Unter den besten Vorzeichen stand dieser Konzertabend wahrlich nicht. Rund um die Volksbühne am Kölner Rudolfplatz gab es in den vergangenen Wochen so einige, aus Sicht eines Konzertgängers ziemlich ärgerliche Meldungen. Nach einer Häufung von Anwohnerbeschwerden wurden recht kurzfristig alle geplanten Konzerte vorverschoben, gekürzt oder in Einzelfällen sogar komplett gecancelt. Sperrstunde ist nun um 22:00 Uhr, vorher wird mit einem Dezibelmessgerät in Bühnennähe genauestens geprüft, ob die im Wohngebiet zulässige Lautstärke eingehalten wird. Ohrenstöpsel brauchten die Besucher des Laibach-Gigs somit sicher nicht. Da aufgrund der rigiden Zeitbeschränkung zudem klar war, dass das slowenische Künstlerkollektiv niemals das von den letzten Tourneen gewohnte Programm aufführen können wird, war die Vorfreude eher gebremst. Dass dann natürlich auch noch der Anreiseverkehr mit dem ÖPNV aufgrund einer Streckensperrung zwischen Düsseldorf und Köln zum Problem wird, war so vorher nicht zu erahnen, passte aber ins Bild.
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Nach einem beherzten Sprint durch Teile der Kölner Innenstadt kamen wir somit gerade rechtzeitig zu den ersten Tönen von Smrt za smrt in den exakt 402 Zuschauer fassenden, komplett bestuhlten Saal hereingerauscht. Und hatten damit leider keine Zeit, die wirklich schöne Innenarchitektur zu genießen. Das Publikum war -wohl auch, weil die Performance im Rahmen des Kunstfestivals Pluriversale stattfand- sehr gemischt. Enthusiastische Vollblutgoths und Bandshirtträger zum einen, im edlen Anzügen gewandte Kunstkritiker, die sonst wohl eher der klassischen Musik frönen, zum anderen. Gemessen an den Reaktionen, welche Laibach für ihre wieder einmal künstlerisch einwandfreie Darbietung bei guter Akustik bekamen, schien wenig überraschend nicht jeder der Anwesenden so richtig angetan vom Gehörten. Fragende Blicke erfüllten das weite Rund nach dem Opener-Duo – vielleicht war es seitens der Musiker ja Kalkül, die 65-minütige Show mit zwei recht lärmigen, uralten slowenischsprachigen Stücken zu eröffnen.
Der Applaus wurde im weiteren Verlauf des Konzerts lauter, die etwas bekömmlicheren Synthie-Pop-Songs des Spectre-Albums schienen doch ein wenig besser anzukommen. Was folgte? Leises Gelächter bei den gewohnten Roboter-Ansagen („Everybody on the left say Ho! Ho!“) und umso mehr Stirnrunzeln bei der abschließenden Neuinterpretation des Opus-Schützenfest-Gassenhauers Life Is Life. Inklusive Hakenkreuz-Flattern über der Videoleinwand.
Was nach der x-ten Laibach-Show in NRW in den letzten vier Jahren bleibt? Das seltsame Gefühl, eine in Lautstärke und vor allem Länge stark beschnittene Aufführung verfolgt zu haben, bei der das Publikum nur in Teilen an richtiger Ort und Stelle zu sein schien. Auf der anderen Seite war es schön zu sehen, dass Laibach auch im vierten Bandjahrzehnt immer noch für verstörte Blicke und Kopfschütteln sorgen können. Dies demnächst bitte wieder in voller Lautstärke und Spieldauer!
Setlist LAIBACH @ Köln, Volksbühne (19.04.2017)
01. Smrt za smrt
02. Ti, Ki Izzivaš
03. Now You Will Pay
04. The Great Divide
05. Eurovision
06. Walk With Me
07. Resistance Is Futile
08. My Favourite Things
09. The Whistleblowers
10. No History
11. Bossanova
12. Opus Dei / Leben heißt Leben
Fotos: Wolfgang Heisel