FEUERTAL FESTIVAL 2015 – Wuppertal, Waldbühne (28.+29.08.2015)
Melanie Gmerek
Das Dutzend ist voll!
Am 28.08. und 29.08.2015 wurde die Waldbühne auf der Haard von zahlreichen Besuchern angesteuert. Das Feuertal Open Air öffnete zum 12. Mal seine Tore und das, für Wuppertal fast ungewöhnlich, bei regenlosem, bestem Sommerwetter. An beiden Tagen erwarteten uns je 5 tolle und abwechslungsreiche Bands. Bevor aber die erste Band am Freitag die Bühne einnehmen konnte, begrüßte um 14 Uhr Veranstalter Eric Fish die Leute, gefolgt von der Vorstellung aller zu erwartenden Bands, eingefasst in eine kleine Geschichte.
Freitag, 28.08.2015:
Um 14:05 Uhr dann entern Punch n Judy die Bühne. Aufgrund der Tatsache, dass der ein oder andere am Freitag um die Zeit wohl noch arbeiten musste, ist der Platz vor der Bühne bisweilen eher locker gefüllt. An Punch n Judy konnte es auf jeden Fall nicht liegen, sie haben das Festival auf die beste Art eröffnet, die man sich vorstellen kann und sorgten dafür, dass das Publikum sehr schnell in Feierlaune kam und mitging. Nach dem zweiten Lied machte Sänger Sascha Kaeufer sich auf den Weg runter in den Graben um seinem Publikum noch einen Hauch näher zu kommen. Der Auftritt wurde begleitet von viel Klatschen und Jubel, die Band bedankte sich für so viel Sympathie. So wie die 5 auf der Bühne abgingen, sah man Ihnen den Spaß bei Ihren Auftritten aber auch absolut an. Als Höhepunkt gibt es zum Ende des Auftritts noch das Lied Mein Kind aus ihrem brandaktuellen Album.
In der nächsten, wie auch allen folgenden Umbauphasen beehrte Herr Fish das Publikum auf der Bühne, meist mit einem Song.
Als nächstes fanden sich die farbenfrohen Kilts von Rapalje auf der Bühne ein. Sie spielen seit 20 Jahren in der gleichen Besetzung und sind daher ein gut eingespieltes Team, welches im Publikum viele Fans hat. Nach ersten Unstimmigkeiten bei der Technik legten sie so richtig los und brachten ihre Schottenröcke zum Schwingen. Rapalje beherrschen sowohl die leisen als auch die lauten Töne und auch die deutsch/holländischen Töne zwischen den Lieder haben ihren Charme, wenn auch manchmal einen eher witzigen. Der Platz vor der Bühne wurde nach und nach voller und der ein oder andere hatte das freudige Springen für sich entdeckt. Die Chemie zwischen der Band, die sich auch gern mal als „Hobbydeutsche“ bezeichnen, und dem Publikum stimmte und es wurde geklatscht und gejubelt. Als eins der Highlights setzten David und Maceál beim letzten Lied zum Marsch durch die Menge an und lösten damit eine Polonaise aus.
Die goldene Mitte im Freitags-Line-up waren die schillernden Gestalten von Corvus Corax. Es dauerte eine ganze Weile bis das große Set aufgebaut war. Nach und nach betraten dann alle die Bühne und brachten mit ihren Outfits einen Hauch von Orient mit. Es schien so als wären sie schon sehnlichst erwartet worden, denn das Publikum zögerte nicht, direkt in die Party mit Corvus Corax einzusteigen. Theoretisch wäre eine Animation durch die Band also gar nicht nötig gewesen, aber doppelt gemoppelt hält wohl besser. Die Jungs haben einen langen Atem und beherrschen die große Zahl ihrer Instrumente perfekt. Ein fulminantes Ende spiegelt sich in einem Hexenkessel im Publikum wieder, da flogen die Mähnen kreuz und quer.
