DARK STORM FESTIVAL – Chemnitz, Stadthalle (25.12.2016)

Fotos: DARK STORM FESTIVAL 2016 (Main Stage)
VNV Nation © Thomas Bunge
Geschätzte Lesezeit: 5 Minute(n)

20 Jahre Dark Storm Festival, so der feierliche Anlass, zu dem sich traditionell am 1. Weihnachtsfeiertag eine große Menschenmenge in Chemnitz einfand. All das in diesem Jahr ein wenig früher als in den Vorjahren, denn zum Jubiläum kamen gleich mal 13 Bands, zudem spielten VNV Nation als Headliner in diesem Durchgang ein volles Konzertset von 90 Minuten. Die Vorfreude unter den Zuschauern war groß, schon zum Einlass um 15:30 Uhr gab es große Schlangen vor der Halle, die in freudiger Erwartung abwarteten, in die Stadthalle zu kommen.

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Nachdem Felsenreich mit Gothic Rock-Klängen und wechselnd männlichem und weiblichem Gesang den Tag eröffneten, stand die Neue Deutsche Härte auf der Main Stage im Vordergrund. Die Halle war bereits gut gefüllt, als Heldmaschine um 17:05 Uhr die Bühne betraten. Satte Gitarrenklänge, Druck und Härte trafen aufeinander, aber auch das Augenzwinkern sollte man bei der Band nicht aus den Augen verlieren. Wenn beispielsweise über das gerollte R gesungen wird, sind eine gewisse Selbstironie und ein Wink an die großen Genre-Vorbilder nicht zu verkennen.

Setlist HELDMASCHINE @ Dark Storm Festival 2016
01. Wer einmal lügt
02. Gegenwind
03. Auf allen Vieren
04. “R”
05. Die Maschine spricht
06. Sexschuss
07. Radioaktiv
08. Weiter

 

Während die Heldmaschine im Headquarter auf Hochtouren lief, wurde auch der Second Floor eröffnet. Dort eröffneten Accessory als lokaler Act, die mit ihrem harten Elektro einen guten Start der zweiten Bühne hinlegten. Harte Beats, EBM-Einflüsse, ein Hauch Aggrotech und eine Menge Bewegung auf der Bühne von einer Band, der man anmerkte, dass sie in dem aufging, was sie da tat. Nicht nur auf der Bühne wurde sich ordentlich bewegt, sondern auch vor der Bühne sprang der Funke schnell über, bis mit Shout It Out im Psyca Remix ein kurzweiliges Set beendet wurde.

Setlist ACCESSORY @ Dark Storm Festival 2016
01. Intro
02. Dance Hard Beating
03. Voran
04. Too Many Nights
05. Ruff Fuxxx
06. Outrun the Gun
07. Keen Girl
08. She says it feels good
09. Shout It Out (Psyca Remix)

Auf der Main Stage merkten auch Machinista gut, dass Accessory fertig waren, denn die große Halle füllte sich merklich. Das Publikum hatte sich die Band aus Malmö auch verdient, denn ihr Synthie Pop ließ aufhorchen. Angenehme elektronische Klänge, unterstützt von einer dezent gespielten Gitarre, boten hier 40 Minuten guter Unterhaltung, die bei vielen Zuschauern über den Moment hinaus gewirkt haben dürften. Den Namen Machinista sollte man sich definitiv merken. Wünschenswert wäre, ihn in diesem Jahr häufiger mal auf dem einen oder anderen Festival Line-Up lesen zu dürfen.

Setlist MACHINISTA @ Dark Storm Festival 2016
01. Intro/Seconds Minutes Hours
02. Picture Frame Eternity
03. Surprised by death
04. Salvation
05. Dark heart of me
06. Take comfort in being sad
07. Ghost
08. Molecules and carbon

Auf dem Second Floor waren noch The Sexorcist im vollen Gange, die EBM für sich neu interpretierten und es zu „Erotic Body Music“ machten. Chris L. von Agonoize bewies hier, dass er auch ohne Kunstblut-Überdosis eine gute Show bieten kann. Wer indes in der großen Halle wartete, wurde mit einer Show von Joachim Witt belohnt, der es mit 40 Minuten Spielzeit natürlich schwer hatte, seinem gesamten Oeuvre über all die Jahre gerecht zu werden, aber es mit sieben Stücken gut schaffte, einen Überblick über sein Schaffen zu präsentieren. Eröffnet mit Über das Meer vom Album Ich aus dem Jahr 2015 bewegte er sich aus den jüngeren Werken durch die Diskographie, bot ruhige Momente, war bei Nummern wie Es regnet in mir auch temporeich unterwegs und spielte sich so hin zu seinen zwei wohl größten Hits, die zum Schluss hin für Gänsehaut und gerade zum Schluss Mitsing-Momenten boten. Die Flut ist mit all den Jahren längst zum Selbstläufer geworden, mit dem Evergreen Der goldene Reiter war dann auch der letzte in der Halle abgeholt.

