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SOUTHSIDE FESTIVAL 2014 – Neuhausen ob Eck, Flugplatz (20.06.-22.06.2014)

SOUTHSIDE FESTIVAL 2014 - Neuhausen ob Eck, Flugplatz (20.06.-22.06.2014)

Insgesamt 65.000 Besucher kamen dieses Jahr nach Neuhausen ob Eck zum ausverkauften Southside Festival, welches damit nun schon zum zweiten Mal in Folge aufgestockt wurde. Noch letztes Jahr lag die Obergrenze der Besucherzahl bei ca. 61.000. Aber dennoch kam es damit nicht an sein Zwillingsfestival dem Hurricane bei Scheeßel heran, welches eine maximale Besucherzahl von 73.000 aufzuweisen hat. Doch das war den Leuten hier beim Southside komplett egal, denn das qualitativ hochwertige Line-Up war schließlich fast das Selbe und gute Stimmung gab es hier auch, aber dazu später mehr! So freute man sich auch dieses Jahr wieder Besucher des Southsides zu sein und jede Menge toller Acts, wie The Black Keys, Fettes Brot, Bombay Bicycle Club, Arcade Fire oder Interpol live erleben zu können. Und natürlich noch zusätzlich die Möglichkeit zu haben, mit seinen Freuden den Alltag für mindestens ein Wochenende vergessen zu können. Das Ganze konnte dabei auf vier Bühnen aufgeteilt werden. Zwei Freilichtbühnen, die 360qm große Blue Stage und die mit 280qm etwas kleinere Green Stage, zusätzlich noch ein 8-Mast Zelt (White Stage) und eine 88qm große Bühne im Zelt der Red Stage. Die über 350 wassergespülten Toiletten und 280 Duschen trugen ihren übrigen Teil zum Komfort des Festivals bei, welcher gerade bei mindestens drei Tagen Aufenthalt nicht unterschätzt werden sollte.

Das oft heiß diskutierte Thema und zugegebenermaßen auch kein unwichtiger Bestandteil eines jeden Festivals -das Wetter- war an diesem Wochenende ausnahmsweise einfach konstant gut, mit ca. 24°C und keiner Quellwolke am Himmel konnte man sich eigentlich überhaupt nicht beklagen.


Freitag, den 20.06.2014

Am Freitag, den 20. Juni 2014 war es endlich so weit und mit einer Menge Gepäck ging es früh morgens los. Mit dem ICE Richtung Süden, dann der Regionalexpress nach Tuttlingen, gefolgt von einer Fahrt mit dem Bus und schlussendlich ein kleiner Weg zu Fuß. Grüne Anreise, ganz gemäß dem Festivalmotto „Grün rockt!“? Check! Festivalbändchen geholt? Check! Zelt aufgebaut und Krempel reingeworfen? Check! Tolles Wetter? Check! Bock auf Livemusik? Doppel Check! To-Do-Liste bis auf den letzten Punkt abgehakt? Check! Schnell noch die Luftgitarre einpacken und nichts wie Richtung Festivalareal.

Das Anfangsprogramm ist dicht gefühlt mit allerlei aufstrebenden Newcomern, die sich aufmachten um das Southside Festival 2014 in ihrer halbstündigen Spielzeit von sich zu überzeugen. Keine leichte Aufgabe, aber da viele Besucher bereits am Vortag angereist waren, tummelten sich schon vor den ersten Bands einige Besucher auf dem Gelände, um etwas zu essen oder trinken, sich die Stände anzuschauen oder um eine Runde mit dem Riesenrad zu drehen.

Der erste Act den Hauptbühnen waren The Bots auf der Green Stage. Das aus Mikaiah Lei (Gesang, Gitarre, Bass) und Anaiah Lei (Schlagzeug) bestehende Duo ist im Durchschnitt gerade mal 18 Jahre alt und wird schon mit den ganz Großen verglichen. Leider gab es zu Begin ein paar technische Probleme, die aber in den Griff zu bekommen waren. Die beiden Brüder überzeugten jedoch auf ganzer Linie und werden vermutlich auch in Zukunft noch viel von sich hören lassen.

