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SUBWAY TO SALLY im Interview: “Wir versuchen vor allem, über die Runden zu kommen”

Fotos: M’ERA LUNA 2019 – Bands Sonntag (11.08.2019)

SUBWAY TO SALLY @M'era Luna Festival 2019 © Sandro Griesbach

Es war ein recht spontan aus dem Boden gestampftes Experiment, die Eisheilige Nacht 2020. Da Subway To Sally ihr traditionsreiches Festival nicht vor Publikum spielen durften, musste halt eine Streaming-Ausgabe her. Die wurde in der Heimat der Band aufgenommen, der Lindenpark in Potsdam diente als Location. Namhafte Szene-Kolleginnen und -Kollegen schauten ebenfalls vorbei, darunter Mitglieder von Saltatio Mortis, Schandmaul oder Lord Of The Lost. Ursprünglich sollte der Stream lediglich eine Woche lang online sein – jetzt erschien Eisheilige Nacht – Back to Lindenpark aber doch noch als physisches Release, wahlweise als Blu-Ray/DVD/Doppel-CD-Box oder Dreifach-Vinyl-Variante. Zur Show, der Situation der Band und zu Zukunftsplänen befragten wir Drummer Simon Michael.

Ein halbes Jahr ist die „Eisheilige Nacht 2020“ her – mit welchen Gefühlen schaut Ihr auf die Show zurück?

Mit ein bisschen Abstand muss ich sagen: Es ist trotz der Einschränkungen und der recht kurzen Vorbereitungszeit echt gut geworden. Ich habe jetzt im Zuge der Veröffentlichung öfter nochmal reingeschaut und bin wirklich zufrieden. Sollte die „Eishelige Nacht 2021“ wieder online stattfinden müssen, wüsste ich nicht, wie wir das noch toppen sollen. Wir sind sehr stolz darauf und glücklich mit dem Produkt.

Wie aufwendig waren die Schutzmaßnahmen? Impfungen und Bürgertests waren ja da noch weit entfernt …

Wir mussten die Produktion im Weihnachtslockdown machen und deswegen auch auf den einen oder anderen Gast verzichten. Das war der Höhepunkt der Schutzmaßnahmen auch im Lindenpark. Wir waren vorige Woche noch da, um Material für ein Instagram-Takeover zu drehen und inzwischen ist da alles wesentlich entspannter. Zur „Eisheiligen Nacht“ galt konsequente Maskenpflicht, außer, du warst auf der Bühne. Auf der gab es drei Meter Sicherheitsabstand, große Duett- oder Verbrüderungsszenen waren nicht drin.

Es war zunächst eigentlich gar nicht geplant, dieses Live-Album zu veröffentlichen, richtig?

So ist es. Deswegen sieht das Bonusmaterial auch nicht sooo professionell aus. (lacht) Wir wollten eben Hirnschmalz in diese Show stecken, luden zahlreiche Gäste ein und vor Ort dachten wir dann: „Komm, lass uns mal Material drehen.“ Da sieht man uns dann mal von einer lustigeren und privateren Seite. Dass das Ganze jetzt als Produkt erscheint, liegt nur an den Fans. Wir bekamen Hunderte Anfragen und das hörte auch nicht auf. Wir verdienen damit auch kein Geld.

Du deutetest es gerade schon an: Es droht eine weitere „Eisheilige Nacht“ online. Wie geht Ihr als Band damit um?

Beschwör es bloß nicht herauf! Wir Künstler sind jetzt fast anderthalb Jahren in einem Dauer-Lockdown. Schlimm ist vor allem, dass man nicht weiß, wie es weitergeht. Letztes Jahr im Sommer diskutierten wir schon viel wegen der „Eisheiligen Nacht“ und da hieß es noch ‘Ach, keine Bange, das wird schon klappen im Dezember’ – und nichts ist passiert. Ich hoffe, dass wir möglichst schnell zur Normalität zurückkehren und wieder richtige Rockkonzerte spielen können.

Kontakt zum Lindenpark für eine eventuelle Neuauflage in diesem Dezember gibt es also nicht?

Nein, das würden wir wohl wieder so kurzfristig machen wie 2020.

Jetzt habt Ihr aber erstmal einige Coronakonforme Shows im Kalender für den Sommer.

Ja, noch ist auch nicht alles bestätigt. Wir spielen auf ein paar MPS-Märkten, auf dem Taubertal, in der Nähe von Osnabrück auf einem Open-Air (siehe Termine unten, d. Red.), – alles coronakonform. Ich denke, die Menschen haben es auch verdient, endlich sowas wieder erleben zu dürfen.

Waren Autokino-Gigs mal ein Thema?

Eigentlich nicht. Ich habe viel mit Kollegen gesprochen, die es geil fanden und da echt Spaß hatten. Aber es ist so: Da steckt ganz viel Aufwand hinter, das hätte sich für uns Nullkommanull gelohnt. Ich meine, wir müssen mit Subway To Sally nicht stinkreich werden und werden es auch in diesem Sommer nicht. Schließlich müssen auch Künstler bei der Gage für coronakonforme Shows Abstriche machen. Aber bei allen Anfragen, die uns erreichten, hätten wir draufgezahlt. Auch infrastrukturell gibt es da Probleme. Die ganzen Band-Nightliner sind zum Beispiel alle abgemeldet, das muss erstmal alles wieder in Gang kommen. Natürlich machen wir die Musik vor allem für den Spaß. Aber wenn ich zu einem Gag fahre und weiß, dass ich heute 500 Euro Miese mache, hält sich der auch in Grenzen. Es sei denn, es wäre der Support bei Rammstein oder die Rock-am-Ring-Hauptbühne am Abend (lacht).

