JARVIS COCKER & CHILLY GONZALES – Room 29

JARVIS COCKER & CHILLY GONZALES - Room 29
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8

Gesamtnote

8

Eine vielversprechende Kombination zweier Musiker, bei denen man im Grunde aber so gar nicht weiß, was man zu erwarten hat. So können Chilly Gonzales und Jarvis Cocker schließlich beide sowohl die gute Unterhaltung als auch das leichte Fach. Cockers Werke mit Pulp sind bekannt, als Autor dieser Zeilen erinnere ich mich gerne an ein Chilly Gonzales-Konzert, das für mich das bisher erst und einzige Mal war, an dem ich bei einem bestuhlten Saal einen Künstler crowdsurfen sah. Aber sowohl in Jarvis Cockers Solowerk als auch bei Chilly Gonzales und seinen Piano-Künsten ist ebenso bekannt, dass sie auch ernstere Klänge beherrschen und zudem auch gerne avantgardistische Züge zulassen. Ein erstes Indiz, wo die Reise hingeht, kann schon das Label geben: Room 29 erscheint auf Deutsche Grammophon. Also dort, wo vorwiegend klassische Musik zu erwarten ist.

Lass Dir den Beitrag vorlesen:

Soviel sei vorweggenommen: Ja, es ist eher „ernste“ Musik, die es hier zu hören gibt. Wer auf avantgardistische Feuerwerke wartet, wird eher enttäuscht. Wer dafür ein bisschen Tiefgang gerne hat, dem wird die Thematik gefallen. Aber worum geht’s denn eigentlich? Nun, im Mittelpunkt steht das Chateau Marmont Hotel in Los Angeles. Ein legendärer Aufenthaltsort: Jim Morrison fiel hier vom Dach, Led Zeppelin fuhren auf Motorrädern durch die Lobby, Helmut Newton verunglückte tödlich, Lindsey Lohan hat Hausverbot… Und das sind nur einige Geschichten, die dieses Hotel schrieb. Nun ergab es sich 2012, dass auch Jarvis Cocker in besagtem Hotel residierte. Dies tat er in Raum 29. Praktischerweise stand im Raum auch ein Stutzflügel – die Kombination des historischen Ortes und des Instruments ließ Cocker direkt losarbeiten. Ein Ansatz, den auch Chilly Gonzales sehr inspirierend fand, sodass es bald zur Zusammenarbeit kam.

Dabei erzählt das Album nun Geschichten aus dem besagten Hotel, repräsentiert aber gleichermaßen die Einsamkeit, die einen in Hotelzimmern einholen kann. Musikalisch geschieht dies mit fragilen Arrangements, die minimalistisch und gefühlvoll klingen. Sehr viele der Stücke leben einzig vom Klavierspiel des Chilly Gonzales und der Stimme von Jarvis Cocker. Ruhig und bedächtig geht es dabei zu, emotional ist es. Hier und da kommen auch mal Streicher mit dazu, die sich gut ins Gesamtbild einfügen. Mal ist das tieftraurig, wie beispielsweise in Tearjerker, aber es geht auch schon mal ins Chanson-Fach und ist etwas optimistischer, wie man unter anderem in Salomé feststellen kann. Insgesamt aber überwiegt die Nachdenklichkeit, es ist eine Art sentimentales Storytelling. Auch ein Stück wie A Trick Of The Light kann hierfür gut Pate stehen, wenn es bedächtig mit Piano-Klängen agiert und einen leicht anklagenden Gesang präsentiert.

Insgesamt 16 Stücke sind es, die auf den gut 50 Minuten von den beiden Künstlern präsentiert werden. Man wusste vorher kaum, wohin die Reise wohl gehen wird, man ist am Ende überrascht, wie stringent es in die ruhige Piano-Richtung geht, aber man stellt fest: Es war eine gute Entscheidung. Hier haben sich zwei gefunden, die den perfekten gemeinsamen Nenner gefunden haben. Es entstand ein Album, mit dem man sich beschäftigen muss, was dafür aber auch begeistern kann, wenn man es erst einmal angemessen hat wirken lassen.

Tracklist JARVIS COCKER & CHILLY GONZALES – Room 29:

01. Room 29
02. Marmont Overture
03. Tearjerker
04. Interlude 1 – Hotel Stationery
05. Clara
06. Bombshell
07. Belle Boy
08. Howard Hughes Under The Microscope
09. Salomé
10. Interlude 2 – 5 Hours A Day
11. Daddy, You’re Not Watching Me
12. The Other Side
13. The Tearjerker Returns
14. A Trick Of The Light
15. Room 29 (Reprise)
16. Ice Cream As Main Course

Weblinks JARVIS COCKER:

Homepage: www.jarviscocker.net
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Twitter: www.twitter.com/reallyjcocker

Weblinks CHILLY GONZALES:

Homepage: www.chillygonzales.com
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