Es ist 17:00 Uhr und für Jennifer Weist und ihre Kollegen von Jennifer Rostock ist es die Zeit die Green Stage zu rocken. Eingängige, rockige Musik mit deutschen Texten wird hier mit jeder Menge Sex zu einer stimmigen Mischung gepaart. Los geht’s mit Der Kapitän vom vorletzten Album. Während Jennifer sich alle Mühe gab mit anzüglichen Bemerkungen oder Gesten das Publikum anzuheizen fiel beim Blick in die Menge auf, dass erstaunlich viele Fans weiblich sind. Bei einer heißen Frau als Aushängeschild der Band ein wenig verwunderlich. Es wurde viel getrunken und gefeiert aber bei all der Feierlaune konnten auch ein paar ernste Worte zum Thema Toleranz nicht fehlen. Mit Schlaflos (VÖ: 17. Januar 2014) hatte die Band das vierte Studioalbum am Start, von dem natürlich auch neues Material in Neuhausen ob Eck durch die Boxen schallte.

Als nächstes stand der britische Singer-Songwriter Mike Rosenberg, besser bekannt unter dem Künstlernamen Passenger, auf dem Programm. Mit der Single Let Her Go schaffte er den Durchbruch und landete in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf Platz Eins der Single Charts. Eine Gitarre und Humor sind seine Waffen um sich den tausenden Zuschauern zu stellen, denn viel mehr benötigt Passenger nicht für seine Show. Dementsprechend schlicht sah auch die Bühne aus, die nahezu komplett leergefegt war. Da merkte man ihm seine Wurzeln als Straßenmusiker an, denn als solcher kann man keine effektüberladene Pyroshow mit Tänzern und allem Drum und Dran auffahren. So lernte er früh nur durch seine Gitarre und seine Stimme zu überzeugen, was er nun auch sehr gut kann. Schnell schaffte er es das Publikum für sich zu begeistern und obwohl sicher eine ganze Reihe der anwesenden Leute nur seinen großen Hit kannten, dürfte er sich mit dem Auftritt ein bisschen markanter in ihre Gedächtnisse eingebrannt haben.

Noch während der letzten Viertelstunde des Passenger Gigs ging es auf der Green Stage mit den Glasgower Indie-Rockern von Franz Ferdinand weiter. Tanzbare, rockige Musik ist ihr Markenzeichen und daher war es nicht weiter verwunderlich, dass auch auf dem Southside schnell Bewegung in die Menge kam. Es wurde geklatscht, getanzt und gefeiert. Frontmann Alex Kapranos animierte die Festivalbesucher zum Mitsingen und diese kamen seinem Wunsch gerne nach.

Es gibt wenige Promofotos, die einem alles über einen bevorstehenden Auftritt sagen. Das Bonaparte Promobild zeigt fünf Leute, jeweils mit einer Katze auf dem Arm oder der Schulter, in Kleidungsstücken die vermutlich einem älteren, in Vergessenheit geratenen, Altkleidercontainer entnommen worden sind vor einem Sternenhintergrund. Und entsprechend abgefahren war auch das, was uns die Band am Freitagabend präsentierte. Wirre Kostüme und große, spiegelnde Bühnenelemente die hin und her geschoben wurden von Tänzerinnen, die eingekleidet waren als seien die Kostüme von 5-jährigen aus einem Haufen Müll gebastelt worden, waren zentrale Elemente der Show. Bonaparte verstanden es mit ihrer Elektropunk genannten Musik und der skurrilen Show das Southside sowohl akustisch als auch optisch in ihren Bann zu ziehen. Ein kurzweiliges Vergnügen bei dem man nur eines besser nicht tut, nämlich nach einem tieferen Sinn zu suchen.

Edward Christopher „EdSheeran war als nächstes an der Reihe. Mit Songs wie The A Team oder dem Song zum zweiten Hobbit Film I See Fire schaffte er es sich eine große Fangemeinde aufzubauen. Der britische Singer-Songwriter war an diesem Abend eine rockigere Variante von Passenger. Mit LED-Leinwänden im Hintergrund und viel Action auf der Bühne konnte er von der ersten Sekunde an überzeugen. Neben seiner Gitarre verwendete Sheeran ein Looper-Pedal, sodass auch ohne weitere Instrumentalisten kompliziertere Stücke spielbar waren. So ließ er zwischenzeitlich seine Gitarre komplett links liegen um sich nur auf seinen Gesang konzentrieren zu können. Die Besucher stellten schnell fest, dass Ed Sheeran neben den bekannten und ruhigeren Songs auch richtig flotte Lieder im Programm hatte, bei denen sich seine Zunge förmlich überschlug. Das rund 75 Minuten lange Konzert war wohl für viele der Southside Besucher eines der Highlights des Freitags.

