Montreal – Köln, Live Music Hall (27.10.2017)

Fotos: MONTREAL
Montreal, ©Marcus Nathofer
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Deutschsprachiger Punkrock mit eingängigen Melodien, viel Wortwitz und ungeheurem Charme – so würde man Leuten das Hamburger Trio Montreal passend beschreiben, die ihre Musik noch nie zuvor zu hören bekamen. Ein Konzert der sympathischen Band stand für den Spätoktober auf der Agenda. Auf Grund sehr hoher Nachfrage, und nicht zuletzt wegen kürzlicher Schließung des kölschen Kult-Clubs Underground (Rest in peace!), wurde die Show bereits Wochen vor dem eigentlichen Termin in die nahe gelegene, größere Live Music Hall verlegt. So konnte einmal mehr die Beliebtheit der Band in der rheinischen Domstadt unter Beweis gestellt werden.

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Als Support hatten man sich mit Pensen Paletti einen Hamburger Musikerkollegen ausgesucht, der sonst in den Bands Das Pack oder Monsters of Liedermaching aktiv ist. Ein früher Konzertbeginn, war einer später folgenden Party geschuldet. Dienjenigen, die also früh genug da waren, konnte Paletti mit seiner eigens gebauten Bumm-Gitarre – einer Westerngitarre mit verkabeltem Drumcomputer, der durch Knöpfe am Schlagbrett der Gitarre gesteuert wurde – verzaubern. Mit seiner schier genialen Instrumentenkonstruktion bereite er das Kölner Publikum mental auf Montreal vor.

Die Band des Abends betrat pünktlich um 20 Uhr die Bühne. Zur rheinischen Großstadt verbindet Montreal bereits seit langer Zeit eine Liason der besonderen Art. So benannten sie ihr letztes Album nach dem legendären Kölner Punkclub, der auf den Namen Sonic Ballroom hört. Mit dem Song Kino?!, zu finden auf ihrem neuesten Werk Schackilacki, wurde das Publikum amtlich begrüßt. Auf Zucker für die Affen, dem augenzwinkernden, selbstironischen musikalischen Kommentar zu Bandreunions, folgten mit Ubahnlinine 2 und Walkman Revolution ein paar alte Kracher. Clevere, meist witzige Liedtexte wie in ihrem skurillen Neues aus der Hobbythek mit entsprechend lustigen Überleitungen – das sind Yonas’ (voc/git) und Hirschs (voc/bass) Markenzeichen. Sie machen keinen Hehl daraus, dass ihrer Meinung nach die beliebtesten Lieder von Bands meistens Coverversionen sind – mit Katherine Katherine, dem Steinwolke-Cover aus den 19080er Jahren, untermauerten sie dies.

Das wichtigste Bandmitglied wurde, so wie üblich, gebührend in Szene gesetzt: Max Power, Schlagzeuger des Trios, ließ sich wortwörtlich auf Händen tragen, um Schnaps zu besorgen, zeigte sportliche Höchstleistungen in Form einer Rolle vorwärts und stimmte natürlich auch sein eigenes Lied an. Für Aufsehen sorgte an diesem Abend neben der Hamburger Band noch ein anderer Musiker: Der Sänger der Donots, Ingo Donot, befand sich ebenfalls unter den Gästen. Von Bassist Hirsch erblickt, wurde Ingo auf die Bühne geholt, wo er für den zweiminütigen Song 120 Sekunden mit Stoppuhr als Richter über die Songlänge fungierte. Weitere eingängige musikalische Ergüsse wie Großstadtrevier, Endlich wieder Discozeit, Solang die Fahne weht, Das falsche Pferd oder das herrlich belanglose und darum gerade so gehaltvolle Stück Pullover durften auch an diesem Abend nicht in der Setliste fehlen.

Das Clubsterben in Bezug auf die Schließung des o.g. Undergrounds wurde von den Frontern kritisch betrachtet, spielten sie doch das letzte Mal in einem Club namens Die Werkstatt – ein Club, der ebenfalls seit geraumer Zeit geschlossen ist. Sollte dies also auch das Ende für die Live Music Hall bedeuten? Wohl kaum, zumindest nicht nach diesem Abend. Trotz Zeitdruck hinterließ eine lange Setlist mit großzügiger Zugabe den Eindruck, dass Montreals Reise auf jeden Fall weitergeht – nach oben und in noch größere Hallen, wohlgemerkt.

Setlist MONTREAL @ Köln, Live Music Hall (27.10.2017):

01. Kino?!
02. Zucker für die Affen
03. Walkman Revolution
04. Ubahnlinie 2
05. Auf der faulen Haut
06. Richtig falsch
07. Neues aus der Hobbythek
08. Mädchen aus Berlin
09. Idioten der Saison
10. Katharine, Katharine (Steinwolke-Cover)
11. Stille Post
12. Was ich will
13. Max Power
14. Einfach nur verstehen
15. Großstadtrevier
16. 120 Sekunden
17. Ihr Mieter/Feind
18. Pullover
19. Bernd, der Bankräuber
20. Osnabrück
21. Endich wieder Discozeit
22. Das falsche Pferd (z)
23. Solang die Fahne weht (z)
24. Allein mit mir (z)
25. Was wir haben (zz)
26. Musik in meinen Ohren (zz)
27. Tag zur Nacht (zz)

Fotos: Marcus Nathofer

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