Also ab in die noch wärmere Finsternis.
Den Anfang, im bereits gut gefüllten Saal, machte Punkt 19 Uhr Nader Rahy. Seit 2004 ist er Gitarrist in Nenas Band. Er nahm zuletzt 2013 bei The Voice of Germany teil und erreichte unter Team Nena den 6. Platz. Ausgestattet mit Akustikgitarre und seiner tiefen sehr angenehmen Stimme, spielte er Songs á la Singer-/Songwriter, die aber wesentlich bluesiger und rockiger klingen als gewöhnliche Folksongs. Unter den Besuchern setzten zwar viele ihre Gespräche fort und prägten die ersten Minuten mit unaufmerksamem Gemurmel, doch hatte Nader bereits einen Großteil für sich gewonnen. Neben eigenen Stücken spielte er Personal Jesus, ein Depeche Mode Cover in einer Folkversion, die sofort ins Ohr ging. Um dies voll zu nutzen bat er das Publikum mitzusingen, und schüchtern und verhalten, ertönte nach einigen Versuchen und Zögerns ein Grüppchen das Naders Worten begeisternd folgte. Viel Zuspruch bekam er, als sein etwa 30-Minütiges Set ausklang und er noch darauf hinwies, dass er gerne für Fotos am Merchandise nach dem Konzert zur Verfügung stünde.
Den Mittelteil beanspruchte eine bereits hierzulande bekannte Sängerin und Musikerin, die sich auf die letzten Jahre bzw. Monate eine wunderbare Freundschaft mit Nena aufgebaut hatte. Als Teilnehmerin der TV-Show The Voice of Germany im Jahre 2011, trat Sharron Levy mit ihrer Leidenschaft Nummer 1, gegen unzählige weitere Gesangstalente an: ihrer Gitarre.
Während der Umbaupause riefen und kreischten schon hier und da welche, als ob Nena bereits auf der Bühne stünde – man war irritiert. Doch so plötzlich wie die gesamte Band um Sharron auf der Bühne stand und den ersten Song anspielte, so schnell gingen bei vielen die Arme hoch, es wurde instinktiv mitgefeiert. Jubel, Geklatsche, es fiel Sharron selbst sofort auf, und schenkte ihr immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. So angetan und energiegeladen sie ihre Songs präsentierte und wie eine Joan Jett die Bühne abrockte, so gefühlvoll und sympathisch erklangen ihre ruhigen Stücke ohne Gitarre. Dann kamen die Momente an denen sie sich vollkommen den Besuchern hingab, sich auf eine Lautsprecherbox setzte, die Beine baumeln ließ um einfach den Leuten Songs vorzusingen, ohne Künstelei und Routine. Natürlich ist sie bereits eine professionelle Performerin, doch sie strahlt eine gewisse Sympathie aus, die einen einfängt. Eines ihrer ersten Worte richtete sich an alle die gerne Fotos machen und Filmen. "Bei mir dürft ihr das! Aber bei den anderen.. nicht!" "Ein Fotograf! Bei mir dürft ihr das ganze Set fotografieren wenn ihr mögt!" Ihr was es egal, sie störte sich nicht daran sondern freute sich. Schön zu sehen, dass eine Castingteilnehmerin in ihrem Element angekommen ist und solide Shows abliefert die wirklich Applaus verdient haben auch wenn ihre Songs selber nicht sonderlich abwechslungsreich sind.
Mit qualvollen zehn Minuten Verspätung und immer wieder aufheizendem Geschrei und Jubel wurde die nutzlose Saalbeleuchtung komplett gedimmt und Nenas Band huschte endlich auf die Bühne.
Jedes Familienfest geht zu irgendwann zu Ende, doch als es vorbei war, wollte es keiner so wirklich glauben. Alle waren noch mittendrin. Dennoch schade, dass es nicht unter freiem Himmel stattfand, aber vielleicht dann beim nächsten Mal..
Fotos: André Techert