Es war Party Zeit als die Mannen von Seeed die Green Stage für 90 Minuten einnahmen und den Bereich vor der Bühne in einen Dancefloor verwandelten, denn bei Seeed ist es schwer einfach still zu stehen. Der gekonnte Mix aus Reggae, Hip Hop und Dancehall begeisterte die Besucher und ein bisschen Bewegung, nachdem man sich den ganzen Tag vor den Bühnen die Beine in den Bauch gestanden hatte, tat ihnen auch sicherlich gut. Seeed live zu sehen ist aus mehreren Gründen immer wieder beeindruckend. Zum einen schaffen sie binnen kurzer Zeit Stimmung und Bewegungsdrang. Zum anderen ist es einfach interessant zu sehen wie viele Leute zeitgleich auf der Bühne stehen, immerhin hätte man aus der Menge der Bandmitglieder problemlos drei andere Bands machen können. Auch ist die Konstellation mit drei Frontmännern (Pierre „Peter Fox“ Baigorry, Demba „Boundzound“ Nabé und Frank „Dellé“ Dellé) ungewöhnlich. Doch wie der Auftritt auf dem diesjährigen Southside bewies gilt der Spruch „viele Köche verderben den Brei“ hier ausnahmsweise nicht, denn die Vielfalt an Musikern sorgte nicht für einen Klangbrei, sondern für ordentlichen und abwechslungsreichen Sound.

Den Southside Besuchern wurde keine Pause gegönnt, denn direkt im Anschluss ging es auf der Blue Stage hochkarätig weiter. Auch der zweite Headliner des Southside Freitags kam aus Deutschland: Mit ihrem siebten Album 3 is ne Party im Gepäck waren die Hamburger von Fettes Brot angereist. Es dauerte nicht lange da hatten es König Boris, Doktor Renz und Björn Beton geschafft die Besucher des Southside Festivals zum mitgröhlen und ausrasten zu bewegen. Auch wenn alles ab drei Leuten eine Party ist, machte sich das Ganze mit mehr als dem 10.000-fachen doch noch deutlich besser. Während die Brote einen Hit nach dem anderen (und davon haben sie nach mehr als 20 Jahren Bandgeschichte ja mehr als genug) in die Menge feuerten, stieg die Stimmung vor der Bühne trotz der fortgeschrittenen Uhrzeit immer weiter an. Fettes Brot bewiesen erneut, dass guter Hip Hop voller Witz sein kann und auch ohne „isch fick deine Mudda“ Texte überzeugt.

Als gegen 02:00 Uhr die letzten Töne von Fettes Brot sowie Belle & Sebastian und Kavinsky Live auf den Nebenbühnen in die Nacht schwirrten, machten sich die Festivalbesucher in Richtung ihrer Zelte auf, um den Festivalabend gemeinsam feiernd ausklingen zu lassen und die Highlights des Tages zu diskutieren. Natürlich war auch viel Vorfreude im Spiel, denn auch das Line-Up der beiden folgenden Tage war gespickt mit interessanten Newcomern und etablierten Topacts.

