Ein Mittwochabend…was gibt es da besseres als ein Konzert direkt um die Ecke? Nichts, möchte man sagen. Und wenn es dann noch die französischen Shoegazehelden von Les Discrets sind, die ihre Visitenkarte im Helvete abgeben, ist definitiv keine andere Abendgestaltung mehr vorstellbar.
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Nach entspannter Fahrt sind wir gegen 18:30 Uhr am Club. Die Türen sind bereits geöffnet, das Warten in der Kälte bleibt uns erspart. Nach einem schnellen Bierchen wird als nächstes das Merch unter die Lupe genommen. Les Discrets verkaufen heute unter anderem ihre brandneue EP, diese wird natürlich sofort verhaftet. Als Vorband sollen heute Kokomo spielen.
Um kurz nach 19:00 Uhr geht es dann los, die vermeintlichen Kokomo betreten die Bühne. Es sind allerdings Ambiguity of Travel (kurz A.O.T.) die hier die Bühne entern. Kokomo mussten den Auftritt leider aus gesundheitlichen Gründen canceln, was der A.O.T. Gitarrist zum Glück noch vor dem letzten Song verkündet. Sonst hätte ich hier peinlicherweise die falsche Band reviewt. Der Auftritt selber haut mich ziemlich um. 2 Musiker, Gitarrist und Drummer, (der nebenbei noch ein Keyboard bedient) entfachen eine monströse Wall of Sound. Rein instrumental bricht hier ein Orkan aus Postrock, Sludge und Drone über den geneigten Hörer herein. Massiv. Sehr massiv. Bei den flirrenden Gitarren muss ich den ganzen Gig über an Dredg auf ganz harten Drogen denken. Dass nicht alles klappt, ein Song ein zweites mal begonnen werden muss, geschenkt. Denn wie ich hinterher beim Gespräch mit dem A.O.T. Drummer am Merchstand erfahre, war das heute ihr erster Auftritt außerhalb des Proberaums. Chapeau!
Von dieser Band darf definitiv noch einiges erwartet werden, was das zahlreich anwesende Publikum wohl auch so sieht und nach den letzten Tönen deutlich mehr als Höflichkeitsapplaus spendet. Dass ich mir später die EP gesichert habe, versteht sich von selbst (http://tonfunk.bandcamp.com/).
Nun heißt es also warten auf den Headliner, auf die Franzosen von Les Discrets.
Nach erfreulich kurzer Umbaupause geht es weiter, und die Melancholiker aus Lyon beginnen mit L`echappee vom Debutalbum. Die Band um Fursy Teyssier agiert sehr spielfreudig und publikumsnah und freut sich sichtlich über den Applaus, was der Frontmann später mit „Ich liebe Ihnen“ kommentiert. Sehr charmant.
Die musikalische Darbietung genügt höchsten Ansprüchen, besonders der Bassist spielt sich in einen wahren Rausch. Der männlich/weibliche Doppelgesang verzaubert sowieso, auch wenn er etwas lauter hätte sein können. Auch ist die Songauswahl sehr gelungen. Es werden Stücke von jedem Album gespielt, darunter die beiden Songs der neuen EP und weitere Titel des demnächst erscheinenden neuen Albums Predateurs. Wir können uns auf ein echtes Highlight gefasst machen, wenn die neuen Songs auf dem kommenden Album ebenso gut funktionieren wie an diesem Abend auf der Bühne.
Die Zeit vergeht wie im Flug und nach dem finalen Au creux de L´Hiver lässt Monsieur Teyssier das Publikum wissen, dass die Band die Bühne noch nicht verlassen wird, wenn laut genug nach Zugaben verlangt wird. Dies geschieht natürlich, und so werden drei weitere Songs gespielt, darunter das grandiose Amouseurs–Cover Gas in Veins. Mit dem epischen Monster Song for Mountains ist dann endgültig Schluss, und die Franzosen werden mit warmem und völlig verdientem Applaus verabschiedet.
Somit geht ein sehr kurzweiliger Abend zu Ende, der Merchstand ist nach dem Konzert schwer belagert, also haben die Bands wohl vieles richtig gemacht. Auch wir treten zufrieden die Heimreise an. Les Discrets, wir sehen und hören uns wieder!
Setlist LES DISCRETS @ Oberhausen, Helvete (11.01.2017):
- Intro
- L’Échappée
- Les feuilles de l’olivier
- Le Reproche
- Virée Nocturne
- La traversée
- Chanson d’automne
- Fleur des Murailles
- Les Jours d’or
- Rue Octavio Mey
- Le Mouvement perpétuel
- Au creux de l’hiver
- La nuit muette (Z)
- Gas In Veins (Amesoeurs cover) (Z)
- Song for Mountains (Z)
Fotos: Dirk Wirtz