Mehr als 25 Jahre sind seit dem Erscheinen seines Erfolgsalbums So vergangen und diese sind äußerlich vielleicht nicht spurlos an ihm vorübergegangen, an Charisma hat er jedoch ganz sicher nicht verloren und seine Stimme weißt absolut keinerlei Ermüdungserscheinungen auf. Wie die Konzerte der Tour selbst, besteht natürlich auch das DVD-Konzert aus drei Teilen. Einer akustischen Vorspeise, der elektrifizierten Hauptspeise mit vielen Klassikern im neu arrangierten Gewand und als feine Nachspeise das Album So in seiner Gesamtheit sowie 2 Zugaben. Um den akustischen Teil so minimalistisch wie möglich zu präsentieren, blieb sogar das Saallicht an, ablenkende Lichteffekte sind hier Fehlanzeige. Passend zum elektronischen Teil geht das Saallicht aus und stimmungsvolle, zumeist relativ düstere Lichter umschmeicheln die Musik. Farbenfroher wird es dann bei So, um die Dreiteilung, auch was diesen Aspekt angeht, stringent durchzuhalten. Für besondere Lichteffekte und auch Kamerafahrten sorgen dabei die von maskierter Menschenhand ninjaartig bewegten Lichtkräne, die den Künstler beizeiten förmlich in die Enge treiben und ganz nah an uns heranholen. Das Ergebnis dieser Aufnahmen können die Zuschauer dann athmosphärisch auf der Bühne und zudem aus der Sicht der Kamera auf den zusätzlichen Leinwänden begutachten. Gerade bei Mercy Street ist das wirklich beeindruckend, wenn Peter den Song anmutig auf dem Bühnenboden singt und wir jede einzelne Regung von ganz nah mitverfolgen können. Und auch sonst bringen Peter Gabriel und seine Begleitmusiker die jeweilige Stimmung der Songs genau auf den Punkt, lassen bei Red Rain die roten Lichtstrahlen nur so von der LED-Wand prasseln oder führen kleine Tänzchen zur Lockerung auf. Immer wieder wechselt Peter von der zentralen Gesangsposition in der Mitte der Bühne zum Keyboard und gibt seinen handwerklich starken Musikern, darunter Tony Levin, David Rhodes, Manu Katché und David Sancious, die Möglichkeit etwas weiter in den Mittelpunkt zu rücken und zu glänzen. Das alles wirkt äußerst sympathisch, voller Spielfreude und ist perfekt inszeniert.
Und auch die Message muss bei einem engagierten Menschen wie Peter Gabriel natürlich stimmen und so beschließt er das Konzert nach dem ersten Bonussong The Tower That Ate People wie üblich mit einer tiefgründigen Ansprache und dem abschließenden Biko, das dem Apartheidsgegner und Gründer der Black-Consciousness-Bewegung Steven Biko gewidmet ist.
Ein wirklich tolles Dokument einer beeindruckenden Tour von einem der ausdrucksstärksten Künstler unserer Zeit. Regisseur Hamish Hamilton hat hier ganze Arbeit geleistet und die Stimmung perfekt auf die Silberscheibe transferiert. Insbesondere die Bilder aus der Vogelperspektive sorgen zudem für Aha-Effekte, die das Live-Erlebnis sogar noch nachträglich zu steigern vermögen. Ich kann diese Blu-ray/DVD wirklich jedem ans Herz legen, es lohnt sich!
Tracklist:
01. Daddy Long Legs (O But)
02. Come Talk To Me
03. Shock The Monkey
04. Family Snapshot
05. Digging In The Dirt
06. Secret World
07. The Family And The Fishing Net
08. No Self Control
09. Solsbury Hill
10. Show Yourself
11. Red Rain
12. Sledgehammer
13. Don’t Give Up
14. That Voice Again
15. Mercy Street
16. Big Time
17. We Do What We’re Told
18. This Is The Picture (Excellent Birds)
19. In Your Eyes
20. The Tower That Ate People
21. Biko
Die uns vorliegende Einzel-Disc enthält den ungeschnittenen Konzertfilm sowie die Kurz-Doku The Visual Approach, die mit 6 Minuten Spielzeit leider etwas kurz ausgefallen ist. Zusätzlich gibt es eine Deluxe-Edition mit einer Bonus-DVD bzw. -Blu-ray sowie zwei Audio-CDs, die das Konzert nochmals, leicht geschnitten, im Audio-Format enthalten.