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Interview: MESH (Richard Silverthorn)

Interview: MESH (Richard Silverthorn)

Mit Live at Neues Gewandhaus Leipzig ist es Mesh erstmalig gelungen, mit einem Live-Album in die Album-Charts einzusteigen. Dabei ist es kein gewöhnliches Live-Album, denn – wie der Titel schon andeutet – hier wurde im Rahmen des Festivals Gothic Meets Klassik im Jahr 2015 ein Auftritt mit Orchester aufgenommen. Neben den fünf aufgeführten Live-Stücken haben die Musiker das Album noch um drei spätere Studio-Aufnahmen ergänzt und nun kürzlich veröffentlicht. Wir haben der Band zur Veröffentlichung einen Schwung Fragen geschickt, die Keyboarder Richard Silverthorn uns gerne beantwortete.

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Auch wenn die Show jetzt schon über zwei Jahre zurückliegt… Ich würde gerne zu Beginn wissen: Wie kam es, dass Ihr die Gelegenheit hattet, dieses spezielle Konzert zu spielen?
Nun, ich hab die Klassik-Show von VNV Nation gesehen und dachte mir „wow, was für eine großartige Idee“. Ich hab Ronan eine Nachricht geschickt, kurz nachdem ich dachte, wie stark die Show war. Zu der Zeit hatte ich noch gar nicht realisiert, dass das ja ein jährlicher Event ist. Einige Jahre später habe ich eine Anzeige dafür gesehen und gedacht: „Warum wurden wir noch nicht gefragt?“ Ich habe unseren Tourmanager angerufen, der wiederum den Promoter der Veranstaltung angerufen hat. Binnen Minuten kam er aufgeregt mit einem „Ja“ zurück. So kam das ursprünglich.

Was war Euer erster Gedanke, als Ihr von der Klassik-Show erfahren habt?
Wir fühlten natürlich geehrt zu Beginn, aber dann kam auch schnell der Gedanke „wow, wir müssen da echt etwas Besonderes machen, damit das funktioniert“. Ich hatte das Gefühl, dass viele unserer Stücke in einer orchestrierten Version super klingen würden, aber die richtigen auszusuchen und sie entsprechend umzusetzen, war ziemlich schwierig.

Wenn Du nun an die Anfänge Eurer Karriere zurückdenkst: Wie hättest Du vor reagiert, wenn Dir jemand gesagt hätte, dass Du in 25 Jahren eine Show mit Orchester spielst?
Ich hätte ihm niemals geglaubt. Selbst wenn Du das vor ein paar Jahren gefragt hättest, hätte ich dieselbe Antwort gegeben. Ich denke, im tiefsten Inneren ist es der Traum jedes Musikers, in dieser Position zu sein. Ein Orchester zu haben, das spielt, was du geschrieben hast, ist ein erstaunliches Gefühl.

Nun ist die Scheibe draußen… Wenn ich etwas ketzerisch frage: Warum hat es über zwei Jahre gedauert, um nach der Show die Platte herauszubringen? War es wegen der drei Studio-Tracks?
Gute Frage… Ich persönlich wollte es so schnell wie möglich herausbringen, aber das Problem war, das wir die Looking Skyward gerade so gut wie fertig hatten, die Vorrang hatte. Wir haben dann abgewartet, bis sie draußen war und die ganze Promo- und Pressearbeit durch war. Dazu gehörten auch viele Shows in ganz Europa. Nachdem sich das alles gelegt hatte, haben wir angefangen, am Klassik-Album zu arbeiten, die Fotos zusammenzutragen, die Aufnahmen zu mixen… Dann kam uns die Idee, zusätzliches Material in Form der drei Studio-Stücke zu ergänzen. Zu guter Letzt dachten wir, dass sich das Album wie ein Winter-Album anfühlt und nicht im Sommer erscheinen soll.

Als Ihr damals die Show vorbereitet habt: Wie habt Ihr ausgesucht, welche Stücke Ihr live spielen möchtet?
Das Vorgehen ist, dass man acht Stücke auswählt und rausschickt, von denen fünf für die Veranstaltung ausgewählt werden. Wir mussten da lange und scharf drüber nachdenken, welche Stücke wir wählen, da wir einen großen Back-Katalog haben. Statt nur die offensichtlichen populären Stücke unserer Laufbahn zu wählen, haben wir überlegt, welche sich am meisten für eine orchestrale Umsetzung anbieten. Wir haben mit Save Everyone sogar eine B-Seite unserer Singles ausgewählt.

