Milky Chance ist der Überraschungscoup der letzten Jahre aus Deutschland. National und international landeten Clemens Rehbein und Philipp Dausch einen riesigen Hit mit Stolen Dance und ihrem ersten Album Sadnecessary, was sich weltweit glänzend verkaufte. Inzwischen erschien Album Nummer zwei, was die Herren aus Kassel Blossom tauften.
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Doch bevor sie dies im ausverkauften Palladium live vorstellen, gehört zunächst dem Support die Bühne. Kim Churchill ist ein Sänger aus Australien, der viele Instrumente beherrscht, aber auch gleichzeitig spielt. Er bedient also beispielsweise eine Trommel mit den Füßen. Es ist gute, solide Singer-/Songwriter-Musik mit einem starken Hang zum Folk. Was durchaus gut beginnt, reizt sich mit Dauer seines Auftritts allerdings aus. Die Musik klingt immer sehr ähnlich und wird dadurch leider etwas eintönig. Die Kölner schenken ihm jedoch großzügigen Beifall.
Nach der obligatorischen Umbaupause, eröffnen Milky Chance mit Band dann den Hauptteil des Abends. Und hier wird sofort klar, wohin die Reise gehen wird. Sehr viele bunte Scheinwerfer und sogar richtig große bunte Lichterkugeln, sorgen von Beginn an für Partystimmung und Wohlgefühl. Es bleibt so den ganzen Abend über und erweist sich als ein Stilmittel für die Show. Und auch wenn Wikipedia Milky Chances Stil eher Folktronica nennt, so ist auch eine gehörige Portion Reggae mit dabei. Und ein Klischee wird gleich mitbedient: Selten riecht es seit dem Rauchverbot auf Indoor-Konzerten noch so nach Gras wie an diesem Abend. Der Stimmung tut dies natürlich keinen Abbruch. Da die Show sich aber dadurch ganz gut von selber trägt, können Milky Chance auf Ansagen und Anekdoten fast gänzlich verzichten. Entertainment scheint auch nicht die Stärke von Frontmann und Sänger Clemens Rehbein zu sein.
Musikalische Unterstützung erhält Milky Chance beim Stück Cold Blue Rain von Ferdinand Schwarz an der Posaune und in den Zugaben gesellt sich zusätzlich noch Severin Kantereit – beide Musiker der Band Annenmaykantereit – mit auf die Bühne und haut kräftig auf ein Schlagwerk. Ein weiteres Sahnehäubchen ist die Coverversion von The Dreamer von The Tallest Man on Earth, was Rehbein und Dausch ohne jegliche Verstärkung auf der Gitarre spielen und singen. Dafür muss das Publikum still sein, denn sonst sind sie nicht zu hören. Und der Plan geht auf. Keiner quatscht, nur wenige zücken das Handy, aber nahezu alle lauschen und erfreuen sich an der Musik. Alles fügt sich gut zusammen, die Band spielt professionell und es wirkt nicht einstudiert, sondern authentisch. Auch dass sich die Musiker eher schüchtern geben, wirkt sympathisch und unterstreicht, dass die Karriere von Milky Chance trotz sehr großen Erfolgs noch jung ist und am Anfang steht.
Behalten Milky Chance diese Rezeptur, sowohl musikalisch als auch im Auftreten bei, so werden sie auch künftig in der deutschen Musiklandschaft mitmischen. Denn ihr Erfolgsgeheimnis ist eigentlich gar nicht so schwer zu durchschauen. Es ist für jeden etwas dabei. Und das ist eine große Kunst.
Setlist MILKY CHANCE @ Köln, Palladium (21.11.2017):
01. Clouds
02. Ego
03. Blossom
04. Doing Good
05. Firebird
06. Flashed Junk Mind
07. Peripeteia
08. Cold Blue Rain
09. Fairytale
10. Down By the River
11. Sadnecessary
12. Alive
13. Bad Things
14. Loveland
15. Cocoon
16. The Dreamer (Z)
17. Stolen Dance (Z)
18. Sweet Sun (Z)
Fotos: Angela Trabert