Wie schnell können drei Tage eigentlich vergehen? Diese Frage stellen sich viele, die morgens aus ihren Zelten gejagt werden, als die Nachbarn schon anfangen abzubauen. Der letzte Tag des Hurricane bedeutet für viele auch den Aufbruch nach der letzten Band. Bis dahin ist aber noch viel Zeit, also lieber nochmal den Sonnenbrand verarzten und geschwind vor die Bühne.
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Den Beginn auf der Forest und River Stage machen SWMRS und Mavi Phoenix, welche bereits jetzt mit Problemen durch die Sonne zu kämpfen haben. Es ist schwer die Menschen in die pralle Sonne zu locken, gerade als Opener am letzten Tag, wo alle doch schon etwas platt sind. Langsam voller wird es dann aber zu Skinny Lister. Mit viel Charm lassen sie im Publikum Pub-Stimmung aufkommen, bei der auch gleich die ersten Biere besser schmecken. Mit Folk-Punk am Morgen kann man einfach fast nichts falsch machen. Also mal wieder den Nachbarn gekrallt und ordentlich im Kreis getanzt, dann ist die Morgengymnastik auch überstanden.”It’s so good to be back at Hurricane” sagt uns Sänger Dan Heptinstall, was wir ihm gerne glauben.
Irgendeinen trifft es ja bekanntlich immer. In diesem Jahr sind es Grossstadtgeflüster, die von technischen Problemen geplagt werden. Daher begrüßt uns Sängerin Jen Bender etwas verspätet mit den Worten “Wir haben keine Zeit wir müssen durchknattern”. Die Stimmung lässt sich davon aber nicht beirren. Etwas Zeit zwischen den Songs bleibt dennoch, so sagt uns Keyboarder Raphael Schalz “Ich spiel jetzt ein Keyboard Solo, aber nur wenn ihr dazu springt!”. Die Setlist ist bunt gemischt, aber besonders vom im August erscheinenden Album Trips & Ticks feiern einige Songs ihre Premiere.
So gut das Wetter auch ist, es macht einen richtig fertig. Nachmittags ist es kaum möglich für längere Zeit in der Sonne zu sein, was sich besonders vor den Bühnen zeigt. Zwar war es am Vortag auch schon ähnlich warm, kommen nun ein paar wenige Grad und eine gewisse Müdigkeit dazu, die alle heimsuchen und fertig machen. You Me At Six haben, wie auch alle anderen, mit diesem Problem zu kämpfen. Obwohl sich viele auf den Auftritt der Briten freuten, ist das Verlangen nach Schatten und Abkühlung größer. Die Band gibt dennoch ihr Bestes und springt wie wild über die Bühne. Definitiv kein schlechter Auftritt, nur schlechtes Timing, wofür die Band nichts kann.
Das gleiche Schicksal ereilt auch Bear’s Den auf der River Stage. Dennoch können sie einige vor die Bühne locken und dort ansetzen, wo Mumford & Sons am Vortag aufhörten. Eine Stunde Folk-Rock, der zum singen und tanzen animiert. Entsprechend ist die Stimmung recht entspannt und etwas verträumt. Eine große Show gibt es nicht. Da alle Bandmitglieder gleichzeitig singen und ihr Instrument spielen, ist dafür auch nicht viel Möglichkeit gegeben. So liegt der Fokus eher auf der Musik, welche sich vor allem auf das im Mai erschienene Album So That You Might Hear Me konzentriert.
In roten Anzügen gekleidet betreten Royal Republic die Bühne. Diese haben sich für den Abend ein klares Ziel gesetzt: So viele Circle Pits wie möglich. Sie begründen das Vorhaben indem “sie ja in irgendwas besser sein müssen, als die anderen Rock Bands”. Dazu zählt jeder Pit mit mindestens drei Personen. Dabei befördern sie einiges an Staub in die Luft und können sich den Erfolg klar zuschreiben. Dennoch liegt der Fokus auf ihrem neuen Album Club Majesty, aus welchem sie einige Songs zum Besten geben. Am Ende verabschiedet sich Sänger Adam Grahn mit den Worten “We hope you had as much as a good weekend as we”.
2018 meldete sich Mike Skinner, aka The Streets, nach sieben Jahren Pause wieder zurück. Darauf folgten zwei Singles und ein groß angelegte Tour. Nun hat er aber auf dem Hurricane mit dem Wetter zu kämpfen. Als Brite ist man schließlich (angeblich) Regen gewohnt. Dennoch springt er wild über die Bühne und ist immer wieder an der Absperrung zum Publikum zu finden. Die Stimmung ist grandios, jedoch haben sich nur wenige vor der Bühne versammelt, um die Rückkehr von The Streets zu feiern – Freundschaften geschlossen werden trotzdem!
Auch wenn Wolfmother erst 2005 erstmals veröffentlichten, erinnert ihr Sound an die 90er. Damit treffen sie jedoch genau ins Schwarze, dann fast jeder hat schon vor der Band gehört und sie konnten somit bisher große Erfolge erreichen, wenn auch nicht mit allen Songs. So merkt man schnell, dass alle nur auf zwei Songs warten. Joker & The Thief und Woman. Entsprechend ist die Stimmung, abgesehen von den ersten Reihen, etwas schwerfällig. Auf der Bühne ist es auch eher ruhig. Die Musiker konzentrieren sich auf ihre Musik und Sänger Andrew Stockdale wirft nur gelegentlich Worte wie “The international language of rock n roll brings us all together” in den Raum, bei denen man ihm aber zustimmen muss.
