Leben (immernoch) auf eigene Gefahr
Der Singende (anmoderierend): “Na wie gehts Euch?”
In Gedanken über dem Gemurmel: “Gut, gut – wie am Eingang mit Unterschrift bestätigt.”
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Nicht noch eine musikalische Empfehlung aus Österreich: Pauls Jets sind von der ersten Minute an, mit welcher der Singende in seinem charmanten Dialekt etwas ins Mikrophon säuselt, das in viel zu geringer Lautstärke nur mäßig ankommt, bezaubernd. Jung und schön sind sie getrieben von allem, was sie umgibt – den Zeitgeist, das Feiern, das Zwischenmenschliche – alles greifbar, weil authentisch. Träumend wippt die dichtstehende Zuschauerschar im Takt von Blizzard, welche das bald erscheinende Album Highlights zum Einschlafen ankündigen soll. (Gespannt wartete ich längst auf den Albumtitel, nach dem ersten Werk Alle Songs bisher, musste ja etwas Großes her.) Die Klangbetten schaffen es durch den aufkommenden Nebel, der das Gegenlicht hübsch bunt erscheinen lässt. Dazu performt der Singende improvisierend: “Komm mit mir in die Ausgangssperre, wir streamen Deine Playlist”. Gänsehaut zum Donnerstagabend und ein Gefühl präapokalyptischer Unsicherheit in Zeiten gesundheitlicher Risiken – aber mit wundervollen Musiken.
Der gescheiterte Versuch finanzielle Verluste in Applausfrequenz zu kompensieren zur sternenklare Nacht
Eine kurze Umbaupause und schon formieren sich Die Sterne, ja DIE Indie-Band, auf der strahlenden Bühnenkulisse des Leipziger Conne Island. Um die bürokratischen Auflagen zu erfüllen, die das Konzert erst ermöglichen, müssen alle Teilnehmenden im vorhinein ihren Gesundheitszustand unterschreiben, Adresse hinterlassen und bestätigen, mit keiner Person aus dem Risikogebiet für den regierenden Sonnenvirus in Kontakt gewesen zu sein. Große Bierbänke und viele Kugelschreiber erwarten am Eingang die Besucher*innen – aber die Einlassverzögerung lohnt sich für die schöne Band mit der warmen Stimme und den cleveren Texten: Viele neue Songs der jüngst erschienen Platte mit dem Bandnamen unterhielten das Publikum, welches viel euphorischer bei den Klassikern mitwippte. Besonders Depressionen aus der Hölle ist in seinen zwirbelnden Diskolichtern, die den Raum komplett ausleuchten, in Erinnerung geblieben – dazu die oxymorone Euphorie und Tanzbarkeit! Ungewollt berichtet Frank Spilker im Laufe des Abends, es sei der ungewollte Tourabschluss – die folgenden und ausverkauften Konzerte in Berlin und Hamburg müssen leider vorerst abgesagt werden. Das letzte Livekonzert für eine längere Zeit – das zaubert einen wohligen Pathos zwischen die warmen Lichter (der rhythmisch wackelnden Herzen).