Ich habe also -vom Eskimo Callboy Konzert im gegenüberliegenden E-Werk kommend- vorne angefangen, wollte seitlich einen Blick auf die Bühne werfen, aber das Publikum stand über die gesamte Breite der Halle, bis an die Türen, die zum Vorraum führten, ich hatte also keine Chance. Dann bin ich auf den Balkon, das Geländer war hier natürlich komplett besetzt, ich hätte Gewalt anwenden müssen, um einen Blick auf die Bühne zu erhaschen. So bin ich zum gegenüber liegenden Balkon gewechselt, hier war es ebenso voll und der hintere Teil war noch als VIP-Bereich abgesperrt. Sodann, meine normale Taktik, der hintere Bereich der Halle. Hier fand ich mich also hinter der Behindertentribüne wieder, mit immerhin Sicht auf die Bühne, wohl nur den oberen Teil der Bühne, die Lichtshow… Es war also voll, richtig voll.
Das Konzert sollte um 21.30 Uhr beginnen, um 20.30 Uhr begann DJ Steve mit dem Aufwärmprogramm für das Publikum. Zumindest stand das so auf dem Programm,
Das DJ-Set ging pünktlich um 21.30 Uhr nahtlos in das Konzert über, es begann mit leuchtenden Bigmouth-Schriftzügen, dann ein Intro und Dark & Long rollte durch das Palladium. Das Publikum hatte lang gewartet, seit Einlass waren schließlich knapp zwei Stunden vergangen, und die Euphorie war dementsprechend groß. Einen solchen Empfang hatten Karl Hyde und Rick Smith wohl eher nicht erwartet, denn der Dank an das Kölner Publikum wirkte ehrlich und ehrlich überrascht. So erzählte dann Karl Hyde auch kurz vom großen Einfluss, den Conny Plank, der deutsche Produzent und Musiker, Pionier der elektronischen Musik, auch auf Underworld hatte. 1982 waren die beiden schon mal in Köln um Conny im Studio zu besuchen…
Es lässt sich wenig über ein Konzert sagen, dass zum großen Teil im Rechner erzeugt wird. Karl Hyde tat sein Bestes, sein Gesang, das organische Element wirkte kraftvoll und er selbst hatte offenbar Spaß am Auftritt. Jeder Song hatte seinen Schriftzug, so dass man immer wusste, was gespielt wurde (vielen Dank für den Service), die Lichtshow war effektiv und zum Teil sogar ausgesprochen beindruckend. Der wohl größte Hit von Underworld, neben Born Slippy, ist natürlich Cowgirl, ein Song der auch an diesem Abend
Es fehlte dann aber doch noch einiges an Stimmung, um an die alten Zeiten, die guten alten Neunziger anzuknüpfen. An der Musik lag es nicht, aber so blieb es dann doch bei der eher nostalgischen Präsentation eines Dancefloor-Klassikers. Die Rahmenbedingungen des Abends waren halt auch alles andere als ideal, der späte Beginn, das wirklich fiese Wetter, die Parkplatzsituation um den Veranstaltungsort, die Halle selber, aber Underworld machten an dem Abend viel Spaß und sorgten für große Freude im Kölner Publikum (wobei auch viele Gäste aus dem benachbarten Ausland anzutreffen waren).
Noch ein paar Worte zu den kommerziellen Aspekten des Abends: Wer denn wollte und genug Geld eingepackt hatte, konnte am Merchandise-Stand exklusive Prints von Underworld erstehen, dafür wurden allerdings 140,- € aufgerufen. Dagegen waren die T-Shirts mit 35,- Euro (!) und das exklusive Box-Set (CD) mit 70,- Euro (!) fast schon günstig. Auch hier wurde der Fan also ordentlich zur Kasse gebeten, es lohnt sich, hier die Preise zu vergleichen und Geld zu sparen.
Setlist Underworld @ Köln, Palladium (28.03.2015):
01. Dark & Long
02. Mmm… Skyscraper, I Love You
03. Surfboy
04. Spoonman
05. Tongue
06. Dirty Epic
07. Cowgirl
08. River of Bass
09. M.E.
10. Rez
11. Bigmouth
12. Spikee
13. Born Slippy .NUXX
Fotos: Michael Gamon