Horrende 45 Euro für eine Eintrittskarte waren wohl doch des Guten zuviel. Eine der wohl bestbesetztesten Alternative-Shows der jüngeren Vergangenheit wurde wenige Tage vorher vom Palladium in die deutlich kleinere Live Music Hall verlegt. Ein klassischer Fall von „zu hoch gepokert“ – der Zuschauerzuspruch für At The Drive-In und Death From Above, die jeweils ein neues Album im Gepäck hatten, fiel selbst am günstigen Samstagabendtermin überschaubar aus. Diejenigen, die kamen, erlebten aber einen schweißtreibenden Abend.
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Selbst die Vorband der Vorband gab Vollgas. Allen voran Sängerin Teresa Suarez, besser bekannt unter ihrem Künstlernamen „Teri Gender Bender“ legt viel Leidenschaft in ihre Performance, wenn sie mit Le Butcherettes unterwegs ist. Kreischen, kieksen, seltsam anmutende Tanzbewegungen und Mimiken, ein knallrot leuchtendes Outfit – da ist es schon schwer, nicht hinzugucken. Hinhören lohnt aber auch, wenn das mexikanische Trio mit seinem elektronisch unterstützten Garagenpunk loslegt. Nach 30 energetischen Minuten waren die Besucher in der Ehrenfelder Kult-Location ausreichend aufgewärmt für die nun folgende Krachkaskade.
Denn was Jesse Keeler live an Tönen aus seinem Bass rausholt, lässt dem geneigten Death From Above-Zuhörer immer wieder den Mund offenstehen. Die Dancepunker standen seit jeher immer schon mit einem Bein im Noise-Rock, daran ändert auch die Tatsache nichts, dass die zwei letzten Alben The Physical World und Outrage Is Now doch ein wenig gesetzter daherkamen als das legendäre 2004er-Debüt You’re A Woman I’m A Machine. So ging es mit dem Wolfmother-esquen Nomad direkt in die Vollen, im Anschluss folgten neun weitere alte wie neue Stücke mit Abtanz- und Mitsing-Garantie, wobei DFA viele ihrer größeren Hits wie Virgins, Always On, Turn It Out oder Blood On Our Hands ausließen. Romantic Rights stellte kurz vor Schluss aber auch die Gelegenheitshörer zufrieden, Sänger und Drummer Sebastien Grainger verwies zwischendurch noch auf die vielen schönen Köln-Shows der Vergangenheit – vielleicht ein Wink auf eine baldige Club-Tour? Hoffen wir es.
Setlist DEATH FROM ABOVE @ Köln, Live Music Hall (03.03.2018)
01. Nomad
02. Right On, Frankenstein
03. Moonlight
04. Caught Up
05. Going Steady
06. Outrage Is Now
07. Holy Books
08. Freeze Me
09. Romantic Rights
10. The Physical World
Und dann? Eine spielfreudige Band, die in ihrem Genre Maßstäbe gesetzt hat und mit Inter Alia 2017 ein tolles Comeback-Album veröffentlichte. Ein textsicheres und lautstarkes Publikum. Ein klasse abgemischter Sound. Dieser At The Drive-In-Gig hätte so gut werden können. Wäre da nicht die völlig ramponierte Stimme von Cedric Bixler-Zavala gewesen. Der Mann, der von sich behauptet, früher zeitweise bis zu 1.000 Dollar pro Woche für Marihuana ausgegeben zu haben, regte sich zunächst in nicht jugendfreier Sprache minutenlang darüber auf, dass ein Zuschauer beim Opener Arcarsenal einen Bierbecher gen Bühne schmiss – und stellte dann über die verhältnismäßig kurze Dauer von 75 Minuten unter Beweis, dass er es einfach nicht mehr drauf hat. Ein durchgängig saft- und kraftloses Gebelle statt klaren energetischen Screams. Anmerken ließ sich das Publikum von der schauerlichen Gesangsleistung nichts. Wilder fröhlicher Pogo, lautstarke Mitsingchöre, insbesondere bei den zahlreichen Relationship Of Command-Klassikern und dem wunderschönen Napoleon Solo. Trotzdem: Völlig zufrieden konnte kein Fan die Live Music Hall verlassen – es sei denn, er kam vordergründig für Death From Above oder Le Butcherettes.
Setlist AT THE DRIVE-IN @ Köln, Live Music Hall (03.03.2018)
01. Arcarsenal
02. No Wolf Like The Present
03. Pattern Against User
04. Hostage Stamps
05. 198d
06. Holtzclaw
07. Napoleon Solo
08. Pendulum In A Peasant Dress
09. Invalid Litter Dept.
10. Enfilade
11. Quarantined
12. Governed By Contagions
13. One Armed Scissor (Z)