In der nächsten Umbaupause gab es nicht nur Geschichtsunterricht zur Entstehung des Namens der nächsten Band, sondern auch Karten für die Aftershow-Party zu verschenken.
Und wer war die nächste Band? Richtig – Versengold! Die zogen direkt mit ihren Vorgängern gleich was die Gunst des Publikums anging. Sie waren sehr präsent auf der Bühne und durften sich mittlerweile über absolut volles Haus freuen. Sie hatten es nicht eilig von der Bühne zu kommen und gingen auf ihre Fans zu. Das gefiel; es wurde gejubelt und geklatscht, getanzt und man riss die Hände in die Höhe. Ich habe selten ein besseres Trinklied gehört, welches an sich keins ist und auch das Räuberlied zog das Publikum mit und kitzelte seine Lernfähigkeit; getreu der Ansage ? Wem? Uns! Versengold hat nicht nur Gold im Namen sondern auch in den Stimmen und Herzen. Kurzum, sie machen ehrlich Spaß! Ganz simpel Spaß! Nach erfolgter Absolution von der Bühne aus ins Publikum wurde auch mal als Extra-Einlage die Gitarre hinter dem Kopf weiter gespielt… Versengold legten einen großartigen Auftritt hin und waren von Anfang bis Ende mit 110 % bei der Sache. Das Ende des Auftritts wurde als gemeinsamer Chor dargeboten und man empfahl noch schnell die aktuelle CD.
Nach diesem äußerst fröhlichen Teil stimmte Eric Fish ernsthaftere Töne in Bezug auf die aktuelle Flüchtlingssituation an und bekräftigte darin zu helfen und Flagge zu zeigen FÜR die Flüchtlingshilfe.
Kommen wir aber nun zum Headliner von Tag 1… Saltatio Mortis! Mit ihrem neuen Album Zeitgeist haben sie den Einstieg auf Platz 1 der Media Control-Charts geschafft. Dass sie viele und treue Fans haben zeigte sich direkt von Beginn des Auftritts an. Das Publikum war dabei, sang mit, klatschte mit, jubelte mit. Direkt nach dem zweiten Lied erlitt Alea einen Anfall von Kleidungsabneigung und zur Freude zahlreicher Damen im Publikum ging es von da an mit blankem Oberkörper weiter. Vielleicht wurde ihm aber auch nur sehr schnell sehr warm, was verständlich war, wenn man gesehen hat wie er über die Bühne hechtet und springt. Unterstützt von Feuer-Pyro zeigten Saltatio Mortis eine tolle Show und zogen die Leute mit Klassikern aber auch neuen Songs in ihren Bann. Aber auch Saltatio Mortis interessierte sich für das aktuelle Flüchtlingsthema und rief zu mehr Hilfe und Fürsprache auf. Das positive Gemeinschaftsgefühl vor Ort sollte gestärkt werden indem jeder im Publikum seinen Nachbarn, egal wie und wer er war an die Hand nehmen sollte um dann mit ihm zusammen abzufeiern. Saltatio Mortis haben mit ihrem Auftritt einen super Abschluss für Tag 1 geliefert!!
Tag zwei startete mit Sonnenschein, einem gut gelaunten Eric Fish, einem Geschenk für den Markus als Meister der Technik hinter den Kulissen und dem obligatorischen „Feuertal-Song“.
