OLGAS-ROCK FESTIVAL 2015 – Oberhausen, OLGA-Park (07.+08.08.2015)
Tanja Schilling
Das Olgas-Rock Festival in Oberhausen ist ein zweitägiges Umsonst und Draußen Festival. Den Namen verdankt das Festival seiner Location. Im Jahr 1999 war die Landesgartenschau zu Besuch in Oberhausen. Dazu wurde das Gelände der ehemaligen Zeche Osterfeld in einem Park umgestaltet, der seitdem den Namen OLGA-Park trägt.
Seit dem Jahr 2000 findet das Olgas-Rock Festival bereits statt. Das Festival lebt von Sponsoren und Einnahmen während des Festivals. Durch schicke Bändchen, die aufwendig gearbeitet sind oder auch T-Shirts kann jeder Besucher dieses Festival unterstützen. Auch die Getränke, die im Gegensatz zu vielen anderen Festivals erschwinglich sind, dienen für den guten Zweck. Der Schwerpunkt des Festivals liegt im Bereich Rock und Pop, aber auch Metal- und Hip-Hopbands sind auf dem sympathischen Festival mitten im Ruhrgebiet zu finden.
Freitag, 07.08.2015:
Am Freitag ging es bereits um 13.30 Uhr auf der großen Stage los. Der Wettergott meinte es heute gut mit uns, und zahlreiche Besucher fanden sich schon früh auf dem Gelände ein. NinetyFour X eröffnen mit kompromisslosem Rock im postmodernen Gewand das Festival und kommen damit sehr gut an.Chikasaw treten im Anschluss auf der kleinen Bühne zuerst eher schüchtern auf. Mit Ihren treibenden Beats überzeugen sie jedoch das Publikum relativ schnell und sorgen dann mit Action auf der Bühne für eine gute Show. Sänger Nils animiert die Besucher vom Bühnengraben aus. Ein Hai „schwimmt“ anschließend auf der großen Bühne umher und kündigt The Ocean Screams an. Die fünf Oberhausener Jungs liefern modernen Metalcore ab. Mich erinnern sie ein wenig an Eskimo Callboy. Das Gelände füllt sich immer mehr und bei schon fast 40 Grad gegen 15 Uhr ist die Stimmung großartig. Ruhiger geht es dann gleich im Anschluss mit dem Eric Lengowski Trio zu. Die Songs erinnern stark an Jimi Hendrix, jedoch viel moderner und frischer. Die Fans suchen inzwischen jeden kleinen Schattenplatz!
Übrigens sei noch erwähnt, wie reibungslos der Ablauf zwischen beiden Bühnen läuft. Während auf der einen Bühne umgebaut wird, findet auf der anderen Bühne die nächste Performance statt. So braucht man hier nicht lange auf die nächste Band warten. Klasse organisiert! Mit Punkrock und deutschen Texten stürmen Rogers aus Düsseldorf die Stage. Viele Besucher klatschen begeistert mit und die Stimmung wird immer besser. Der Sänger von Miwata kommt mit einem Gipsfuß auf die Bühne. Bei dieser Band bekommt man schnell Lust zu tanzen, obwohl sie nur aus Sänger und Gitarrist besteht. Jedoch bringen die beiden feinste Reggae Musik zu den Fans. Eine weite Anreise hingegen hatte die Band The Story so far aus Kalifornien. Es bilden sich die ersten Circlepits und die Stimmung heizt immer weiter auf. Im hinteren Teil des Festivalgelände kann man sich ab jetzt auch einen Adrenalin Kick geben, sofern man bereit ist, sich hoch in die Lüfte zu begeben um dann anschließend am Bungee Seil runterzuspringen. Ob alleine oder als Tandem, beides ist hier möglich. Auf der kleineren Bühne geht es weiter mit modernen Synthieklängen von Sebastian Dey. Roger Cicero meets Bruno Mars oder Jamiroquai? Ja so kann man es beschreiben. Tolle Show mit deutschen Popsongs laden die Festivalbesucher zum Tanzen ein. Mit The Levellers wird das bunte Programm vom Festival im Anschluss abgerundet. Die aus England stammenden Musiker verbinden ihre Musik mit Elementen aus Rock und Punk mit traditionellen Folk- bzw. keltischen Klängen. Als Headliner auf der kleinen Bühne treten Razz aus dem Emsland auf. Die vier noch sehr jungen Musiker mischen schweren Blues-Rock mit tanzbaren Indie-Sounds. Aber das machen sie verdammt gut, die Menge tobt. Aus New York angereist und als Headliner der großen Bühne traten dann Augustines auf. Das Chaos, die Traurigkeit der Texte und der Musik weichen einer positiven Grundstimmung. Dabei raus kommt ein großartiges Songwriting und eine mitreißende Liveshow.
