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Kommt vorbei, MUTTER sind auf Tour

Kommt vorbei, MUTTER sind auf Tour

Diskurspop für den mauerlosen Kopf

Max Müller gründete vor einer Zeit, in der ich hätte Musik wahrnehmen können, Campingsex und danach Mutter. Letzteres Klangkonglomerat zwirbelt mit großen Worten und wabernden Melodien durch Berlin und darüber hinaus, um irgendwas für die Schubladen Noise, wegen mir auch Punk und – warum nicht auch noch Rock nennen – zu liefern. Wikipedia fragt nach Diskurspop und ich höre zum achten Mal Kann Man Nicht Lesen (feat. Unknown Artist) von der Komm-Platte aus dem Jahr 1991: “Hätte ich die Zukunft doch fest im eisernen Griff, damit sie mir nicht davon laufe, ins Verderben und sich herumtreibt in finsteren Kneipen in den Stammtischen derer, die sie schwängern. Gott zum Gruße! Hätte ich sie doch festgekettet in meinem Verließ oder in meinem Garten, wo ich sie nicht gießen brauche…” Das Rezitieren bricht aus mangelnder Lesbarkeit, bemerkt vom Vortragenden selbst, ab und ist trotzdem schön. Dort, auf dem Bett deutscher Popkultur findet im Übrigen auch Herr Lynch statt, zudem Herr Buttgereit (Regisseur), Otremba (der Gruppe Messer) und Herr Diederichsen. Ich bin längst aus diesem verstrickten, mitreißenden Loch zwischen Ich schäme mich Gedanken zu haben die andere Menschen in ihrer Würde verletzen, der Metaebenen des Visuellen von Europa gegen Amerika oder den Träumen von Anderssein aufgetaucht und kann das tiefere erforschen der Bandmusiken nur wärmsten empfehlen – für verregneten Wochentage und offene Herzen.

Mutter selbst arbeiten zur Zeit an ihrem 12. Studioalbum und propagieren auf Bandcamp generell große Worte um ihre Platten herum. So auch zu ihrem 1993 erschienen Opus Du bist nicht mein Bruder, deren Re-Release es im März mit einigen Liveterminen zu zelebrieren gilt:

Zwölf Zustandsbeschreibungen moralischer Verelendung und gesellschaftspolitischer Auflösung, vorgetragen in brachialer Dringlichkeit, direkt und frei von Ironie. Fabulöse Wahrheit und damit Schönheit, entsprungen aus der Ästhetik des Hässlichen. Ein zeitlos relevantes Album, fernab beliebiger Konsumierbarkeit. Rockmusik für Leute, die keine Rockmusik mögen.

Termine MUTTER “30 Jahre Wiedervereinigung: Du bist nicht mein Bruder” 2020

03.03.2020 Berlin, Roter Salon
04.03.2020 Düsseldorf, Zakk
05.03.2020 Hamburg, Golden Pudel Club

Weblinks MUTTER:

Homepage: www.muttermusik.de
Facebook: www.facebook.com/mutter.musik
Bandcamp: www.muttermusik.bandcamp.com

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