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Interview: RHODES

Interview: RHODES

Nachdem es eine Weile ruhig um ihn war, kam Rhodes jetzt bereits mit zwei Singles wieder zurück. Nach This Shouldn’t Work veröffentlichte er kürzlich die neue Single Love You Sober, die ein weiterer Vorbote auf die kommende EP I’m not okay ist. Wir haben die neuen Singles zum Anlass genommen, ein Interview mit Rhodes zu führen. Über die neue Musik, den Videodreh in Zeiten der Corona-Pandemie, Konzerte im Livestream, Musik auf Facebook, die weiteren Pläne und vieles mehr.

Lass Dir den Beitrag vorlesen:
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Ich würde gerne direkt mit der neuen Single Love You Sober anfangen. Zu Beginn gefragt: Warum denkst Du, ist es die richtige Wahl als neue Single?
Als ich neue Musik geschrieben hab, ragte das raus und es war auch etwas schneller als die anderen Tracks. Wobei wir natürlich nicht wussten, was passiert, als wir die Stücke geschrieben haben. Wir wussten nicht, dass wir jetzt in Isolation sind. Aber jetzt mit der Zeit zum Reflektieren, auf sich selbst zu schauen und Zeit mit sich zu verbringen, ist Hoffnung in dem Stück zu finden. Die Botschaft ist Bewusstwerdung, Veränderung, eine Hoffnung auf etwas Besseres. Auch in der Erzählfolge ist es eine schlüssige Fortsetzung der vorherigen Single This Shouldn’t Work.

Würdest Du sagen, dass Hoffnung die zentrale Botschaft des Stücks ist? Weil Du gerade sagtest, dass Ihr damals noch nichts von Corona wusstet…
Meine Musik hat eine Sehnsucht nach Veränderung. Ich denke, die ganze Inspiration für dieses neue Kapitel kommt aus dem Gebiet der Hoffnung, der Hoffnung auf etwas Besseres. Hoffnung ist ein universelles Gefühl. Die Idee ist, dass keiner Angst haben sollte zu sagen, was er wirklich fühlt und was ihm Schmerzen bereitet.

Ich hab ein bisschen bei YouTube in den Kommentaren zum Song gelesen. Einer war „Ich weiß nicht warum der Song mich zugleich begeistert und bedrückt.“ Weißt Du warum?
(lacht) Ich denke, in meiner Musik schwingt eine Form von Angst und von Schmerz mit. Die Texte sind selbstreflexiv und recht ängstlich. Aber die Melodie und der Chorus sind sehr erhebend. Es ist eines der Stücke, die im Chorus ziemlich euphorisch sind. Das Erhebende kommt von der Melodie und auch vom Inhalt des Stücks – das ist wie ein Statement: Ich werde mich ändern, ich werde besser!

Für das Stück hast Du auch ein Video gemacht. Kannst Du ein bisschen über die Geschichte dahinter erzählen?
Klar! Das war lustig, weil wir einen Plan hatten, den wir dann aber verwerfen mussten, weil wir natürlich kein Performance-Video draußen machen konnten. Wir mussten isoliert in unseren Häusern bleiben und uns etwas Neues überlegen. Ich wollte dennoch ein Performance-Video haben, ein sehr ehrliches Video. Das war mir sehr wichtig. Zusammen mit dem Regisseur habe ich dann überlegt, dass wir etwas in der Isolation ausprobieren. Das Equipment wurde mir dann zugeschickt. Das war lustig und herausfordernd, weil ich das alles selbst aufbauen musste und wir uns dabei über Facetime verbunden haben.
So entstand eine schöne Performance und dazu die Animation, die sozusagen mein Inneres zeigt, mein verrücktes Innenleben zu der Zeit, als ich den Song geschrieben hab. Die Idee ist, dass ich konstant vor den Dämonen und den Stimmen in mir weglaufe. Sozusagen der Konflikt zwischen dem „real life“ und den Traumlandschaften in meinem Kopf, vor denen ich flüchte.

