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c/o pop Festival 2016

Fotos: BOY

Boy, © Tabea Debora Pringal

HINDS – Club Bahnhof Ehrenfeld, 24.08.2016

An diesem Abend wird das diesjährige c/o Pop Festival mit verschiedenen Konzerten in zahlreichen Kölner Locations eröffnet. Vorne auf der kleinen Bühne stehen Pauline und Romain aus Frankreich. Zusammen sind sie Ropoporose. Ihre Musik, die sie mit Hilfe von Gitarre, Schlagzeug, Keyboard und einer Loopstation erschaffen, lässt sich schwer beschreiben. Es ist ein Mischmasch aus Indie, Alternative und Art-Pop. Doch egal, wie die Musik beschrieben wird – sie lädt zum Tanzen ein. Und so bleibt bei den Zuschauern kein Fuß ruhig stehen. Im Club gibt es ein ständiges Kommen und Gehen. Rund 40 Minuten steht das Duo auf der kleinen Bühne und spielt zahlreiche Lieder ihrer 2015 veröffentlichten Platte Elephant Love, während Instrumente gewechselt werden. Je später es wird, je tiefer die Sonne am Kölner Horizont verschwindet, desto voller wird es.
Gegen kurz nach 22 Uhr betreten Hinds die Bühne. Die vier Mädels aus Madrid verlieren keine Zeit und beginnen sofort, ihren ersten Song zu spielen. Es ist ihr erster Gig in Köln. Genau wie ihre Vorband klingen Hinds retro – und genau das gefällt den Zuschauern in Kölns hippsten Stadtteil so. Hinds spielen an diesem Abend zahlreiche Songs von ihrem Debüt-Album Leave Me Alone. Egal, ob Bamboo, Garden oder Chili Town: Die vier Mädels auf der Bühne geben sich stets cool und lässig, nehmen ab und zu einen Schluck aus ihrer Bierflasche und haben einfach Spaß auf der Bühne. Das Konzert von Hinds ist ein Paradebeispiel, wie die Konzerte bei der c/o Pop sind, denn die Ebene zwischen Musiker und Zuschauer verschmilzt einfach. (Tabea Debora Pringal)

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JAKE BUGG – Kölner Philharmonie, 25.08.2016

Das Konzert von Jake Bugg gehört zu einer besonderen Sorte von Konzerten, denn es findet in einer eher untypischen Location statt: der Kölner Philharmonie. Wo sonst vorwiegend klassische Musik gespielt wird, gibt es an diesem Abend Pop vom feinsten. Es fühlt sich irgendwie verkehrt an, sich bei einem Konzert zu setzen. Doch lange können sich die zahlreichen Zuschauer nicht auf ihren Plätzen halten. Bevor jedoch in der Philharmonie getanzt und gejubelt wird, greift der junge Musiker zur Akustikgitarre. Alleine, nur mit seiner Gitarre, sitzt der 23-Jährige auf der kahlen Bühne und singt seine Songs. Als Opener gibt es On My One vom aktuellen Album zu hören. Es folgt eine 30-minütige Akustikshow, in der es nur Jake Bugg und stetig wechselnde Akustikgitarren gibt. Bei jedem Song herrscht andächtige Stille, die eher zu einer Opern-Aufführung gepasst hätte. Nach Trouble Town wird der Stuhl von der Bühne geräumt und die akustische Gitarre gegen eine E-Gitarre getauscht. Der Rock ‘n’ Roll erhält Einmarsch in die Kölner Philharmonie. Unterstützung bekommt der Sänger von nun an von einem Bassisten, einem Drummer und einem Keyboarder. Jeder der rund 800 Gäste kann sich von nun an nicht mehr auf seinen Platz halten. Es wird getanzt, geklatscht, mitgesungen und gejubelt. Es ist fraglich, ob es vor diesem Jake Bugg-Konzert solch eine Party in der Philharmonie gegeben hat. Auch wenn die Philharmonie anfangs etwas einschüchternd wirkte, so bietet sie ein akustisches Erlebnis, wie es in einer anderen Konzertstätte nicht möglichen gewesen wäre. Der Sound ist klasse, sodass Songs wie Sumville Sunrise, What Doesn’t Kill You oder Lightning Bolt zu einem unvergesslichen Hörerlebnis wurden. (Tabea Debora Pringal)

