SOLAR FAKE – München, Backstage (10.03.2017)

SOLAR FAKE - München, Backstage (10.03.2017)
Solar Fake, © Sabine Thiele
Geschätzte Lesezeit: 3 Minute(n)

Als man das Werk, die große Halle des Backstage, an diesem Abend betrat, musste man sich erst einmal die Augen reiben. Klar, die Bestuhlung war angekündigt, aber dennoch wirkte es sehr ungewohnt, diese Halle, in der sonst gerne getanzt, gepogt oder eben einfach nur gestanden wird, so zu sehen. Aber: Besondere Anlässe erfordern besondere Maßnahmen. Und wenn sich ein etablierter Elektro-Act beschließt, einfach mal die Stecker zu ziehen und ihre Stücke im akustischen Gewand zu präsentieren, dann ist dies definitiv ein besonderer Anlass. Die Neugierde war im Saal zu spüren, wie die Band ihre Stücke im neuen Arrangement präsentiert, der Jubel war entsprechend groß, als die Band die Bühne betrat und ihre Plätze einnahm. Wobei bei den Stücken von „ihren Stücken“ zu sprechen, nicht die ganze Wahrheit ist, denn es gab auch so einige Überraschungen an diesem Abend.

Lass Dir den Beitrag vorlesen:

Zunächst aber legte die Band in der für diese Tour erweiterten Besetzung (Sven Friedrich, André Feller, Dirk Riegner, Benni Cellini, M. Stolz) mit Solar Fake-Stücken los. Schon das eröffnende This is not what I wanted zeigte, wie gut auch die Sedated-Versionen funktionieren. Melodien vom Piano, Sven Friedrichs Stimme, dazu die Streicher und die Akustik-Gitarre – das Konzept geht auf. Auch ein Stück wie das eigentlich treibende Reset to default kann zur Gänsehaut produzierenden Ballade werden. Etwas, das sich auch auf fremde Kompositionen übertragen lässt. Erste Überraschung dabei: Precious von Depeche Mode als eine Version, die in Sachen Melancholie das Original deutlich übersteigen kann und mit Stakkato-artig gesetzten Streichern brilliert. Was bei Depeche Mode gut geht, geht auch beim Schaffen von Peter Heppner: Zunächst Wolfsheims Kein Zurück als Solar Fake-Interpretation, gefolgt von Meine Welt aus dem Solo-Werk des Künstlers. Auch die Stimme Sven Friedrichs passt sehr gut zu diesen Stücken und mit Piano und Saiteninstrumenten gelingen bejubelte – und im letzten Fall auch mitgesungene – Versionen. So spielt man sich durch Teil 1 des Sets, der mit Where are you und Stay beendet Lust auf mehr macht.

Nach der Pause muss spontan umgeplant werden

Nach etwa 15 Minuten Pause, um die Bar aufzusuchen, kurz an die frische Luft zu gehen oder sich schon einmal am Merchandise umzuschauen, kamen die Musiker wieder und überraschten weiterhin: Mit And then it ends und How sweet the pain can be wurden Stücke von Dirk Riegners Soloprojekt Caleidoscop zum Besten gegeben – auch hier darf man auf ein Album gespannt sein. Kurz darauf schlugen die Tücken der Technik zu. Leere Batterien und ein nicht funktionierender „Click“ bei Dirk Riegner zwangen zum Handeln. Nachdenken, kurze Beratung: Die Setlist wurde kurzerhand umgestellt und es folgten zunächst einmal Stücke, die auch ohne die ausgefallenen Geräte funktionieren. Mit dabei auch gleich der nächste Gänsehaut-Moment mit Illusion von VNV Nation. Klar dargeboten, melancholischer Unterton, aber dennoch merkt man auch immer eine Spur Hoffnung in dieser begeisternden „stripped down“-Version.

Fortan bewegten sich die Musiker mit Ausnahme von Sunday (im Original von Hurts) im eigenen Material und konnten auch hier immer wieder überraschen. Manche Solar Fake-Stücke mag man sich gut akustisch vorstellen können, einige der aggressiveren und schnelleren Nummern hingegen nicht, so beispielsweise Race of the rats. Das Tempo war weiterhin hoch, aber es war eine „harmonisierte“ Version, die mit Akzenten von den Streichern, der klaren Gitarre und dem unverzerrten Gesang erstaunlich gut zu gefallen wusste. Wie eigentlich alles an dem Abend, was auch die streikende Technik nicht ändern konnte – zumal diese auch bald wieder funktionierte. Dass der erste Versuch, von der Bühne zu gehen, nach The pages zum Scheitern verurteilt war, sollte daher auch wenig überraschen.

Zweimal zwei Stücke Zugabe wurden noch gespielt, bevor nach Pain goes by wirklich Schluss war. Rund zweieinhalb kurzweilige Stunden waren vergangen und man sah strahlende Gesichter die Halle verlassen. Ein Konzert, das man gerne wieder erleben würde. Wie schön, dass die Hamburg-Show auf der Tour mitgeschnitten wurde, sodass man hoffentlich bald zu den Klängen in Erinnerungen schwelgen kann.

Setlist SOLAR FAKE – München, Backstage (10.03.2017):

01. This is not what I wanted
02. Under control
03. Reset to default
04. Precious (Depeche Mode Cover)
05. All the things you say
06. I hate you more than my life
07. Kein Zurück (Wolfsheim Cover)
08. Meine Welt (Peter Heppner Cover)
09. Where are you
10. Stay

Pause

11. And then it ends (Caleidoscop Song)
12. How sweet the pain can be (Caleidoscop Song)
13. Illusion (VNV Nation Cover)
14. Race of the rats
15. Hiding memories from the sun
16. I don’t want you in here
17. Until it’s over
18. Sunday (Hurts Cover)
19. The pages
20. Under the skies (Z)
21. Here I stand (Z)
22. Your hell is here (ZZ)
23. Pain goes by (ZZ)

Weblinks SOLAR FAKE:

Homepage: www.solarfake.de
Facebook: www.facebook.com/SolarFake
Twitter: www.twitter.com/SolarFake

Bilder: Sabine Thiele (schwarzesbayern.info)

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