Elektro made in Canada. So geschehen am vergangenen Freitag im Kölner E-Werk, wo sich sicher einige schon vorab auf eine Wiederholung des legendären Melt-Auftrittes von Caribou aus dem vergangenen Jahr freuten. Im Vorprogramm dabei: Jessy Lanza.
Ungewöhnlich leer war es im Kölner E-Werk, als bereits die Türen aufmachten. Viele Besucher genossen die fast 20 Grad noch vor der Halle und im Außenbereich, doch es hatte nicht den Anschein eines gefüllten Konzert. Aber im Bereich elektronischer Musik, kommen die Gäste scheinbar immer etwas später. Es war eben Freitagabend und der Abend beginnt nun mal erst frühestens 22 Uhr. Und folgerichtig kamen dann auch erst in letzter Minute noch einige um sich den ersten Act anzusehen. Ein ca. halb gefüllter Saal und eine zierliche, fast unauffällige Jessy Lanza auf der riesigen Bühne. Noch bevor sie ihren Master in Musikwissenschaft machen konnte, verließ sie die Uni in Montreal, Kanada um mit dem Musikmachen zu beginnen, anstatt nur darüber zu schreiben. Dank ihrer wohlklingenden Stimme, die wie geschaffen für elektronische Musik ist, lernte sie schnell lokale Bands wie Junior Boys kennen um auf ihren Werken Vocals beizutragen. Als Gegenleistung bekam Jessy Unterricht in der Praxis mit Synthesizern. Nach ersten Versuchen zu R&B Songs einen Hintergrundsound zu kreieren, bekam sie viel Unterstützung von ihren bisherigen Bekanntschaften und konnte 2013 ihr Debutalbum Pull My Hair Back beim Elektrolabel Hyperdub veröffentlichen. Einen Großteil davon spielte sie auch im Kölner E-Werk, darunter Fanfavorites wie Kathy Lee, Keep Moving und Against the Wall. So wenig Präsenz sie auf der Bühne zeigt, es war der Sound der die Verbindung zu den Gästen aufrechterhielt. Live mit noch umfangreicherem Sound war es das Beste, was man zu dieser Zeit als Support für Caribou hören wollte. Ruhige, aber keineswegs simple Stücke.
Ehe man sich versah, huschten die Bandmitglieder von Caribou ohne einen Blick ins Publikum auf die Bühne. So fokussiert wie sie waren, kamen auch die jeweiligen Sounds heraus. Ein wirres Spiel aus unterschiedlichsten Melodien, ob Bass, Drums, Synths oder Vocalkunst, kombiniert erklang alles wie etwas völlig fremdartig Tolles. So wie sich ihr Klang vereint in ein Ganzes, so stehen sie auf der Bühne. Als würden sie immer noch im Proberaum stehen und gemeinsam elektronische Werke erschaffen, musterten sie sich gegenseitig. Die Band nahm vor ihrem CD Cover als Bühnenbild, gerade mal höchstens die Hälfte der Bühne ein und in diesem Bündel aus Musikern standen sie auf der Bühne. Und das was dort dann entstand war große Klasse. Hinter dem Namen Caribou verbirgt sich der promovierte Mathematiker Daniel Victor Snaith. Statt wie sein Vater und seine Schwester weiter in diesem Bereich zu arbeiten, fand er sein Talent in der Musik wieder. Vier Jahre nach dem Erscheinen seines letzten Albums Swim ist nun gerade sein aktuellstes Werk Our Love veröffentlicht worden. Daraus spielte er neben dem Titeltrack auch einige weitere Neuheiten, sowie Klassiker wie der, man kann ihn schon "Superhit" nennen, Song Odessa.
Schon als es losging war die Halle überraschend voll geworden. Fasziniert schauten alle dem Geschehen auf der Bühne zu oder fügten sich den wunderbaren Klängen Caribous und tanzten sich durch sein Set.
Nach anfänglichem Zweifel bewies die vierköpfige Band, was sie als Liveband so drauf hat, denn Bass und Drums sind schon immer eine sehr große Bereicherung in Livesets von elektronischen Bands. Wer meint Caribou sei nur ein DJ und wären langweilig, der sollte sich das nächste Mal vom Gegenteil überzeugen lassen.