Bildergalerie: Southside Festival Tag 1 (20.06.2014)
u.a. mit Seeed, Fettes Brot, The Black Keys, White Lies, Passenger, Ed Sheeran

Samstag, den 21.06.2014

Der Samstagmorgen ist immer ein kritischer Punkt auf jedem Festival. Der Freitag, an dem man es traditionellerweise immer übertreibt, hängt einem jeden Festivalbesucher noch merklich in den Knochen und die Fortsetzung fällt zunächst erstaunlich schwer. Doch spätestens das erste Konterbier, welches meist noch vor dem trockenen Brot, auch bekannt als Festivalfrühstück, runtergespült wird, gib einem neuen Antrieb zum weiterfeiern. Außerdem war da heute doch irgendwas, was geklärt werden sollte. Ach richtig! Die deutsche Nationalmannschaft wollte heute den Gruppensieg gegen Ghana klar machen. Ja, da muss wohl später noch irgendeine Möglichkeit gefunden werden, um das Spiel sehen zu können. Aber jetzt konzentriert man sich lieber auf das zweite Bier und sichtet nochmal den Timetable, damit die Vorfreude auf den zweiten Festivaltag wieder aufflammt. Blood Red Shoes um 15.15 Uhr auf der Green, ja da müssen wir unbedingt hin. Oh Mist! Bombay Bicycle Club spielt zeitgleich mit Angus & Julia Stone. Die wollte ich beide doch schon mal unbedingt live sehen, was machen wir denn da?! Ein ganz normales Problem bei jedem Festival. Die Entscheidung erleichtert das dritte Bier, das ganz klassisch mit einer Runde Flunkyball in ca. 5-7 Minuten, je nach Qualität der Mitspieler, vernichtet wird. Denn hey, wenn der Bürgermeister von Neuhausen ob Eck dieses Jahr schon eine Runde gespielt hat, dann will man sich ja auch nicht lumpen lassen. Also ging es dann pünktlich und mit guter Laune im Gepäck, sowie dem obligatorischen Billigwein im Tetrapack, welcher mit sechs Lagen Powerklebeband zum praktischen Messenger-It-Bag umgewandelt wurde, auf das Festivalgelände.

Dort angekommen merkt man wieder, warum Festivals einfach eine klasse Sache sind. Diese lockere fröhliche und zugegebenermaßen auch angetrunkene Stimmung lädt einfach zum Glücklich sein ein und da mach ich gerne mit. Also ab zur Green Stage, um das Londoner Duo Laura-Mary Carter und Steven Ansell von Blood Red Shoes nicht zu verpassen. Sie präsentieren uns ehrlichen Alternative Rock mit Ecken und Kanten und bieten damit eine super Einstimmung auf den restlichen musikalischen Tag.

Elektronischer wurde es um 16 Uhr auf der Blue Stage mit The Naked And Famous. Ein etwas jüngeres Publikum, welches den Center Court der Bühne ca. zur Hälfte füllte, wartete auf die Band aus Auckland, die durch ihren Hit Young Blood 2010 internationale Bekanntheit erlangte. Die Frontfrau Alisa Xayalith, die mit einer wasserstoffblonden Kurzhaarfrisur, riesiger schwarzen Sonnenbrille und knallroten Lippen die Bühne betrat, heizte der Menge ordentlich ein. Auch wenn diese das echt nicht mehr brauchte, denn die Temperatur hatte zu diesem Zeitpunkt mit bestimmt 25-26°C zu der Nachmittagszeit ihren Höhepunkt erreicht.

Nach einer ca. 40 minütigen Stagetime beendete die Band ihren Auftritt mit dem erwähnten Hit und verabschiedete sich höflich. Als nächstes wollten wir uns die schwedische Rockgruppe The Sounds anhören, welche ebenfalls auf der Blue Stage spielen sollte. Deswegen nutzen wir die Pause zwischen den Konzerten um uns am Getränkestand zu erfrischen. Schnell war der 0,33l Plastikbecher geleert und die nächste Konzertrunde konnte beginnen. Pünktlich um 17.30 Uhr betrat die Band rund um Maja Ivarsson die Blue Stage. Mit viel Live-Erfahrung im Gepäck wusste sie genau mit welchen Sprüchen sie die Menge gezielt motivieren konnte eine tolle Zeit zu haben. Auch wenn man zugeben muss, dass die Show der Band vor ein paar Jahren spritziger war, so sind Song wie z.B Painted by Numbers noch immer absolute Garanten für eine tolle Live-Show.