Das klang ein wenig herausfordernd, das Video so zu machen. Würdest Du sagen, der positive Aspekt der Herausforderung überwiegt oder bist Du eher traurig, weil Du die ursprüngliche Idee verwerfen musstest?
Ich finde es fantastisch! Ich könnte mir kein besseres Video für den Song vorstellen, ich liebe es. Und ich liebe es, dass wir da jetzt so eine schöne Erinnerung daran haben, wie es entstanden ist. Das war wirklich eine lustige Erfahrung und etwas, von dem ich nicht gedacht hätte, dass ich dazu in der Lage bin, es so zu machen. Ich musste selbst das Equipment aufbauen und das war echt herausfordernd. Das war eine große Errungenschaft, das alles zu stemmen. Natürlich war ich erst ein bisschen enttäuscht, aber so, wie es jetzt lief, hat sich das richtig gut angefühlt und wir haben Großes geleistet.

Würdest Du sagen, dass die Pandemie Dich als Künstler auch generell betrifft?
Ich denke, es betrifft mich und uns so, wie es auch jeden anderen betrifft. Das ist gerade sehr seltsam. Es ist etwas, das die Menschheit gewissermaßen zusammenbringt. Am offensichtlichsten für Musiker ist natürlich, dass wir nicht raus können und live. Wir können keine Promo-Reisen machen. Idealerweise würde ich jetzt in Deutschland sein und wir sitzen uns für das Interview gegenüber.
Am Besorgnis erregendsten ist das Live-Spielen, da ich auch nicht sehe, wie das bald wieder funktionieren soll. Selbst, wenn wir wieder spielen dürfen und Festivals spielen, frage ich mich, ob die Leute kommen werden oder eher beunruhigt oder ängstlich sind. Aber es gibt aktuell andere Wege, das zu handhaben. Man sieht ja die ganzen Live-Sessions im Internet und im Fernsehen, das ist super. Jeder überlegt sich innovative Wege, um diese Lücke zu füllen.

Du hast gerade die Livestream-Konzerte erwähnt. Würdest Du sagen, das ist auch eine Chance? Ich habe Online-Konzerte mit tausenden von Zuschauern gesehen von bands, die sonst vor vielleicht 200 bis 300 Leuten spielen.
Auf jeden Fall! Da ist auch eine Chance drin. Das ist eine tolle Sache. Wenn man im Internet ist, erreicht man die Welt, wenn man zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. Wie Du sagst: Wenn man jetzt nach Berlin reist, spielt man eine Show vor dreihundert Leuten. Online kann man für jeden spielen, für Leute, die einen noch nie zuvor gehört haben. Das hat alles gute und schlechte Seiten.

Ich habe auch gesehen, dass Du online auf Deiner Facebook-Seite Cover-Versionen spielst – jeden Tag einen anderen Song. Woher kommt diese Idee?
Ich saß zu Hause in London mit meiner Frau und meiner Familie. Da gab es einen Tag, an dem ich Perfect Day von Lou Reed gecovert habe, weil ich dankbar war, meine kleine Familie zu haben. Die Reaktionen waren ziemlich und wir dachten uns, wir könnten mehr davon machen. Da dachte ich, es wäre doch cool für die Leute, wenn sie jeden Tag ein Stück erwarten können – täglich um sechs auf Instagram und Facebook, sodass man sich schon vorfreuen kann und sich einfach eine kleine fünfminütige Auszeit freuen. Am Anfang dachten wir „cool, lass uns das machen“, inzwischen ist das schon schwer, täglich ein Cover zu lernen. Aber ich bin froh, dass wir das machen. Es fühlt sich jedes Mal wieder großartig an, wenn wir es lernen, singen und performen. Das kann ich zu Hause gemeinsam mit meiner Familie machen und die Leute scheinen das echt zu mögen. Und ich mag es auch. Es ist schön, die Reaktionen der Leute zu sehen.

Wie wählst Du die aus, welche Stücke Du spielst?
Wir haben die Leute nach Ihren Wünschen gefragt und schauen täglich durch die Kommentare. Oder wir spielen Stücke, die wir einfach lieben. Wir haben Wicked Game von Chris Isaak gespielt wie auch Front Door von Damien Rice, das eines meiner Lieblingsstücke aller Zeiten ist. Es ist eine Mischung aus Sachen, die wir lieben und Sachen, die auch für uns neu sind. Gestern haben wir Falling von Harry Styles gespielt. Das Stück hab ich zwar mal gehört, aber nicht so bewusst. Je mehr wir das gehört haben, desto mehr dachten wir „wow, was für ein schöner Song“. Das ist cool für uns, weil wir die Stücke nicht zwingend kennen, die uns vorgeschlagen werden. So entdecken auch wir neue Musik, die wir vorher vielleicht noch nicht gehört haben.

