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BOB MOULD & YOUNG KNIVES – Köln, Gebäude 9 (07.11.2014)

BOB MOULD & YOUNG KNIVES - Köln, Gebäude 9 (07.11.2014)

Bob Mould, noch so ein all time hero. Seine erste Band Hüsker Dü, die er zusammen mit Grant Hart und Greg Norton in den 1970ern gründete, kannte ich zugegebenermaßen lange nur vom Hörensagen. Für Hüsker Dü bin ich zu jung, und Ambitionen, mir diese Band quasi im Nachhinein zu erarbeiteten, hatte ich nicht. So sehr war ich dem Hardcore und Punk nicht verfallen, dass mir das notwendig erschien. Überdies gab es in den Folgejahren zu viele andere aktuelle spannende Bands, da reichte das Geld nicht für Backkatalogkäufe, und somit nicht für Hüsker Dü.

Sugar zum Beispiel war so eine spannende Band, und die zweite von Bob Mould. Sugar liebe ich sehr, ihr Alternative Rock ist zeitlos schön und für mich einer der besten, der damals gemacht wurde. Mit Copper Blue und File Under: Easy Listening hat die Band nur zwei Alben veröffentlich, aber gerade auf Copper Blue ist jeder Song ein Welthit. Herausragend hier vielleicht Changes, Hoover Dam und A good idea. Mindestens diese drei Songs sollte jeder kennen. File Under: Easy Listening ist nur unwesentlich schwächer, mit Gift, Company Book und Believe what you are sayin hat es allemal noch verdammt gute Reißer, die den Albumkauf auch heute noch rechtfertigen.

Nach Sugar und nach den 1990ern eroberte ich mir dann auch Hüsker Dü. Es war an der Zeit, so viel spannende Bands gab es in den 2000er Jahren nicht, und ich hatte Geld. Seit Mitte des letzten Jahrzehnts nimmt Bob Mould verstärkt Soloalben auf. Gemacht hat er das schon immer, aber die Regelmäßigkeit setzte erst in den letzten 10 Jahren ein. Da veröffentlichte er fünf Alben, das letzte ist gerade ein paar Monate alt.

So war es natürlich keine Frage, die Bob Mould Band live sehen zu wollen. Da kam mir sein Konzert im Kölner Gebäude 9 gerade recht, und der Blick auf die Setlisten der vorangegangenen Konzerte versprach auch wieder einige alte Gassenhauer. Sugar und Hüsker Dü Referenzen fanden sich haufenweise, machten an manchen Abenden fast die Hälfte der gespielten Songs aus.

So war es nur eine logische Konsequenz, dass die Homepage des Gebäudes 9 ein ausverkauft meldete. Allerdings hatte ich vor Konzertbeginn meine Zweifel, ob das denn wirklich stimme. Der Saal war während der Vorgruppe Young Knives, die im Übrigen irgendwie zu überzeugen wussten, nur sehr mau gefüllt. Was war los? Hinderten der Zugstreik und die vollen Ring- und Stadtautobahnen ein zeitgerechtes Eintreffen oder war das ausverkauft ein Fehler? Nein, wahr ist, dass das mitgealterte Publikum meilenweit davon entfernt ist, bereits viele Minuten vor Konzertbeginn die vorderen Reihen zu füllen; erst wenige Minuten bevor Bob Mould die Bühne betrat, wurde es im Gebäude spürbar voll.

Und gleich heiß. Wie so oft auf dieser Tour begannen Bob Mould, Bassist Jason Narducy und Schlagzeuger Jon Wurster (die passenderweise auch schon bei Superchunk mitwirkten) mit altem Zeugs: Flip your wig und Hate paper doll, denen sogleich der erste Welthit Hoover Dam folgte. Wow, welch ein Beginn! Das Gebäude 9 war direkt auf Betriebstemperatur.

Standing at the edge of the Hoover Dam, i’m on the centerline

Mitsingen konnte das hier jeder. Nicht nur ich erfreute mich daran, Altbekanntes live präsentiert zu bekommen. Ab jetzt fraßen wir der Band aus der Hand. Da war es nur eine Randnotiz, dass das Set genau das hielt, was die anderen Konzertsetlisten im Vorfeld versprachen. Eine gute Mischung aus altem und neuem Alternative Rock. Zack, zack, zack, in Song-Zweierblöcken kloppten sich die drei durch das Set. Ich weiß nicht, wie viele der 21 Songs der Setlist sie in den ersten Minuten durchgespeilt haben, alles ging so irrsinnig schnell und Holter die Polter, dass mir jegliches Zeitgefühl verloren ging. Erst zum dritten Hüsker Dü Song Hardly getting over it, das erstmals Tempo aus der Veranstaltung nahm, war kurzzeitig Verschnaufen möglich. Es war neben dem getragenen Come around gegen Ende des Konzertes der einzige Song des Abends, der die klassischen Alternative Gitarren schweigen ließ. Es war nur eine kurze Unterbrechung meines Tanz- und Kopfnickrhythmuses, das in Tomorrow Morning, Helpless, If i can changed your mind und Hey Mr Grey sagenhafte Höhepunkte hatte.

Etwas naiv könnte man sagen, es klingt jeder Song irgendwie gleich. Auf das oberflächliche Hören hin ist das vielleicht so und der nuschelige Gesang Moulds macht es nicht einfacher, die Dinge zu unterscheiden. Sicher, es gibt keine technischen Experimente, keine hundert Effektgeräuschkulissen und wildes Pedalgeklicke vor den einzelnen Songs. Aber natürlich klingt nicht jeder Song gleich, auch wenn die Strukturen immer identisch zu sein scheinen. Bob Mould und Jason Narducy reichen ein Bass und eine Gitarre. Sie brauchen all das Gedöns nicht. Und in der Zeit zwischen den Songs, wenn andere Bands an den Verstärkern drehen und mit den Fusspedalen die nächsten Effekte einstellen, leiten die beiden einfach direkt über in den nächsten Song oder trinken einen Schluck aus der Wasserflasche. Und so war das Konzert wie die Musik, erfrischend unkompliziert und maximal eingänglich.

Nach 70 Minuten endet das Konzert wie es begann. Zum Finale gibt es mit Something i learned today und In a free Land, zwei Hüsker Dü Songs. Ein letzter Punk-Rock-Kick-Tritt des Bassisten, dann war es das. Love is all around. Passt.

I hate Alternative Rock heißt ein Song des Amerikaners auf seinem dritten Soloalbum. Zu der Kreatur, die Bob Mould Anfang der 1990er quasi miterschuf, ist es sicher eine Art Hassliebe. „Don’t go blaming me for Bush. It’s not my fault.“ wird er bei Wikipedia zitiert. Okay, glaub ich so halb.

Setlist BOB MOULD:
01. Flip Your Wig
02. Hate Paper Doll
03. Hoover Dam
04. Star Machine
05. The Descent
06. I Don’t Know You Anymore
07. Up in the Air
08. Little Glass Pill
09. Kid With Crooked Face
10. Nemeses Are Laughing
11. The War
12. Hardly Getting Over It
13. Helpless
14. Keep Believing
15. Fire in the City
16. If I Can’t Change Your Mind
17. Hey Mr. Grey
18. Come Around
19. Tomorrow Morning
20. Something I Learned Today
21. In A Free Land
22. Makes No Sense at All (Z)
23. Love Is All Around (Z)

Bob Mould:

Young Knives:

BOB MOULD & YOUNG KNIVES - Köln, Gebäude 9 (07.11.2014)

Fotos: André Techert

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