DROPKICK MURPHYS – 11 Short Stories of Pain & Glory

DROPKICK MURPHYS - 11 Short Stories of Pain & Glory
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9 Gesamtnote

9

Es gibt Platten, die sind wie eine durchzechte Nacht mit alten Kumpels. Es klingelt, du machst die Tür auf und vor dir steht eine ausgelassene Gruppe deiner besten Freunde, die du heute Abend zum Feiern eingeladen hast. Kaum ist die Tür wieder zu und die Gäste in der Wohnung, ist die Party schon im vollen Gange.

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So, oder so ähnlich könnte man die ersten Minuten des neuen Dropkick Murphys-Albums 11 Short Stories of Pain & Glory beschreiben. Mit The Lonesome Boatman liefern die US-Iren gleich zum Auftakt einen modernen Klassiker traditionell irischer Musik, der in ihrer Version stadiontauglich mitgegrölt werden kann. Der perfekte Opener für das Album und sicherlich auch für die kommende Tournee, denn diese nicht einmal drei Minuten sagen ganz klar: Get the Party started!

Als Fan der Dropkick Murphys braucht es nicht lange sich wohl zu fühlen. Spätestens beim zweiten Song der Platte ist man zu Hause. Rebels with a Cause ist ein Dropkick Murphys-Song, wie er klassischer nicht sein könnte. Vielleicht nicht der große Hit des Albums, aber eben genau das was man von der Truppe erwartet. Und das ist gut so. Experimente machen die Dropkick Murphys keine, oder wenn, dann nur abseits dessen was man auf 11 Short Stories of Pain & Glory hören könnte. Das aktuelle Album wurde in den Sonic Ranch Studios in El Paso, Texas, aufgenommen. Das ist neu, denn bisher blieben die Dropkick Murphys ihrer Heimatstadt Boston und dem dort ansässigen, irisch geprägten Milieu treu. Das neue Umfeld hat sich, laut Gitarrist Tim Brennan, positiv auf die Arbeit an den neuen Stücken ausgewirkt: “There was nothing around us for miles. It was just us and the studio. I think it gave us the ability to work without distractions in a way that we’ve never really been able to before. All we could do was focus on music. It was one hundred percent devotion to the songs

Wer jetzt allerdings Angst bekommt, Al Barr, Tim Brennan und Konsorten könnten allzu große musikalische Experimente gewagt haben, den kann man nur beruhigen. Auch auf diesem Album gibt es keine Mariachi-Trompeten, sondern den bekannten Sound mit Mandoline, Akkordeon und Dudelsack, den die Band perfekt mit karätigem Punkrock unterlegt. Song Nummer 3, Blood, den die Murphys als erste Single des Albums ins Rennen schicken werden, ist ein bisschen so, wie der Moment an dem sich die Partyfreunde mit Bier in der Hand auf dem Sofa niedergelassen haben und der Abend einfach nur läuft. Die Nummer ist, was das Tempo angeht eher langsam, entwickelt dank der Dudelsäcke und der geballten Gesangspower von Al Barr und Ken Casey aber ordentlich Druck. Danach ist dann erstmal Zeit ein wenig in Erinnerungen zu schwelgen. „Weißt du noch, damals …“-Anekdoten werden zum Besten gegeben (Sandlot) und irgendwer kommt mit der Erkenntnis auf, dass die Typen von damals doch eher First Class Loser waren. Da darf es für die Verhältnisse der Dropkick Murphys auch ein wenig ruhiger werden.

Irgendwann, weit nach Mitternacht wird dann endgültig die alte Freundschaft beschworen und mit You never Walk alone die wahrscheinlich bekannteste Stadionhymne weit und breit ausgepackt. Wer jetzt nicht aufsteht und sein Glas erhebt, dem ist nicht mehr zu helfen. Mit 4 15 13 wird es kurz vor Schluss noch einmal ruhiger. “We are all just people, trying to make our way“. Meiner Meinung nach der beste Song des Albums, wenn es auch keine rockige Nummer ist und sich dazu nicht abfeiern lässt, wie zu Blood oder First Class Loser.

Am Ende einer durchsoffenen Nacht, am Ende von 11 Short Stories of Pain & Glory, stellt sich für einen kurzen Moment was so etwas wie Melancholie ein. Aber Gott sei Dank kann man sich sicher sein, dass man sich wieder sieht. „Don’t know where, don’t know when.“ Spätestens bei der Tour im Frühjahr. Denn die Dropkick Murphys sind gute Freunde die irgendwann ganz unverhofft vor der Tür stehen und mit denen man schon so manche Nacht durchgemacht hat.

Tracklist: DROPKICK MURPHYS – 11 Short Stories of Pain & Glory:

01. The Lonesome Boatman
02. Rebels With A Cause
03. Blood
04. Sandlot
05. First Class Loser
06. Paying My Way
07. I Had A Hat
08. Kicked To The Curb
09. You’ll Never Walk Alone
10. 4 15 13
11. We’ll Meet Again

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