BOY – Live Music Hall, 26.08.2016

Draußen vor der Live Music Hall stehen die Menschen, die meisten von ihnen sind dabei ein Bier zu trinken, in der Hoffnung, dass es ihnen etwas Erfrischung verleiht. So richtig funktionieren tut es nicht. Macht nicht – das Bier schmeckt trotzdem. Drinnen in der Live Music Hall ist es fast leer. Ach, was wäre es schön, wenn Boy sich einfach draußen auf den Hof stellen würden und ihr Konzert dort geben würden. Das ist leider Wunschdenken.
Um kurz nach zwanzig Uhr ist aus der Live Music Hall Musik zu hören: Sängerin Valeska stimmt den Opener We Were Here an. Von Sekunde zu Sekunde füllt sich die Konzertstätte, richtig voll wird es trotzdem nicht. Der Wunsch auf Abkühlung draußen an der Bierbude ist einfach zu groß. Dennoch tut das Duo sein Bestes, um die Zuschauer in der Halle zu halten und kredenzt einen bunten Mix aus ihren zwei Alben. „Das ist das heißeste Konzert, das wir jemals gespielt haben“ erklärt Valeska und es gibt keinen im Raum, der ihr widerspricht. Es ist wie ein Wunder, dass an diesem Sommerabend nicht der Schweiß von der Decke tropft, denn Boy werfen nur so mit tanzbaren Songs wie Oh Boy, Hit My Heart und New York um sich.
Valeska und Sonja, die zusammen das Duo Boy bilden, spielen an diesem Abend eins der schönsten Konzerte dieses c/o Pop Festivals. Mit ihrem Auftritt gehören sie zu einem der verbleibenden Headlinern in diesem Jahr, nachdem The Shines und Underworld abgesagt haben. Die Fans zeigen ihre Dankbarkeit und ihre Freunde durch die konstante Textsicherheit, die beim Hit Little Numbers nochmal getoppt wird. (Tabea Debora Pringal)

Fotos: BOY
Blood Red Shoes / Bombay – Gloria, 27.08.2016

Der Samstagabend hatte dann die erste nordrhein-westfälische Clubshow der Blood Red Shoes seit April 2014 zu bieten. Bevor Laura-Mary Carter und Steven Ansell, die aktuell an ihrem fünften Album arbeiten, die Bühne betraten, beschallten allerdings erst einmal Bombay das schon recht gut gefüllte Gloria-Theater. Das Trio aus Amsterdam, welches im Februar sein zweites Album namens Show Your Teeth veröffentlichte, dürfte in den knapp 40 Minuten Spielzeit den ein oder anderen Fan hinzugewonnen haben. Der abwechslungsreiche Indie-Rock-Sound der Holländer, mal hitverdächtig und mal etwas verschwurbelt komplex, traf bei vielen Zuschauern den richtigen Nerv. Kleine, charmant weggelächelte Abstimmungsprobleme zwischen Sänger Mathias Janmaat und Schlagzeugerin Lisa Ann Jonker sorgten zwischen den Songs für weitere Sympathiepunkte.

Nach einer knapp halbstündigen Umbaupause eröffnete der Hauptact mit dem instrumentalen letzten Album-Opener Welcome Home seine 75-minütige Show. Überhaupt lag der Fokus doch sehr auf der selbstbetitelten vierten LP, von der es sechs Stücke ins Set schafften. Neue Songs sparte sich das Duo aus dem englischen Brighton komplett, alte Hits wie Light It Up, Don’t Ask oder natürlich allen voran I Wish I Was Someone Better ergänzten sich aber formidabel mit eher unbekannteren Liedern wie Black Distractions oder Cigarettes In The Dark. Kaum extra erwähnenswert, dass sich die Energie, welche vor allem Drummer Steven mal wieder an den Fellen zeigte, auch auf die vorderen Zuschauerreihen übertrug, die trotz schwüler 30 Grad Celsius am Konzerttag noch einmal extra ins Schwitzen kommen wollten. Den einzigen wirklichen Schwachpunkt eines ansonsten gewohnt spaßigen Konzertes hoben sich Blood Red Shoes für die Zugabe auf – Speech Coma wollte einfach nicht mehr so recht sitzen und wurde nach zwei vergeblichen Versuchen kurzerhand abgebrochen. Der monoton-mitreißende Klopper Colours Fade setzte gegen 22.30 Uhr einen lärmigen Schlusspunkt. Fazit: Live bleiben Blood Red Shoes auch im zehnten Bandjahr eine sehens- und hörenswerte Bank. (Patrick Friedland)

Fotos: Tabea Debora Pringal

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