LAIBACH – Dortmund, Junkyard (07.03.2018)

Fotos: LAIBACH
Laibach, © Wolfgang Heisel
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In durchaus interessantem Ambiente spielten die Slowenen von Laibach eines ihrer zwei NRW-Konzerte auf der zweiten Also Sprach Zarathustra-Tournee. Das relativ zentral gelegene Junkyard, 2016 eröffnet, schärft langsam, aber sicher sein Profil als Konzertclub. Die Innenausstattung lässt sich mit gewöhnlichen Konzertvenues kaum vergleichen, vor allem die Autoreifentürme mit integriertem Waschbecken (!!!) in den Toilettencontainern bleiben nachhaltig in Erinnerung.

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Punkten kann das für viele bisher unbekannte Junkyard aber mit dem wichtigsten, was eine Konzertlocation bieten muss: Die Akustik beim circa 95-minütigen Gig des Künstlerkollektivs war einwandfrei. Und auch die Steinwände wurden genutzt, um die Videoprojektionen nicht nur vorne, sondern auch an den Seiten zu zeigen. Ein beeindruckender “Rundum-Blick”, der die Darbietung der Stücke der aktuellen Platte noch ein wenig atmosphärischer gestaltete.

Ob wirklich alle der nur etwas über 100 Besucher wirklich glücklich den Heimweg antraten, nachdem Laibach ihr Set gegen 22:35 mit See That My Grave Is Kept Clean beendeten? Die Antwort auf diese Frage hängt wohl vor allem davon ab, inwiefern man sich mit Also Sprach Zarathustra anfreunden kann, das die erste Hälfte des Sets komplett füllte. Im Vergleich zum ausgiebigen Spectre-Tourblock war diesmal ein Gitarrist an Bord, der sich in die größtenteils instrumentalen Bombast-Science-Fiction-Soundscapes hörbar einfügte. Jedoch stellte sich richtige Begeisterung erst ein, als im zweiten Teil der Show auch ältere, in den letzten Jahren selten, bis gar nicht gespielte Stücke erklangen und die zur Teilzeitarbeiterin verdonnerte Mina Spiler das Publikum mit ihren herausragenden Gesangsqualitäten betören konnte.

Keine Setlist für Gelegenheitshörer

Dies gelang vor allem beim Henry Purcell-Cover Cold Song, bei Bossanova und nicht zuletzt beim bereits erwähnten Abschlusssong. Dazwischen intonierte Milan Fras mit seinem legendären Brummelbariton uralte Klassiker wie Brat Moj, Ti, ki izzivas oder Wirtschaft Ist Tot. Auch das aus politischen Gründen leider wieder aktuell gewordene Anti-Semitism fand den Weg ins Set.

Die „richtigen“ Hits lassen Laibach auf dieser Tournee dagegen komplett zuhause. Aber wer, der sich in den letzten Jahrzehnten mit den Slowenen auseinandergesetzt hat, wundert sich darüber? Laibach sind und bleiben kompromisslos und ziehen ihr Ding durch. Auf Platte, in Videos, in Songtexten, in ihrer Außendarstellung und nicht zuletzt auch auf der Bühne. Irgendwie eine wohltuende Konstante in der weltweiten Musikszene.

Setlist LAIBACH @ Dortmund, Junkyard (07.03.2018)

01. Von Den Drei Verwandlungen
02. Ein Untergang
03. Ein Verkündiger
04. Von Gipfel Zu Gipfel
05. Das Glück
06. Die Unschuld II
07. Das Nachtlied II
08. Das Nachtlied I
09. Als Geist
10. Vor Sonnen-Aufgang
11. New Parnassus
12. Cold Song
13. Anti-Semitism
14. Brat Moj
15. Le Privilege Des morts
16. Ti, Ki Izzivas
17. Wirtschaft Ist Iot
18. Bossanova
19. See That My Grave Is Kept Clean

Foto: Wolfgang Heisel (Archivbild)

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