Die eben noch gelobte Technik leistete sich dann aber beim Auftritt der ersten Band Harpyie direkt mal einen Fauxpas und raubte dem Sänger „Aello die Windböe“ die Sprache, der wiederum ging damit sehr souverän um, sang einfach trotzdem weiter und verbreitete gute Stimmung. Bei Lied zwei dann war die Sprache dank eines neuen Mikros wieder da. Harpyie zeigten sich rockig und ihre Texte nennen die Dinge gradlinig beim Wort. Dem Publikum gefiel es sehr gut und das zeigte es auch gerne früh am Tag durch erstes Headbangen. Harpyie sagten mit dem Titel Zweigesicht ihr neues Album Freakshow an, welches am 18.09.2015 erscheint. Die Band ist aber nicht nur in ihren Songs sehr direkt, sie sind auch direkt sehr umtriebig was das Marketing angeht, jeder der jetzt vor Ort über sein Handy das neue Album vorbestellte konnte sich am Mechandising-Stand gegen Vorzeigen der Bestellbestätigung ein Gratis T-Shirt abholen. Wer Harpyie zu diesem Zeitpunkt schon versuchte in eine musikalische Schublade zu stecken wurde überrascht vom Cover des Liedes Blue von Gigi D’Agostino. Wirklich witzig, wirklich gut gemacht. Diese Band ist sicherlich noch mehr als ein Konzert wert.
Eric Fish betrat während der Umbaupause wie gehabt die Bühne, jedoch mit einem Anliegen welches er eigentlich gestern schon dachte erledigt zu haben und zwar wollte er ein Video drehen in dem das Feuertal-Festival Subway to Sally grüßt. Statt eines Videos gab es gestern ein Foto… statt eines Videos drückte er diesmal zu spät den Knopf (was er an dieser Stelle aber noch nicht wusste) und so kam Eric dann im späteren Verlauf des Tages zum dritten Mal mit seinem Handy auf die Bühne und erst bei „aller guten Dinge sind 3“ sollte es dann mal klappen.
Wie der vorangegangene, sehr sehr lustige Soundcheck bereits andeutete, enterten nun Mr. Hurley und die Pulveraffen die Bühne. Rein optisch hatten die Piraten die besten Zeiten mit rosiger Gesichtshaut bereits hinter sich, rein akustisch und vom energiegeladenen Auftritt her bewiesen sie aber das absolute Gegenteil. Sie machten Spaß und das Publikum fuhr voll darauf ab. Der äußerst charmant besungene Schrumpfkopf im Rumtopf wird sich zwar als Szenegetränk eher weniger durchsetzen aber die Lieder von Mr. Hurley und die Pulveraffen haben großes Potential für Ohrwürmer. Aus dem karibischen Osnabrück raus aufs offene Meer mit den wichtigsten Grundkenntnissen „Schiffe, Schätze, Schlampen, Schnaps“ heuerten Sie beim Publikum an und gingen bei Booty Island im Rahmen einer Polonaise durchs Publikum auf Tuchfühlung. Zeitweilig wurden die drei Herren auf der Bühne dann noch mit vollem Körpereinsatz von den bezaubernden Piratendamen Ms. Ivy Cox und Pegleg Peggy unterstützt. O-Ton der Band „Das ist kein Sexismus, das ist Kunst!“ In diesem Sinne: Prost und schunkelt gut! Aber auch für den, der nicht trinkt (waren nach einer kleinen Volkszählung nicht viele … *zwinker*) hatte die Band was in Petto, das Lied hieß Nüchtern und konnte hervorragend mit Band UND Publikum gesungen werden. Wer gute Laune sucht und einfach feiern will, der sollte unbedingt zu Mr.Hurley und den Pulveraffen gehen!!
Das Line-up schritt voran und wir kamen bei Das Niveau an. Sie stechen durch ihre Comedy-Lieder aus dem Volk-, Metal-, Mittelalterrock etc. heraus und finden sehr deutliche Worte, nicht selten sehr rau und ruppig, aber so sind sie halt. Zwei scharfe Zungen auf der Bühne, die man leider so das letzte Mal sehen durfte. Martin und Sören von Das Niveau gingen nach diesem Tag getrennte Wege. Man hatte in der ersten Hälfte des Auftritts das Gefühl da kommt nicht wirklich die gewünschte Stimmung auf und man fragte sich unweigerlich, ob da noch ernsthaftes Interesse vorhanden war einen geilen Auftritt hinzulegen, erst in der zweiten Hälfte, ab dem legendären Lied Ficken waren Sie wieder die Alten. Das Publikum schien erleichtert, dass es doch hin und wieder auch einfach mal um die witzige Variante des sprachlichen Gebrauches von „Geschlechtsverkehr“ gehen darf und fing an zu feiern und mitzusingen. Martin als auch Sören hatten gegen Ende ihres Gigs dann doch noch freundliche Abschiedsworte füreinander und gingen mit dem Eindruck „Irgendwie wird irgendwann alles wieder gut“.
