einem Bühnenprogramm, das jedes Singer/Songwriter Herz höher schlagen lässt, noch lange zurückerinnern wird.
Aus produktionstechnischen Gründen wurde das Tagesfestival jedoch in
das Palladium in Köln verlegt, dem absoluten Gegenteil von Frischluft,
Freiheitsgefühl und freiem Himmel.
Nichtsdestotrotz strömten etliche Konzertbesucher am
Samstagabend in das berühmt berüchtigte Industriegebiet, denn in diesem Jahr
wird Ben Howard seine deutschen Fans nur einmal mit seinen in Melancholie
getränkten Songs beglücken. Unterstützt wird der Singer/Songwriter dabei von Fink
sowie den Newcomern Rhodes und Holly Macve.
Boston, der die abenteuerliche Reise von Ben Howard, The Stabes, Bear’s Den
und Nathaniel Rateliff in kultigen VW-Bussen von Austin’s ‘SXSW Musikfestival’
nach Boston dokumentiert.
Ehe der heißeste Geheimtipp aus England, die 20-jährige Singer/Songwriterin
Holly Macve aus Yorkshire die Bühne betritt, haben die Festivalgänger die Qual
der Wahl: Biergarten, Kiosk oder kalter Fußboden.
Holly Macve begeistert das Publikum mit ihrer dunklen, melancholischen,
rauchigen Stimme, die Parallelen zu Lana Del Rey aufweist. Der rote Lippenstift
und die schulterlange Lockenpracht ergänzen ihre Einzigartigkeit.
Der 24-jährige Rhodes aus Hertfordshire führt mit seinem Sound die düstere
Stimmung weiter, allen voran mit seinen nachdenklichen und ernsten Songtexten.
Eine erfrischende Abwechslung bietet Fink, der seine ersten Schritte im
Musikbusiness als äußerst erfolgreicher DJ in der elektronischen Musikszene
machte. Bevor er seinen Wandel zum melancholischen Singer/Songwriter vollzog,
arbeitete er als Produzent mit Bands wie Elbow oder der unverwechselbaren Amy
Winehouse, in ihrem damaligen zarten Alter von 17 Jahren. Seine Songs belebten
bisher internationale Serienhits wie ‘Lie To Me’, ‘Bitten’, ‘Dr.House’ oder ‘NCIS’,
selbst deutsche vorabendliche Soap-Operas wurden mittlerweile erklommen.
So verwundert es auch nicht, dass der 42-jährige zunächst zurückhaltend vom
Publikum empfangen wird bis den Konzertgängern schließlich bei dem Song Looking Too Closely sprichwörtlich die Kinnlade herunter zu fallen scheint, denn nun
weiß so ziemlich jeder im Palladium seine spezielle Stimme einzuordnen. Das
Publikum ist sichtlich angetan von seiner Show, die eine perfekte Mischung aus
Akustikgitarre, dumpfen Bassgeräuschen und elektronischen Klängen bietet.
Beifall und tanzende Menschen dominieren die Atmosphäre bis zum Ende seines
Sets. Abschließend bedankt sich der über das ganze Gesicht strahlende Fin
Greenall bei dem begeisterten Publikum mit den Worten ‘You are fucking
awesome.’
Bevor der Headliner Ben Howard an diesem Abend die Bühne betritt, wird den
Festivalbesuchern nochmals eine Verschnaufpause von einer ganzen Stunde
gegönnt. Viele zieht es entweder zum Merchandise-Stand oder zur Theke, einige
nehmen jedoch sichtlich erschöpft auf dem Boden Platz,
eine bequemere Sitzgelegenheit. Ein kalter Fußboden umgeben von Stahlträgern
ist eben nicht das Gleiche wie eine gemütliche Wiese unter freiem Himmel.
Gegen 21.15 Uhr eröffnet der aus dem Küstenstädtchen Devon stammende Ben
Howard sein Set mit dem Song Small Things von seinem aktuellen Album I Forget
Where We Were während bunte, fließende Wasserfälle die Leinwand zieren, die
das Publikum in eine psychedelische Welt eintauchen lässt. Die Konzertgänger
lauschen den sanften Klängen jubelnd und staunend zugleich. Mit seinem zweiten
Studioalbum I Forget Where We Were stellt der Brite sein Talent für das Schreiben
und spezielle Klänge erneut unter Beweis, wovon sich die Fans in der ersten Hälfte
seines Sets überzeugen dürfen, wie etwa bei Time Is Dancing oder Conrad, ehe er zu seinem aktuellen Radiohit Keep Your Head Up ansetzt,
dessen Refrain ‘Keep your head up, keep your heart strong’ enthusiastisch gefeiert
wird. In der zweiten Hälfte widmet er sich seinen treuen Anhängern und gewährt
ebenso neuen Fans Einblicke aus seinem Debütalbum Every Kingdom. Die
überschäumende Melancholie in dem Song End Of The Affair läutet schleichend
das nahende Ende des Festivals ein bevor Ben Howard den emotionsgeladenen
Song Esmeralda zum Schluss als Zugabe serviert und das zufriedene Publikum in
die sommerliche Nachtluft entlässt.
Setlist BEN HOWARD @ Köln, Palladium (22.08.2015):
01. Small Things
02. Evergreen
03. Time Is Dancing
04. Rivers In Your Mouth
05. I Forget Where We Were
06. Conrad
07. Every Time the Sun Comes Up (Sharon Van Etten cover)
08. Keep Your Head Up
09. All Is Now Harmed
10. The Fear
11. Black Flies
12. End of the Affair
13. Esmeralda (Z)
Fotos: Esther Mai