Als Interpol die Bühne betreten, wendet sich das Wetter langsam zum besseren. Die Sonne wird langsam milder und so treibt es immer mehr Leute vor die Bühne. Man merkt allen jedoch die letzten Tage Party an. Die Energie ist etwas weg oder wird noch für den Abschluss, die Foo Fighters, aufgespart. Zugegeben, zu dem melancholischen Sound der Band ist das feiern auch schwer. Die Band bleibt ihrem Stil treu und verzichtet fast komplett auf Interaktionen. Die Setlist besteht dabei primär aus ihren ersten beiden Alben Turn On the Bright Lights und Antics. Mit diesen Alben konnten sie bisher zwar den größten Erfolg erzielen, können Live aber auch mit ihren anderen vier Alben überzeugen.
Christine And The Queens ist in Deutschland noch nicht vielen bekannt, in Frankreich, ihrem Heimatland, ist sie aber schon ein Weltstar. Entsprechend ist es nicht weiter verwunderlich, dass die ersten Reihen schon gefüllt mit Fans der Foo Fighters sind. “Because it’s warm and I’m lazy, you can just call me Chris” sagt uns Sängerin Christine. Sie teilt sich die Bühne mit lediglich sechs Tänzern. Mit diesen tanzt sie entweder zusammen, oder diese unterstützen sie im Hintergrund. Die Performance wird so durchchoreographiert, dass es schon fast einem Theater gleicht und Erinnerungen an frühere Michael Jackson Shows kommen auf. Schon beeindruckend, wenn man bedenkt, dass die Künstlerin erst zwei Alben veröffentlicht hat.
Etwas unglücklich trifft es The Cure. Zwar können diese auf musikalischer Ebene vollkommen überzeugen, die Musiker wirken aber gewohntermaßen zumeist statisch auf der Bühne und Ansprachen gibts es keine, die würden jedoch auch etwas die Stimmung brechen. Die kommt für eingefleischte Fans schnell auf, auch wenn es ungewohnt ist, The Cure im Hellen zu sehen, wenn auch nur kurz vor dem letzten Headliner des Festivals. The Cure polarisieren und auch wenn der große Platz vor der River Stage nicht bis ganz hinten gefüllt ist, so finden sich neben den alten Fans auch so manche jüngere Fans im Publikum. Man darf gespannt sein, wie sich dies weiter entwickeln wird, denn The Cure werden im Herbst voraussichtlich ihr erstes neues Album seit über 11 Jahren veröffentlichen, dem so mancher schon entgegenfiebern dürfte.
Die Foo Fighter sind das große Finale, auf das alle gewartet haben. Beim Hurricane hat man oft den Eindruck, dass viele schon vor dem letzten Headliner abreisen, in diesem Jahr jedoch nicht. “Are you fucking ready? It’s been a long weekend” begrüßt uns Frontmann Dave Grohl mit leicht angeschlagener Stimme. Mit The Pretender und Lean To Fly geht es direkt in die Vollen, bis es auch den Letzten nicht mehr an seinem Platz hält. Pausen gibt es nur wenige, was uns Dave wie folgt erklärt: “There is a reason we play song after song after song.. we have been a Band for 25 years and we have a lot of them”. Mitten während des Konzerts entdeckt Taylor Hawkins einen Schnitzel Verkaufsstand. Schnell lässt er das Publikum “Schnitzel” in allen denkbaren Variationen rufen und dies wird nun zu einem Running-Gag des Abends. Zu dem Queen Cover Under Pressure übernimmt später Taylor den Gesang und Dave begibt sich ans Schlagzeug. Für den ehemaligen Nirvana Drummer natürlich kein unbekanntes Gebiet. Eine Zugabe gibt es nicht. Es werden die ganzen zwei Stunden am Stück durchgespielt.
Das war es also. Eins der wenigen Hurricane Festivals, die (fast) komplett Regenfrei waren. Auch die Veranstalter ziehen ein sehr positives Resümee. Die Stimmung war selten so gut wie in diesem Jahr und auch die Verkaufszahlen sind wieder gestiegen. 68.000 Personen waren pro Tag da und es ist das erste Mal, dass das Line Up genau so war, wie gewünscht. Auch die Einsatzkräfte vor Ort sind zufrieden. Die ganzen Tage zusammen gab es nur so viele Einsätze, wie in den Vorjahren an einem einzelnen Vormittag. Auch die Anzahl der Diebstähle ist drastisch zurückgegangen. Und die Fans? Zu keinem Zeitpunkt hat man traurige oder genervte Personen gesehen. Es waren drei Tage Party bei fast bestem Wetter, so dass man sich schon direkt auf die nächste Ausgabe freuen kann.
Als erster Headliner steht Seeed auf dem Plan, welche damit ihre vierjährige Festival Pause beenden. Der Vorverkauf hat bereits begonnen und die ersten 10.000 Tickets sind schon vergeben. Gebt also acht, nicht dass ihr am Ende ohne Ticket dasteht…
Beitragsbilder: Cynthia Theisinger