Überraschenderweise meldete sich Eric Fish in dieser Umbaupause nicht alleine auf der Bühne zurück sondern nahm sich weibliche Gesangsunterstützung mit. Die junge Dame hieß Johanna, aber da weitere Infos fehlten nennen wir Sie einfach mal nett gemeint „FISHermans Friend“ (Zitat meiner Freundin Nadine an dem Abend). Sie hat es auf jeden Fall super gemacht!
Als vorletzte Band läuteten Fiddler’s Green als einer der Top-Acts den Abend ein. Der Eindruck, dass das Publikum bereits auf ihr Erscheinen gewartet hatte drängte sich bei dem lautstarken Jubelempfang unweigerlich auf. Fiddler’s Green sind voller Energie, gehen jederzeit auf ihre Fans ein und kennen nur ein Ziel – mit Vollgas nach Vorn! Hüpfen, Klatschen, Headbangen, Mitsingen, Gröhlen… sucht euch was aus, es war alles dabei während ihres Auftritts. Im Publikum gab es Crowd Surfing, seitens der Band dann noch einen Gig im Gig und zwar aus der Mitte des Publikum, alles war in Bewegung und man kann sagen was man will, Fiddler’s Green sind sehr gut in dem was sie machen und bringen Irland nach Deutschland. Sie warteten nach 25 Jahren auf der Bühne mit zahlreichen Klassikern aber auch recht neuen Songs auf und brachten das Publikum sogar noch zu einem kleinen spontanen Striptease. T-Shirts aus und im Takt zu guter Musik über dem Kopf schwingen lautete die Divise – Umsetzung: 1A.
Zum fulminanten Abschluss des Tages hatte das Feuertal Festival ein Date mit Schandmaul! Wenn sich einer auf der Waldbühne in Wuppertal auf der Haardt auskennt dann sie, so oft wie sie schon da waren. Der Platz brechend voll und das Publikum bereit alles zu geben. Die „Herren der Winde“ fegten über die Bühne und das sympathisch und nah am Publikum. Anna Katharina Kränzlein und Birgit Muggenthaler-Schmack machen ordentlich Meter auf der Bühne und waren wie immer ein echter Hingucker, ganz abgesehen von dem worüber sich die Ohren freuen dürften. Schandmaul sind eine der Größen der Szene und schaffen mit ihren Liedern den Brückenschlag zwischen verschiedensten Elementen, das sorgte für viel Zuspruch. Gute Laune und ein sich fröhlich bewegender Mob vor der Bühne waren das Ergebnis. Der Drachentöter buhlte neben dem Teufelsweib um die Hände in der Höhe. Theoretisch hätten sich Schandmaul auch mal eine Pause gönnen können, denn das Publikum war äußerst textsicher, aber Pause ist nicht so ihr Ding! Da geht auch vor lauter Elan mal der Ärmel am Hemd von Sänger Thomas Lindner entzwei, die daraufhin aufgekommene Forderung doch noch mehr Haut zu zeigen wurde mit dem Argument „Ich bin 40, das will keiner mehr sehen“ leider niedergeschlagen. Schandmaul sind angenehmer Weise aber auch nicht auf irgendeine Optik angewiesen um 100 % zu überzeugen. Den Abend und damit das zweitägige Festival schlossen Sie ab mit einem Meer aus Lichtern zu Dein Anblick.