Da greift er wieder, der alte Reflex: Sagt man Gallagher, so sagt man auch Oasis. Sei es nun bei Noel oder bei Liam. Je nachdem eben, wer gerade aktuell ist. Während der eine in Kürze wieder aktuell wird, ist der andere gerade brandaktuell – und das ist in diesem Fall Liam. Tatsächlich: Zehn Jahre ist es inzwischen her, dass sich Oasis nach einer abgesagten Show in Paris aufgelöst haben. Während Bruder Noel nach wie vor mitsamt neuer Band unterwegs ist, hat Liam auch das Bandstadium namens Beady Eye inzwischen verlassen und firmiert jetzt unter dem eigenen Namen und hat mit Why Me? Why Not. sein nunmehr zweites Solo-Album veröffentlicht.
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Hilft denn dieser Reflex im Hier und Jetzt noch weiter? Nun, die Antwort hat Liam Gallagher schon mit der Vorabsingle eigentlich selbst gegeben: One Of Us behandelte mit nachdenklichem Britpop die Trennung. Mit Streichern, Gefühl und eben Liam-typischen Klängen. Und da sind wir dann auch schon an der Stelle angelangt, wo das Damals eher ein Vergleichspunkt ist. Denn man merkt den Stücken an, dass sie eben keine Oasis-Stücke sind, sondern Liam-Gallagher-Stücke. Sowohl in den nachdenklichen Momenten wie besagter Single als auch in den Tempo-reicheren Nummern. Standen seine Stücke bei Oasis immer eher im Schatten, so hat er sich aus diesem längst herausmusiziert.
Now That I’ve Found You ist beispielsweise so ein Titel, der gut für Liam Gallagher anno 2019 steht. Britpop in Bestform, mit klaren Gitarrenlinien eröffnet, gefühlvollem Gesang und einem treibenden Stück Musik zeigen hier einen Liam Gallagher, dem man beinah das Attribut „altersmilde“ aufdrücken will. Das würde bloß so verharmlosend klingen. Dabei kann Liam Gallagher auch die stampfenden Nummern nach wie vor sehr gut, wie ein Be Still gut belegt. Betont nach vorne, zielstrebig mit Freude am Riff und einem ausgefeilten Songwriting kann er überzeugen und beweist, dass er ganz und gar nicht zum alten Eisen gehört. Wie man es eher sagen könnte: Die Musik klingt, als sei hier einer mit sich im Reinen.
Eine Konstante, die im Hause Gallagher immer zu hören war, ist immer noch da: Inspiration von den Beatles. Stücke wie Meadow zeigen es in Songwriting und Gesang gut. Ein ruhiger Song mit klarer Gitarre und schleifender Orgel, der tatsächlich auch den Fab Four gestanden hätte. Kurzum hat das Album eigentlich alles, was man an Erwartungen an ein Liam Gallagher-Album stellen könnte. Einzig fehlend ist vielleicht ein Highlight, ein Hit, der herausragt. Das aber lässt sich sehr verschmerzen, da man dafür auf Why Me? Why Not. auch ohne Schwachstellen auskommt. Ein gelungener Zweitling!
Das Album erschien am 20.09.2019 als reguläre Auflage und als Deluxe Edition.
Tracklist LIAM GALLAGHER – Why Me? Why Not.
01. Shockwave
02. One Of Us
03. Once
04. Now That I’ve Found You
05. Halo
06. Why Me? Why Not.
07. Be Still
08. Alright Now
09. Meadow
10. The River
11. Gone
12. Invisible Sun (Deluxe Edition)
13. Misunderstood (auf Deluxe Edition)
14. Glimmer (Deluxe Edition)
Weblinks LIAM GALLAGHER:
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