Doch jetzt war es erstmal genug direkte Sonneneinstrahlung für den Moment. Da konnte nun auch kein kühles Getränk mehr helfen. Deswegen haben wir uns vorgenommen die White Stage zu besuchen und zu ruhigen angenehmen Klängen von Angus & Julia Stone ein wenig zu entspannen. Das australische Geschwister-Duo verbreitete von Beginn an im gesamten 8-Mast Zelt eine geradezu erholsame Stimmung, die einem das Gefühl gab seine bisher gesammelten Festivalwunden kurieren zu können. Natürlich hatten sie auch ihren Hit Big-Jet Plane mit dabei, einen Titel, der einen förmlich schweben lässt und das ganz ohne sinneserweiternde Substanzen.
Mit diesen noch sehr wohligen Klängen im Ohr ging es wieder raus aus dem Zelt, wo die Sonne jeden trotz der schon fortgeschrittenen Zeit komplett blendete, zumindest für einen kurzen Moment bis sich die Augen wieder an die neue Situation anpasst hatten.

So, was kommt als nächstes? Doch bevor ich mir diese Frage selbst beantworten konnte, meldete sich schon mein Bauch, der Nachschub forderte. Also wieder zurück zum Basislager, wo die Dose Ravioli, auf die man sich doch schon irgendwie das ganze Jahr gefreut hatte, auf einen wartete. Wieder gestärkt fällt einem dann wieder ein, dass man noch eine Gelegenheit bräuchte, das Fußballspiel sehen zu können. Und während man so Gedanken versunken über den Campingplatz stolperte sieht man sie, die verrückten Mitstreiter, die einem im Alltag so rar erscheinen. Da hatten doch tatsächlich ein paar Leute einen Beamer und Leinwand mit passendem Soundsystem auf den Zeltplatz geschleppt. Abgerundet wurde das Ganze von ein paar Bierbankgarnituren. Super! Da war ich dabei. Danke Leute! Aber nur für die erste Halbzeit, denn jetzt musste ich schnell weiter, um mir noch einen guten Platz für die Bielefelder Stimmungskanone Casper zu sichern. Doch auch hier wurde ich von den Mitstreitern nicht enttäuscht, denn mitten in der Menge gab es jemanden, der sein ca. 5“ großes Smartphone in die Luft ragte, um somit auch den Umherstehenden die Gelegenheit zu geben die zweite Halbzeit mitzuverfolgen. Ein hoch auf ihn und ein hoch auf LTE. Dann ein kurzer Stimmungsrückschlag – Ghana ging 2:1 in Führung. So ein Mist, was ist denn da schon wieder schief gelaufen. Aber zum Glück passend zu Beginn der Casper-Show kam die Erlösung. Klose machte das 2:2 für Deutschland. Jawohl! Jetzt konnte es mit Cas ja richtig losgehen. Und das tat es auch mit einer opulenten 2-geteilten Videoleinwand und dem nach vorn gehenden Song Im Ascheregen begann die Reise. Eine Show, welche immer ganz eng zwischen Kultur und Unterhaltung rangierte. Denn was Casper für die Deutsche Musiklandschaft getan hat, ist einfach beachtlich. Wahrscheinlich ist auch das der Grund für seine genreübergreifende Anhängerschaft und für das bestbesuchte Konzert an diesem Wochenende. Arcade Fire, die parallel als Headliner dazu auf der Green Stage spielten, kamen trotz einer der momentan meist gefeierten Live-Shows in Europa auf nur ca. die Hälfte der Besucherzahl der Casper-Show.

Um 0.30 Uhr war es dann Zeit für den nächsten Headliner-Gig am Samstag. Ebenfalls wie Casper auf der Blue Stage waren nun die 4-fachen Grammy Gewinner Macklemore & Ryan Lewis an der Reihe der Festival Crowd den Rest zu geben. Mit Songs wie Thrift Shop und dem sogar zweimal gespielten Can’t hold us down, zu dem ja nun mal niemand ruhig stehen bleiben kann, taten sie dies auch. Abgerundet wurde das Ganze von einer schönen Pyro-Show und natürlich der unfassbaren Bühnenpräsenz von Ben Haggerty aka Macklemore selbst. Nach dieser Show entschieden sich die Übereifrigen von uns, die noch stehen konnten, ins Partyzelt zu entschwinden, während es sich der Rest auf den Isomatten bequem machte und voller Vorfreude auf den nächsten Tag in Ruhe einschlief.