Am zweiten Tag beginnen The Pariah pünktlich ihr Programm. Die aus Bottrop stammende Band macht gleich kräftig Stimmung mit melodischem Hardcore und die Fans zieht es vor die Bühne. Flash Forward kommen aus Wesel und berichten, wie oft sie sich schon beim Olgas-Rock beworben haben und froh sind, dass es nun endlich geklappt habe. Mit ihrem Alternativ Rock heizen sie die Fans an, die mit klatschendem Beifall begeistert dabei sind. Dann folgten zwei schräge Typen namens Mouses. Schräg sind dabei nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Musik. Der Sound erinnert an die Sex Pistols. Das kommt bei den Besuchern jedoch nicht an und so bleiben nur noch vereinzelt Zuhörer vor der Bühne. Go Go Berlin kommen nicht wie Ihr Name andeutet aus Berlin sondern aus Dänemark. Mit einer Mischung aus rauchigem Rock’n’Roll der 60er, den Stadionhymnen der 80er und neuzeitlichen Indie-/Alternative-Hüftschwingern rocken sie die Bühne. Atoa, das ist druckvoller Sound mit deutschen Texten und Energie bis zum Schluss. Sänger Torsten ruft dazu auf, Bier und Wasser zu trinken, damit das Olgas im nächsten Jahr auch wieder stattfinden kann. Es bilden sich Circlepits vor der Bühne und die Stimmung ist super. Es folgt Adam Angst. Mit deutlichen Worten und verzerrten Gitarren beweist diese Band, dass Sozialkritik oder eine antifaschistische Haltung nicht gleichbedeutend sein muss mit plumpen Parolen. Mit einer unmissverständlichen und präzisen Wortwahl, die nur so vor kleinen Details wimmelt, rocken sie die Stage und werden von der Menge gefeiert und von textsicheren Fans unterstützt. Sänger Felix ruft auch die Fans auf, Bier zu kaufen für den Erhalt dieses Festivals. The Smith Street Band aus Melbourne/Australien betreten im Anschluss die kleine Bühne mit ihrem Folkpunk. Vor der großen Stage sammeln sich unterdessen immer mehr Any Given Day Fans. Die Musiker aus Gelsenkirchen werden gefeiert, als sie die Bühne betreten. Und animiert von den Musikern dauert es auch nicht lange und Crowdsurfer machen sich auf den Weg zur Bühne. Circlepits sowie eine Wall of Death dürfen natürlich bei Any Given Day nicht fehlen und die Fans lassen sich auch nicht lange bitten. Wahnsinnsstimmung verbreitet sich unter den Besuchern. 60m Meter hoch hinaus hingegen wollen Captain Disko und performen Ihren neuen Song Schwerelos in luftiger Höhe hängend an Bungee Seilen und der Drummer auf einer Plattform am Kran. Weiter geht es auf der kleinen Bühne mit Punkrock von Teenage Bottlerocket. Jaya the Cat aus Amsterdam laden im Anschluss zum Tanzen mit ihrem Drunk Reggae ein. Die Stimmung ist ausgelassen gut. Christian Steiffen bezeichnet sich als den schönsten Singvogel Norddeutschland. Mit Schlagermusik und Songs wie Sexualverkehr und ähnlichem, wird er von vielen umjubelt jedoch die meisten der Festivalbesucher schütteln eher den Kopf und gehen schon mal in Richtung Hauptbühne. Denn dort treten als Headliner die Münchener Emil Bulls auf. Seit mittlerweile 19 Jahren liefert die Band frische, mitreißende Töne, ohne sich dabei selbst zu wiederholen. Sie sind das Gegenteil von "typisch deutsch" und gerade deshalb eines der Aushängeschilder der süddeutschen Musikszene. Und sie liefern heute Abend eine fette Show, wie man es von Ihnen gewöhnt ist. Sänger Christoph heizt die Menge aus dem Bühnengraben an. Ein fantastisches Wochenende neigt sich dem Ende.
Das Olgas-Rock Festival ist ein grandioses „Umsonst und Draußen“ Festival und man kann nur hoffen, dass es noch viele weitere Jahre weiter geht. Die Veranstalter schaffen hier wirklich ein großartiges Festival, mit fantastischen Newcomern, aber auch gestandenen Größen. Für jeden Geschmack ist hier etwas dabei…