Einige Tourdaten für März und April 2022 sind bereits drei oder vier Mal verschoben worden. So diese dann endlich stattfinden dürfen – fällt das dann noch unter die „Hey!“-Tour?

Nein. Sehr schade, weil das „Hey!“-Set für mich das beste Set ist, das wir je gespielt haben. Was 2022 kommt, wird Elemente dieses Sets haben, klar. Der ehrgeizige Plan ist aber, bis dahin ein neues Album fertig zu haben.

Wie weit seid Ihr damit?

Bei weitem nicht so weit, wie wir uns das wünschen würden. Aber gut Ding will Weile haben. Wenn ich eines gelernt habe als Musiker bei Subway To Sally, dann, dass man kreative Prozesse nicht überstürzen sollte.

Wie habt Ihr Euch seit dem Pandemieausbruch die Zeit vertrieben? Gibt es Nebenjobs oder neu gefundene Hobbys?

So viel Freizeit hatten wir gar nicht. Eingekehrt ist zwar dieses klassische Wochenende, das man als Musiker sonst gar nicht hat. Da gehe ich gerne mit meiner Frau wandern, wir leben in einer schönen Gegend, in der man dazu viel Platz hat. Aber: Ich betreibe nebenbei noch ein Tonstudio. Bodenski arbeitet fürs Theater, Eric hat sein Soloprojekt und macht noch Day Jobs, unser Gitarrist Simon hat eine Urlaubspension. Ingo hat zwei kleine Kinder, dem brauchste gar nicht mit sowas wie „Freizeit“ kommen. Ich spreche, so glaube ich, für alle, wenn ich sage: Wir versuchen vor allem, über die Runden zu kommen. Und das ist gar nicht so easy.

Es gibt auf dem deutschen Markt seit einiger Zeit eine Diskussion um die Einführung einer Musikergewerkschaft, gerade weil die Musikszene durch die Corona-Verbote besonders betroffen ist. Wie stehst du dazu?

Schwierig. Ich glaube, das liegt nicht in der Natur des Künstlers. Auf einer Bühne stehen, sich inszenieren, dafür leben Künstler. Der Geltungsdrang ist bei vielen so stark, dass das zu krassen Grabenkämpfen führen würde. Die Szene ist so heterogen. Erstmal müssten alle anfangen, sich gegenseitig leben zu lassen und zu schätzen und damit aufzuhören, Unverständnis gegenüber anderen Musikstilen zu äußern. Es hat sich jetzt der Verband „Pro Musik“ gegründet, den schaue ich mir erstmal aus der Ferne an. Die GEMA hat sich ja immer als die Institution beworben, die sich um die Rechte Musikschaffender kümmert. Aber da wird auch viel auf eigene Interessen geachtet. Wobei: Da ist nicht alles Scheiße. Ich bin GEMA-Vollmitglied, weil ich das unfassbar große Glück hatte, an einem sehr großen Hit einer anderen Band mitgeschrieben zu haben. Wenn du über zehn Jahre deine Umsätze da reinbringst, bekommst du einen Rentenanspruch – das ist eine super Sache. Damit haben Künstler ja sonst große Probleme. Dein Rentenanspruch ist eigentlich null.

Abschließend: Dein Wunsch für die kommenden zwölf Monate.

Dass die Menschheit so vernünftig und klug ist, sich impfen zu lassen. Meine größte Befürchtung ist, dass wir irgendwann bei 60 Prozent feststecken. Ich wünsche mir, dass die Gesellschaft sich nicht weiter spaltet. Corona war ein Katalysator dafür, Leute, die schon vorher durchgedreht sind, sind noch mehr durchgedreht. Es wäre schön, wenn das aufhört oder sich eher sogar ein wenig zurückdreht. Ich habe mich auch schon damit abgefunden, dass wir die letzten sind, die wieder voll arbeiten dürfen. Aber ich hoffe, dass das bald soweit ist und wir wieder Konzerte ohne halbgare Lösungen spielen dürfen – ohne Masken, drei Meter Abstand und so.

Termine EISHEILIGE NACHT Tour 2021

10.12.2021 Pratteln (CH), Z7
11.12.2021 Stuttgart, Im Wizemann
17.12.2021 Dresden, Alter Schlachthof
18.12.2021 Giessen, Hessenhallen
26.12.2021 Köln, Carlswerk Victoria
27.12.2021 Würzburg, Posthalle
28.12.2021 Bielefeld, Lokschuppen
29.12.2021 Bremen, Pier2
30.12.2021 Potsdam, Metropolishalle

Termine SUBWAY TO SALLY Tour 2021/2022

17.07.2021 Leoben (A), Area 53 Open Air
12.08.2021 Goslar, Miner’s Rock Open Air
13.08.2021 Rothenburg, Taubertal Festival City Limits
14.08.2021 Georgmarienshütte, Hütte Rockt Festival
25.09.2021 Magdeburg, Factory
02.10.2021 Uelzen, Jabelmannhalle
16.10.2021 Rostock, M.A.U. Club
11.03.2022 Karlsruhe, Substage
12.03.2022 Memmingen, Kaminwerk
18.03.2022 Jena, F-Haus
19.03.2022 Andernach. JUZ
06.04.2022 Wiesbaden, Schlachthof
07.04.2022 Krefeld, Kulturfabrik
08.04.2022 Wilhelmshaven, Pumpwerk
09.04.2022 Vacha, Vachwerk
22.06.2022 Natz (A), Alpen Flair
06.08.2022 Torgau, Kulturbastion Open Air

Weblinks Subway To Sally

Homepage: https://subwaytosally.com/
Facebook: www.facebook.com/subwaytosally
Instagram: www.instagram.com/subwaytosallyofficial

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