Er findet Wiesbaden furchtbar und wird wohl (?) so bald nicht wiederkommen: Noel Gallagher beehrt die hessische Landeshauptstadt an diesem milden Aprilabend mit seiner Anwesenheit und versprüht den typischen Gallagherschen Charme.
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Wie der Hauptact stammt auch der Support Blossoms aus England. Der verträumt-melancholische, synthesizerlastige Rock der fünf Jungs aus Manchester passt hervorragend zu dem, was da später am Abend kommen möge. Bei so mancher Vorband wünscht man sich, dass es zügig enden möge, Blossoms jedoch gelingt das kleine Kunststück, ihre knappe halbe Stunde Spielzeit noch viel kürzer wirken zu lassen, als sie es ohnehin schon ist.
Relativ undramatisch beginnt das Konzert einer lebenden Legende: Noel Gallagher! Das Intro läuft, die Musiker betreten die Bühne, der Mastermind selbst schmuggelt sich irgendwo dazwischen rein. Ohne große Worte zu verlieren, weitab von theatraler Inszenierung steht Noel dann hinter seinem Mikro, die Gitarre in den Händen und stimmt Fort Knox an, gefolgt vom Ohrwurm Holy Mountain. Mit It’s a beautiful World wird beim aktuellen Album Who built the Moon? verweilt, anschließend werden mit Riverman und Ballad of the Mighty I zwei Stücke vom 2015er Werk Chasing Yesterday zum Besten gegeben. Das Publikum reagiert wohlwollend, die Band hat sichtlich Spaß – nur Noel selbst lässt sich nicht aus der Reserve locken. Auf Rufe aus dem Zuschauerraum wird höchstens mit einem „Shut up!“ reagiert, hinzu kommt eine Prise Lästereien über Wiesbaden – Noel Gallagher wie man ihn kennt und liebt.
Dass seine High Flying Birds schön und gut sind, man sich im Schlachthof aber auch noch etwas mehr erhofft, wird deutlich, als Oasis Little by little anklingt – mit einem Mal erreicht die Stimmung ungeahnte Höhen, es wird gejubelt und mitgesungen. Bei Dead in the Water steht Noel dann allein mit seiner Gitarre auf der Bühne und sorgt für den ersten Gänsehautmoment des Abends. Nach einigen Solostücken kommt er dann doch erneut dem unausgesprochenen, aber deutlich spürbaren Wunsch des Publikums nach: Bei Half the World away ist schon keine Hand mehr unten, als dann die charakteristischen Akkorde von Wonderwall erklingen, muss Noel nicht einmal mehr singen – das übernimmt der Schlachthof für ihn. So richtig übel nehmen kann man ihm seine ruppige Art nicht, denn spätestens, als er seine Mitmusiker einzeln vorstellt und eventuell doch ein winziges Lächeln auf seinem Gesicht zu erkennen ist, wird deutlich, dass er dies alles vielleicht doch ganz gerne mag und macht.
Nachdem Don’t look back in anger gebührend zelebriert wurde, endet der Abend mit einem schwungvollen Cover von All you need is Love. Zum Schluss wird sich dann auch noch artig bei den Wiesbadenern – so schrecklich ihre Stadt auch sein mag – bedankt. Bei all seiner Merkwürdigkeit kann man Noel Gallagher die musikalische Genialität nicht absprechen. Aber Genie und Wahnsinn liegen ja bekanntlich oft nah beieinander…
Setlist NOEL GALLAGHER’S HIGH FLYING BIRDS @ Wiesbaden, Schlachthof (18.04.2018):
01. Fort Knox
02. Holy Mountain
03. Keep On Reaching
04. It’s A Beautiful World
05. In The Heat Of The Moment
06. Riverman
07. Ballad Of The Mighty I
08. If I Had A Gun…
09. Dream On
10. Little By Little (Oasis)
11. The Importance Of Being Idle (Oasis)
12. Dead In The Water
13. If Love is The Law
14. Be Careful What You Wish For
15 She Taught Me How to Fly
16. Half The World Away (Oasis)
17. Wonderwall (Oasis)
18. AKA… What A Life!
19. The Right Stuff (Z)
20. Go Let It Out (Oasis) (Z)
21. Don’t Look Back In Anger (Oasis) (Z)
22. All You Need Is Love (The Beatles Cover) (Z)
Galeriebilder: Sandro Griesbach
Weblinks NOEL GALLAGHER’S HIGH FLYING BIRDS:
Homepage: https://www.noelgallagher.com/
Facebook: https://www.facebook.com/noelgallaghermusic