NICOLE SABOUNÉ – Miman

NICOLE SABOUNÉ - Miman
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“Ein Album wie ein überraschender bunter Strauß Blumen. Nur halt in Tiefschwarz.”

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Mal ehrlich: Die schönsten Platten sind häufig genau die, die einem aus dem Nichts kommend direkt ins Herz treffen. Denn interessiert es den geneigten Hörer von Post-Punk, Darkwave und Synthie-Pop, wenn die Künstlerin hinter einem Album das Profil „Schwedin, 25 Jahre alt, Casting-Star“ mit sich trägt? Eher nicht. Was Nicole Sabouné aus dem 9.000-Seelen-Dorf Sölvesborg hier mit ihrem zweiten Album Miman abliefert, zeugt aber von beeindruckender Reife. Dass die gute Dame etwas anders tickt als die meisten Fernseh-Singsang-Sternchen, zeigte sich bereits im Jahr 2012 bei der schwedischen Ausgabe von „The Voice“, wo Sabouné unter anderem mit ihrer doch sehr eigenwilligen und viel diskutierten Interpretation von Kate Bushs Klassiker Running Up That Hill (oder ist es nicht eigentlich mittlerweile doch eher ein Placebo-Klassiker?) auftrat.

Fünf Jahre später beschert uns die Dame ein eigenständiges, hochklassiges und vor allem düsteres Werk. Halt so gar nicht Casting-mäßig. In Schweden erschien der Nachfolger zum 2014er-Debüt Must Exist bereits im Sommer 2015, anderthalb Jahre dauerte es, bis er auch im Rest Europas erhältlich ist. Und nun darf man sich auch hierzulande in den dunklen Sog ziehen lassen, den The Body mit peitschenhiebartigen Drums eröffnet. In der Folge wandelt Sabouné mit all ihrer stimmlichen Variabilität durch Songs unterschiedlichster Tempi und Strukturen. Bleeding Faster war mit seinem erhabenen Refrain sicherlich die richtige Wahl als Vorab-Single, auch das mit auf den ersten Blick seltsam euphorischen Fanfaren eröffnete Rip This World gibt einen ganz ausgezeichneten Ohrwurm ab.

Deutlich sperriger kommt hingegen das schleppende siebenminütige Withdraw rüber, Lifetime sticht in der Albummitte mit großem Refrain, leichten orientalischen Einflüssen und Tribal-Drumming raus, We Are No Losers profitiert von dominanten Sägezahn-Synthies. Und am Ende steht zur Krönung auch noch ein überaus gelungenes und opulentes Cover von Madonnas vielleicht dunkelstem Karrieremoment Frozen. Bei allen klanglichen Diversitäten klingt das Album über die leider recht kurze Spielzeit von 43 Minuten wie aus einem Guss. Düster, atmosphärisch, ausgereift, großartig produziert – es bleibt zu hoffen, dass Sabouné in Zukunft ausreichend Gelegenheiten bekommen wird, ihre Songs, ihre Leidenschaft und ihre starke Stimme einem internationalen Publikum vorzustellen. Und nicht nur Fans von Dead Can Dance und Siouxsie And The Banshees, die in gefühlt jeder Rezension zu Miman als Referenz herhalten müssen, dürfen hier gern ein bis zwei Ohren riskieren. Ein von vorne bis hinten tolles Album – aus dem Nichts mitten ins Herz.

Tracklist NICOLE SABOUNÉ – Miman

01. The Body
02. Right Track
03. Bleeding Faster
04. Under Stars (For The Lovers)
05. Lifetime
06. Rip This World
07. We Are No Losers
08. Withdraw
09. Frozen

NICOLE SABOUNÉ - Bleeding Faster (OFFICIAL VIDEO)

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