Eine gute Alternative zur Couch und zum sonntagabendlichen TV-Programm bot am 10.04. das Kölner Luxor mit dem Warpaint-Viertel Jenny Lee Lindberg alias Jennylee und ihrem Support Lawrence Rothman.
Rothman, der sich selbst als Visual Artist bezeichnet und früher unter dem Namen Lillian Berlin Frontman der Rockband The Living Things aus Missouri war, wohnt mittlerweile in Los Angeles und hat sich musikalisch irgendwie dem R’n’B/Eurodance angenähert. Seine Performance und allen voran sein Outfit sorgten für irritierte Blicke unter den Besuchern, schließlich sind XXL-Jeanshemden und XXL-Jeanshosen mit spitzen Lackschuhen darunter und langen schwarzen Mänteln nicht gerade eine gängige Kombination. Dazu hatte er eine Backgroundsängerin an seiner Seite, die auch gut zu Mr President gepasst hätte, sowie einen unscheinbaren Herren an Synthesizern und anderen elektronischen Spielereien. Der Großteil der Leute tat sich etwas schwer mit ihm warm zu werden, was durch seine Begrüßung “It’s good to be in Frankfurt” nicht unbedingt besser wurde, aber wenigstens für ein paar Lacher sorgte. Auf jeden Fall hat er es an diesem Abend geschafft, sich in die Gedächtnisse der Leute einzubrennen, was wohl primäres Ziel gewesen sein dürfte. Persönlich fand ich seinen eigenwilligen Auftritt gar nicht mal so schlecht, zumal seine Stimme ungewöhnlich tief und angenehm war. Zwar wirkte das Ganze wie eine Persiflage der Eurodance-90er, jedoch ist seine Musik in der Studioversion, inbesondere mit den verstörenden Videos wie z.B. zu Oz vs. Eden durchaus ernster zu nehmen.
Für weniger Überraschungen sorgte Jennylee hingegen, denn sie spielte ihr Debütalbum Right On! einfach eins zu eins runter, was nicht so negativ war, wie es hier vielleicht klingt. Denn dabei versprühte sie eine Menge gute Laune und Motivation, die sich in einer tanzenden Menge widerspiegelte. Bei Blind, dem ersten Song, griff sie sogar selbst zum Bass, wurde danach aber abgelöst und konzentrierte sich auf ihre Stimme, die sie hier und da mit ein paar Effekten versah. Sind die Songs auf der Platte mit Ausnahme von Never eher langsamerer Natur und stilistisch nicht allzuweit von Warpaint entfernt, entfalteten sie jedoch live ihr volles Potential, wodurch sich ihr Auftritt sehr interessant gestaltete, da sie nochmal eine persönliche Note bekamen. Insbesondere das bereits erwähnte Never und Offerings sorgten für Stimmung in dem gut 40minütigen Set. Zum Anschluss gab sie als Zugabe noch zwei Warpaint-Songs zum Besten, bei denen sie -wie bei Warpaint auch- den Bass bediente.
Setlist Jennylee @Köln, Luxor (10.04.2016)
01. Blind
02. Boom Boom
03. Never
04. Long Lonely Winter
05. Bully
06. Riot
07. He Fresh
08. Offerings
09. White Devil
10. Real Life
11. CC
12. Disco/Very
Fotos: Markus Werner (enstanden in Berlin am 11.04.2016)