Der Abend wurde pünktlich um 20 Uhr von Health aus Los Angeles eröffnet, die es direkt mal schafften, das Publikum so richtig zu verstören. Noise, Feedbacks, Schreie, ein Großangriff auf die Sinne. Die Songs von Health haben einen Anfang, einen Mittelteil und ein Ende, nur halt nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Kam es auf der Bühne also zu einem Moment der Stille, blickte ein Großteil des Publikums erst einmal zu seinem Nachbarn, war es das? Geht´s noch weiter? Und schon begann der nächste Song oder einfach nur die nächste Strophe. Ich habe keine Ahnung von Health, ich kann nichts zur Setlist sagen,
Nachdem Health ihr Set beendet hatten, begann der Umbau auf der Bühne. Instrumente wurden weggeräumt und Gitarren wurden gestimmt. Eine seltsame Erwartungshaltung lag in der Halle. Doch obwohl die Pause sich immer mehr zog, Interpol immer länger auf sich warten ließen, wurde es kaum mal laut. Bei so vielen Konzerten habe ich es erlebt, dass die Band mit rhythmischen Klatschen vom Publikum gerufen wurde… In Köln blieb es seltsam still, vereinzelte Pfiffe, ein kurzes Klatschen, mal hier, mal dort. Gegen 21:30 Uhr war es dann soweit, das Hallenlicht ging aus, das Cover der neuen LP wurde auf die Leinwand projiziert und die Band betrat die Bühne.
Say hello to the angels, say hello to Interpol, say hello to the magic? Ich kann nicht sagen, wie lange es dauerte, bis sich zumindest bei mir eine gewisse Enttäuschung, einstellte. Da war keine Magie, da waren nur ein paar routinierte Musiker, die Songs spielten, die ich auf Platte jahrelang geliebt habe. Paul Banks ist sicher kein großer Unterhaltungskünstler, aber an guten Tagen kann er ein Publikum in den Bann ziehen. Ob es an diesem Abend noch daran lag, dass Carlos Dengler nicht mehr dabei war, ob es daran lag, dass der Sound an diesem Abend nicht besonders war? Es fehlte einfach zu viel. Interpol spielten ihr Set, neue Songs vom neuen Album El Pintor, die vom Publikum ebenso gut aufgenommen wurden wie die Klassiker. Mein erstes Highlight wäre Leif Erikson vom ersten Album Turn on the bright lights gewesen, aber der Song kam und ging, ohne mich zu berühren. Vielleicht lag es an mir, vielleicht war meine Erwartung zu hoch.
Und eins sei noch angemerkt: Für das sehr durchschnittliche neue Album auf Vinyl wollte die Band beim Konzert glatte 30,- € haben. Ich bin immer gerne bereit, eine Band durch den Kauf von Vinyl auf Konzerten zu unterstützen. Der Deal ist, dass durch das Umgehen des Zwischenhändlers, sei es stationär oder online, sowohl die Band etwas mehr verdient, aber auch der Kunde vom etwas niedrigeren Preis profitiert. Den aktuellen Preis des Albums kann jeder schnell nachschauen, vom Kauf auf dem Konzert hätte aber nur einer profitiert, nämlich die Band, und das nicht zu knapp. Auch das passt leider ins Bild, das Interpol an diesem verschneiten Abend im Januar vermittelt haben.
Setlist INTERPOL:
01. Say Hello to the Angels
02. Anywhere
03. My Blue Supreme
04. Evil
05. Leif Erikson
06. My Desire
07. The New
08. Everything Is Wrong
09. NYC
10. Breaker 1
11. Rest My Chemistry
12. Slow Hands
13. Not Even Jail
14. PDA
15. All the Rage Back Home (Z)
16. Lights (Z)
17. Stella Was a Diver and She Was Always Down (Z)
Fotos: Markus Hillgärtner