Setlist THE SEXORCIST @ Dark Storm Festival 2016
01. Intro/Pinky & The Brain
02. Klugscheisserman
03. Lebenslauf
04. Tokio
05. Klangkörper
06. Brandenburg
07. Hate Anthem
08. Arschlochsong
09. Schwarz
10. Skandal im Sperrbezirk

Setlist JOACHIM WITT @ Dark Storm Festival 2016
01. Über das Meer
02. Jetzt und ehedem
03. Es regnet in mir
04. Gloria
05. Olé
06. Die Flut
07. Der goldene Reiter

Auf dem Second Floor war indes reges Treiben auf der Baustelle, die von der Patenbrigade: Wolff errichtet wurde. Die mehr als nur etwas ostalgisch angehauchte Show sorgte für einen gut gefüllten Saal, Stücke wie Feind hört mit und Stalinallee mitsamt ihrer Videoprojektionen konnten sowohl musikalisch wie auch von der Bühnenshow her feiernd angenommen. Klar, schließlich gab es auch neben der Musik so einiges zu sehen auf der Bühne und sowohl auf als auch vor der Bühne war die gute Laune zu spüren. Das Publikum wurde dabei nie aus den Augen verloren und wie gewohnt bei Der Brigadier trinkt Bier auch versorgt. Über ein langes Rohr gab es auch für die Zuschauer eine Bier-Versorgung. Ein sehr starker Auftritt, der zwar für diejenigen, die die Band schon einmal gesehen haben, keine großen Überraschungen bot, aber erneut für große Freude sorgte.

Setlist PATENBRIGADE: WOLFF @ Dark Storm Festival 2016
01. Unsere Patenbrigade
02. Feind hört mit
03. Stalinallee
04. Fehler 404
05. Im Eis
06. TU-144
07. Schusswechsel
08. Volksarmee
09. Der Brigadier trinkt Bier
10. SPU/Demokratischer Sektor

Verschnaufpause gab es an dieser Stelle keine, denn wenige Minuten später stand mit Das Ich ein echtes Szene-Urgestein auf der Hauptbühne der Stadthalle. Zwar ist es inzwischen auch schon über drei Jahre her, dass Bruno Kramm gemeinsam mit Stefan Ackermann das Comeback in Urbesetzung feierte und doch ist es nach wie vor ein gutes Gefühl, zu sehen, wie gut sich der schon verloren geglaubte Stefan Ackermann von seinem Hirnschlag mit sieben Hirnblutungen erholt hat. Zusammen mit einem Keyboarder auf der Bühne spielte die Formation ein schönes Set rund um die vielen Klassiker, die sie uns inzwischen beschert hat. Früh beispielsweise begegnete Kain und Abel, die ganz großen Hits behielt man sich aber dann bis zum Schluss auf. Destillat und Gott ist tot rundeten das Set sehr gut ab.

Setlist DAS ICH @ Dark Storm Festival 2016
01. Kannibale
02. Kain und Abel
03. Die Propheten
04. Uterus
05. Sodom und Gomorrha
06. Lügen und Das Ich
07. Destillat
08. Gott ist tot

Auf dem Second Floor waren Rotersand indes schon im vollen Gange und begeisterten die Menge mit atmosphärisch-tanzbarem Elektro, die große Halle füllte sich währenddessen ebenfalls immer weiter, denn ein bereits heiß erwarteter Auftritt stand an: Combichrist traten an, um die Stadthalle abzureißen. Das natürlich nur im sprichwörtlichen Sinne, aber es bebte ganz ordentlich, als Andy LaPlegua und seine Mannen auf der Bühne standen. Ein durch und durch energiegeladenes Set, eröffnet mit Slakt, nahm hier seinen Lauf und man merkte gut, dass sich das Publikum längst sehr gut an die Rockband-Besetzung gewöhnt hat. Nummern wie Blut Royale funktionierten hier in Chemnitz super, Get Your Body Beat wurde frenetisch gefeiert, es griff eins ins andere. Als das Set mit What The Fuck Is Wrong With You? beendet wurde, blickte man in strahlende Gesichter, für die die Show wohl ein gutes Weihnachtsgeschenk war, das lediglich gerne etwas länger ausgefallen wäre.

Setlist ROTERSAND @ Dark Storm Festival 2016
01. Merging Oceans
02. Waiting to be born
03. It’s about us
04. I cry
05. Disagree
06. Electronic World Transmission
07. Torn Realities
08. War on Error
09. Exterminate Annihilate Destroy

Setlist COMBICHRIST @ Dark Storm Festival 2016
01. Slakt
02. Skullcrusher
03. Can’t Control
04. Throat full of Glass
05. Blut Royale
06. Fuck that Shit
07. Get Your Body Beat
08. Maggots at the Party
09. What the Fuck Is Wrong With You?

