHITE LIES / CHARMING LIARS – Bochum, Zeche (14.04.2022)

Fotos: WHITE LIES

White Lies © Sandro Griesbach

Na, das passt schon doch vom Namen her: White Lies gehen mit Charming Liars gemeinsam auf Europatour – und nachdem der erste geplante Gig in Paris vor gut einer Woche kurzfristig abgesagt werden musste, da logistische Probleme im Zuge des Brexit dafür sorgten, dass das Band-Equiqment in England hängen blieb, läuft mittlerweile auch organisatorisch alles glatt. Zumindest im Unterrang – die Empore blieb abgesperrt – gut gefüllt war die Traditionslocation im Herzen des Ruhrgebiets am Abend vor Karfreitag. Die Devise war also: Tanzen, bevor das Tanzverbot beginnt.

Charming Liars, die hierzulande noch völlig unbekannte Vorband, gab jedenfalls ihr Bestes, um die Leute dazu zu animieren. Das Londoner Trio, live durch einen Extra-Drummer zum Quartett gewachsen, hat just vor zwei Wochen sein zweites Album Tourniquet veröffentlicht, eine Kombination aus zwei im vergangenen Jahr veröffentlichten EPs und einigen ganz neuen Songs. Das stand mit potenziellen Hits wie Wreck It All, High und Left Behind auch im Fokus des nur rund 30-minütigen Sets. Aus dem knappen Zeitslot holten Charming Liars aber das Optimum raus. Frontmann Kiliyan Maguire fühlte sich in der Einheizer-Rolle pudelwohl und nutzte jeden Trick aus dem imaginären “Wie wärme ich das Publikum so richtig für die Hauptband des Abends auf?”-Lehrbuch. Dieses ließ sich zum größeren Teil auch mitreißen, klatschte und jubelte. Verdient, denn das Quartett lieferte eine Vorstellung voller Spielfreude ab, die dargebotenen Songs zwischen Indie und leicht elektronisch unterfütterten Alternative-Rock gingen nahezu durchweg sofort ins Ohr. Eine tolle Vorstellung einer talentierten Band am Anfang ihrer Karriere, die gerne noch einige Minuten länger hätte gehen dürfen.

Setlist CHARMING LIARS – Bochum, Zeche (14.04.2022)

01. The Haunting
02. Impact
03. Time To Start
04. Left Behind
05. White Leather
06. Wreck It All
07. High

Kurz nach neun legten dann White Lies los – und wie! Mit Farewell To The Fairground, einem zeitlosen Kracher des Debütalbums, ging es direkt in die Vollen. Gute Stimmung im Raum, die Leute, egal ob noch maskiert oder nicht, rissen die Hände in die Luft, tanzten und sangen mit. Der Auftakt für einen Reigen an Songs, die irgendwie alle das Prädikat “Hit” verdienen, egal ob alt oder ganz neu. Eine bunt zu beleuchtende Stangenkonstruktion im Hintergrund stützte die Atmosphäre, der Sound war fast makellos. Vielleicht hätte die Stimme von Frontmann Harry McVeigh noch ein wenig lauter gestellt werden können, letztlich ist das aber Meckern auf ganz hohem Niveau. An fünfter Stelle im Set gab es dann eine größere Überraschung. War auf den bisherigen Stationen der Tournee zum sechsten, aktuellen Album As I Try Not To Fall Apart immer das schmissige Blue Drift im Programm, gab es in Bochum stattdessen den Opener des Vorgängers Five. So moderierte McVeigh das Stück Time To Give in einer seiner wenigen Zwischenansagen auch mit den Worten “Den haben wir länger nicht gespielt, das ist immer ein Risiko” an. Aber auch hier zeigte die Band eine fehlerfreie Leistung.

Der Auftritt war quasi ein Showcase dessen, was White Lies definiert. Keine großen Reden, dafür umso größere Songs schwingen. Ob härtere emotionale Rock-Tracks wie Hurt My Heart, dunkler Postpunk wie There Goes Our Love Again, 80s-Disco-infiziertes wie Is My Love Enough? oder die ganz große Stadion-Geste zum Schluss bei Bigger Than Us – alles klingt so verschieden und doch wie aus einem Guss. Das Publikum genoss einen der ersten Covid-restriktionsfreien Konzertabende nach über zwei Jahren ausgelassen, sang, tanzte und klatschte wie zu besten Zeiten. Zu Beginn der drei Stücke umfassenden Zugabe bildete sich bei Death gar ein kleiner Pogo-Pit. Nach gut 90 Minuten war das Vergnügen dann vorbei. Letztlich wird wohl jeder noch ein paar Songs vermisst haben, da White Lies mittlerweile einfach zu viele Hits haben, um alle berücksichtigen zu können. Schwer vorstellbar, dass sich da zukünftig etwas dran ändern wird, denn auch neue Stücke wie I Don’t Want To Go To Mars verfügen einfach über das gewisse hymnische Etwas. Nach dem Auftritt gab es dann noch die Chance auf einen Plausch mit Charming Liars am Merch – oder auf den Kauf eines echten Fan-Goodies am selbigen Ort. Die Doppelsingle Hurt My Heart/Falling Out Without Me auf weißer 7”-Platte mit Originalunterschriften der drei White-Lies-Stammmitglieder wurde für schlappe fünf Euro verkauft. Wer da als Vinyl-Liebhaber nicht zugreift, ist selbst Schuld.

Fotos: WHITE LIES
Setlist WHITE LIES @ Bochum, Zeche (14.04.2022)

01. Farewell To The Fairground
02. There Goes Our Love Again
03. Am I Really Going To Die?
04. To Lose My Life
05. Time To Give
06. Hurt My Heart
07. Is My Love Enough?
08. Step Outside
09. Getting Even
10. Big TV
11. There Is No Cure For It
12. Unfinished Business
13. Tokyo
14. I Don’t Want To Go To Mars
15. Death (Z)
16. As I Try Not To Fall Apart (Z)
17. Bigger Than Us (Z)

Weblinks WHITE LIES

Homepage: www.whitelies.com
Facebook: www.facebook.com/whitelies
Twitter: https://twitter.com/whiteliesmusic
Instagram: www.instagram.com/whiteliesofficial

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