Ich denke, es war einiges umzuarrangieren für Euch, als Ihr die Show vorbereitet habt. Habt Ihr vielleicht während der Proben sogar selbst neue Aspekte an Euren Stücken entdeckt?
Um ehrlich zu sein, war das alles sehr einfach für uns. Conrad Oleak ist derjenige, der alle orchestralen Arrangements gemacht hat. Er hat direkt eine Verbindung zu den Stücken aufbauen können, was es ihm einfach gemacht hat. Als er uns die Stücke zur Genehmigung geschickt hatte, hat uns das absolut umgehauen. Es gab nur minimale Änderungen unsererseits, aber es klang überwältigend. Ich erinnere mich sehr gut, wie wir da nachts saßen, uns diese cineastischen Arrangements (teilweise nah an James Bond) anhörten und dachten, dass das tatsächlich wir geschrieben haben. Das war ein tolles Gefühl. So ging das alles recht fix zusammen.

War es für Euch im Hinblick auf kommende Werke inspirierend, die Stücke umzuarrangieren?
Ja, definitive. Wenn ich schreibe, nutze ich oft Streicher-Klänge und orchestral inspirierte Sounds, um einen breiten Klang herzustellen. Das in echt zu haben war fantastisch. Als wir Conrad in seinem Studio in Berlin getroffen haben, erwähnte er die Möglichkeit, auch in der Zukunft mit ihm zusammenzuarbeiten und vielleicht einige gesamplete und elektronische Streicher durch echte zu ersetzen. Er war zum Glück sehr begeistert.

Wie habt Ihr die Show rückblickend selbst empfunden?
Als wir losgingen zur Bühne raus war ich glaub ich so nervös wie sonst nie vor einer Show. Die Atmosphäre und die Akustik im Gewandhaus war umwerfend. Sich umzusehen bei einem stillen Publikum, das die ersten Noten erwartet, ist etwas, das ich nie vergessen werde. Die Sitz-Anordnung ging rund um die Bühne. Nachdem es losging fühlte es sich an, als wären es nur ein paar Minuten gewesen. Ich glaube, wir konnten das in dem Moment gar nicht richtig würdigen, wie gut das klang, bis das Publikum begeistert aufsprang und uns Standing Ovations gab.

Wann hattet Ihr die Idee, es als Album zu veröffentlichen?
Ich denke, wir und unsere Plattenfirma wussten, dass das eine Möglichkeit ist, etwas komplett anderes von uns zu veröffentlichen, aber wir waren uns nicht sicher, ob es funktioniert. Wir haben sichergestellt, dass die komplette Veranstaltung professionell aufgenommen wird und hofften, dass es okay klingt. Direkt als wir fertig waren, waren die Reaktionen von allen, die an dem Abend vor Ort waren, so gut, dass wir wussten, dass wir es veröffentlichen müssen.

Nach der Entscheidung: Wie habt Ihr ausgewählt, welche drei weiteren Stücke noch zur Veröffentlichung ergänzt werden sollen?
Wir hatten die Idee, ein paar der neuen Stücke der Looking Skyward zu nutzen, weil wir wussten, dass zur Veröffentlichung des Orchester-Albums die Looking Skyward bereits draußen ist. Zudem schlug jemand Can You Mend Hearts von der We Collide vor, was wir für eine gute Idee hielten.

Die Show ist um, die Veröffentlichung ist draußen… Würdet Ihr sagen, dass die Klassik-Geschichte eine einmalige Sache war oder könnt Ihr Euch vorstellen, eine solche Show bzw. eine solche Veröffentlichung zu wiederholen?
Wenn wir die Chance bekommen, bin ich mir ziemlich sicher, dass wir die Gelegenheit wahrnehmen werden. Ich kann mich erinnern, dass es eine einmalige Erfahrung war… Ich hoffe, das war es nicht.

Generell betrachtet: Letztes Jahr habt Ihr die Looking Skyward veröffentlicht. Arbeitet Ihr schon an neuem Material? Gibt es da etwas, das Ihr bereits nennen könnt?
Es braucht für uns eine Weile, wieder zurück zum Schreiben zu kommen. Mit so vielen Dingen, die gerade laufen, ist es schwer, sich gedanklich wieder ins Schreiben zu bringen. Wir haben viel an einer DVD der letzten Tour gearbeitet, die wir hoffentlich in 2018 veröffentlichen, sodass wir etwa die letzten 18 Monate nonstop zugange waren.

Am Ende würde ich nun gerne noch wissen: Das Jahr hat nur noch ein paar Wochen. Warum würdet Ihr sagen, wird 2018 „das Jahr von mesh“?
Nun, wer weiß… Wir haben immer noch die Energie und die Vision, die wir hatten, als wir angefangen haben. Vielleicht sind wir etwas weiser geworden, aber wir lieben nach wie vor, was wir tun und so lange die Leute es genießen, werden wir weitermachen. Auf in 2018!

Weblinks MESH:

Homepage: www.mesh.co.uk
Facebook: www.facebook.com/meshtheband
Twitter: www.twitter.com/meshwecollide

Bilder: Chris Ruiz

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