Es wurde nun langsam Zeit für die Headliner. Vor allem auf dem Second Floor, denn Johan van Roy hatte sich hier bereits mit Suicide Commando in Position gebracht. Die kleine Halle war über die Maßen voll, auch in den Eingangsbereichen war es noch dicht gedrängt, sodass der Blick von der Bühne für die Band sicher sehr genugtuend war. Wer es geschafft hatte, einen guten Platz zu ergattern, wurde mit einer sehr guten Show der Belgier belohnt, die sich auch von einigen technischen Problemen nicht die Laune vermiesen ließen. EBM-Beats und Aggrotech mit Klassikern wie Bind, Torture, Kill – dargeboten vor der die Show gut untermauernden Videoprojektion – sorgten für beste Stimmung. Weihnachtliche Besinnlichkeit blieb außen vor, Johan van Roy wirbelte über die Bühne, stets war Bewegung zu sehen und die Setlist ließ keine Wünsche offen… Bis hin zu See you in hell waren es gelungene 85 Minuten eines würdigen Headliners auf dem Second Floor.

Setlist SUICIDE COMMANDO @ Dark Storm Festival 2016
01. Intro
02. Severed Head
03. Bind, Torture, Kill (Remix)
04. God is in the rain (Clubmix)
05. The pain that you like
06. Unterwelt
07. Hate Me
08. Time
09. The perils of indifference
10. Love breeds suicide
11. Too far gone
12. Dein Herz, meine Gier
13. Cause of death: Suicide (Remix)
14. Die motherfucker die
15. See you in hell

In der Zwischenzeit waren auch Diary of Dreams als Co-Headliner auf der Main Stage aktiv, die ebenfalls vor einer sehr großen Menge spielten und so etwas wie den atmosphärischen Gegenpart zu Suicide Commando setzten. Zudem war es nach Combichrist auf dieser Bühne sowieso ein leichter musikalischer Bruch – jedoch keiner, der weh tat. Ganz im Gegenteil: Stücke wie Sinferno, Butterfly: Dance! und Kindrom wurden dankend angenommen und man merkte, wie groß die Fanbase der Band um Adrian Hates mit all den Jahren geworden ist. Etwas, das bereits vor dem Festival immer mal angemerkt wurde und nach den letzten Klängen von Undividable auch wieder deutlich wurde, war der Unmut darüber, dass die Band lediglich 50 Minuten Spielzeit hatte. Dass dies gerne mehr hätten sein können, belegten Diary of Dreams mit ihrem Auftritt hier deutlich.

Setlist DIARY OF DREAMS @ Dark Storm Festival 2016
01. Schwarz
02. Sinferno
03. The Wedding
04. Malum
05. Butterfly: Dance!
06. Grau im Licht
07. The Plague
08. Endless nights
09. Kindrom
10. Undividable

Die Uhr sagte 23:25 Uhr, es war nun an der Zeit für den Headliner des Festivals auf der Main Stage. VNV Nation traten an, das 20-jährige Jubiläum des Dark Storm Festivals feierlich zu beenden mit einem vollen Konzert-Set von 90 Minuten. Ronan Harris und Mark Jackson ließen sich auch nicht lumpen und spielten ein Best Of-Set, das es in sich hatte. Wenn es eine Überschrift bräuchte, könnte man auch sagen: „Chemnitz tanzt!“ Direkt mit dem eröffnenden Space & Time ging es gut los und die Stimmung war bestens. Es wurde deutlich, wie groß das Repertoire an Hits bei der Band inzwischen ist, denn wenn man beispielsweise Darkangel bereits an dritter Stelle spielen kann, muss man so einiges an Pfeilen im Köcher haben. Das haben VNV Nation definitiv und Ronan Harris wurde auch nicht müde, das Publikum an diesem Abend anzuheizen. Epicentre, Standing, The Farthest Star – die Stimmung blieb stets oben. Kurz vor Schluss setzte Nova (Shine A Light On Me) noch einen ruhigen Punkt, Resolution beendete dann einen gelungenen Auftritt. Und vor allem auch ein gelungenes Jubiläum des Dark Storm Festivals. Freuen wir uns auf die nächsten 20 Jahre! Der erste Weihnachtsfeiertag in Chemnitz bleibt ein fester Termin im Kalender.

Setlist VNV NATION @ Dark Storm Festival 2016
01. Space & Time
02. Sentinel
03. Darkangel
04. Carbon
05. Epicentre
06. Legion
07. The great divide
08. Off screen
09. Control
10. Illusion
11. Standing
12. Homeward
13. Everything
14. The Farthest Star
15. Nova (Shine A Light On Me)
16. Resolution

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