Kannst Du Dir vorstellen, das Cover-Konzept weiterzuentwickeln? Vielleicht mit einer Cover-EP oder etwas in der Art?
Absolut! Das würde sicher Spaß machen. Vielleicht können wir nach dem Lockdown mal eine spezielle Show mit Covern machen. Ich würde auch eine EP mit Covern super finden, ich glaub, das wäre ziemlich cool.

Jetzt kommt demnächst die EP I’m not okay, über die ich auch gern ein bisschen sprechen würde. Love You Sober war eine der Singles davon. Würdest Du sagen, sie dass sie ein guter Repräsentant dafür ist?
Ich denke ja. Es gibt ein paar andere Stücke auf der EP, die etwas langsamer sind, mehr wie das letzte Album. Es gibt ein Stück namens I’m not okay, das zu meinen Favoriten gehört – für mich ein Favorit unter allen Stücken, die ich bisher geschrieben habe. Aber konzeptionell ist das ein guter Repräsentant für die EP und auch für das neue Rhodes-Album. Ich denke, die Stücke auf der EP kommen aus einem Punkt in meinem Leben, wo alles begann, etwas mehr Sin zu ergeben. Es war mir sehr wichtig, diese Stücke auf einer EP zusammenzubringen. Das war ein Wendepunkt für mich, als ich einiges durchgemacht hatte. Ich wusste nicht recht, was in meinem Leben passiert, hatte Probleme mit meinem alten Team, musste mein Team wechseln, ein neues Team finden… Es ist einfach vieles passiert und ich fühlte mich unsicher. Da habe ich die Stücke innerhalb einiger Monate geschrieben und das fühlte sich speziell an. Es fühlte sich an, als wollte ich sie an einem Platz sammeln und als eine Geschichte veröffentlichen.

Würdest Du sagen, dass I’m not okay das Gefühl ist, das sich durch die Songs zieht? Oder warum hast Du den Titel gewählt?
Der Gedanke hinter dem Titel ist, den Mut zu haben, aufzustehen und zu sagen, wenn etwas nicht stimmt. Auch, wenn es einem nicht gut geht, man traurig, bedrückt oder ängstlich ist, soll man den Mut finden, aufzustehen und zu sagen, dass man nicht okay ist, dann wird es besser. Man hat Leute, die einen lieben, aber den ersten Schritt muss man selbst gehen, dann werden die Dinge besser. Das ist die Message der EP.

Ich habe Deine Info gelesen und da stand, dass Deine Texte jetzt weniger abstrakt sind als zu früheren Zeiten. Würdest Du dem zustimmen?
Ich denke schon. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das beabsichtigt war. Beim letzten Album waren es die ersten Stücke, die ich geschrieben hatte. Jetzt, wo ich mehr Musik schreibe, ändern sich die Texte. Die Texte der neuen Stücken kommen aus isolierten Momenten, in denen ich etwas bestimmtes gefühlt habe oder durch etwas bestimmtes durchgegangen bin. Das sind Stücke über eine Nacht, eine Party, einen Tag. Ich beschreibe den Tag oder eine Unterhaltung, eine Emotion – das ist anders. Das erste Album hat versucht, innere Emotionen auszudrücken, die neuen Stücke haben einen erzählerischeren Charakter. Aber es gibt auch abstraktere Stücke im neuen Material. Da ist viel Variation in der neuen Musik. Aber im Vergleich würde ich sagen, dass die neue EP definitiv direkter ist.

Das waren soweit meine Fragen. Wir haben über die Single gesprochen, die kommende EP. Gibt es bereits weitere Pläne für die Zukunft, die Du schon nennen kannst?
Normalerweise wären wir zum Ende des Jahres hin viel auf Tour gewesen, das kann ja jetzt nicht stattfinden. Die EP ist der erste Schritt in Richtung des neuen Albums. Da kommt noch viel Musik. Ich habe drei Jahre damit verbracht, Musik für das neue Album zu schreiben, das beende ich jetzt alles. Da kommt dieses Jahr noch einiges raus.

Weblinks RHODES:

Homepage: www.rhodesmusic.co.uk
Facebook: www.faceboook.com/rhodesmusicuk
Twitter: www.twitter.com/rhodesmusic

Bilder: Sabb Adams

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