Bildergalerie: Southside Festival Tag 2 (21.06.2014)u.a. mit Casper, Macklemore & Ryan Lewis, Tocotronic, The Kooks, The Subways, The Sounds, Elbow

Weitere Fotos des Events gibt es hier


Sonntag, den 22.06.2014

Aufgewacht! Letzter Tag des Southsides. Heute nochmal Vollgas geben, selbst das Konterbier wurde nicht benötigt, denn Restalkohol von gestern tat es noch. Schnell die trockene Scheibe Brot runtergeschlungen, zweimal in die Bifi gebissen und ab auf das Gelände. Heute erster Anlaufpunkt um 12:30 Uhr in der White Stage: I Heart Sharks. Die britisch-deutsche Band aus Berlin performte einen erfrischenden Indietronic, welcher selbst ohne Vorkenntnis der Songs zum Mitbewegen animierte und eine tolle Stimmung im Zelt verbreitete. Die drei Jungs machten einfach Laune und waren sicherlich glücklich darüber hier auf dem Southside mitwirken zu können, wenn auch mit einem der frühesten Slots auf dem Timetable. Zum Schluss gab es noch I Heart Sharks-Aufkleber für die Menge und dann leerte sich das Zelt auch nach einer halbstündigen Stagetime der Band rasch. Wieder auf dem Gelände merkte man deutlich, dass die Sonne es an dem heutigen Tage noch einmal etwas mehr wissen wollte und so hatte man ohne Sonnencreme mit LSF 30 echt ein Problem längere Zeit in der Sonne zu überstehen. Somit wurde der gute alte Strohhut zu einem weiteren Must-have für dieses Festival. Man konnte ihn in den allerverschiedensten Versionen auf den Köpfen der Träger bestaunen, was vor allem die Besitzerin des einzigen Strohhutstandes auf dem Festivalgelände sichtlich zu erfreuen schien. Sparsamere Besucher entschieden sich für die Pappmasken-Variante, die man kostenlos am Pizza.de-Stand bekommen konnte. Sie wurde einfach hinten auf den Kopf geschnallt, um den Nacken nicht komplett wegbrennen zu lassen. Gewusst wie!

Die nächste Band auf dem Zettel waren die Alt-Hip-Hopper von Fünf Sterne Deluxe. Sie betraten pünktlich um 13:30 Uhr, stilecht mit eigener Bar im Schlepptau, die Blue Stage. Mit ihrer eigens komponierten Hymne über sich selbst, 5 Sterne, machten sie die Hitze ein klein wenig vergessen. Denn wenn die Sterne eines besonders gut können, dann ist das gute, lockere Stimmung verbreiten und das war bei diesen Temperaturen einfach das Beste. Also zurücklegen, die melodischen Beats genießen, über Textpassagen schmunzeln und sich dabei wie im Urlaub fühlen. Einfach Super!

Gegen 14.45 Uhr wurde es dann wieder sehr eng auf dem Gelände rund um die Blue Stage, denn die junge britische Band Bastille stand als nächste in den Startlöchern und allem Anschein nach wollten viele Leute diesen einen bestimmten Auftritt nicht verpassen. Sie starteten direkt mit einem ihrer größten Hits, der gleichnamig mit ihrem Debütalbum Bad Blood ist. Die Menge kennzeichnete mit Jubelrufen diese nette Geste der Band und ein weiteres tolles Live-Musik Spektakel konnte beginnen. Der Frontmann Dan Smith wechselte oft zwischen den Liedern die Instrumente. Die schönsten Momente gab es aber zweifellos beim Lied Things We Lost In The Fire, bei dem er an einem zweiten Drum-set energisch mittrommelte. Dem Fakt geschuldet, dass die Jungs von Bastille erst ein Album veröffentlicht haben, kamen wir in den Genuss fast den kompletten Longplayer vorgespielt zu bekommen plus ihrem brachial guten Cover Of The Night.

Danach wurde es in der Red Stage ein wenig rockiger und lauter bei den Jungs von You Me At Six. Mit einer Mischung zwischen Rock-Pop und Pop-Punk machte die Band zu Songs wie Bite My Tongue ordentlich Laune. Aber allzu lange konnten wir dort nicht verweilen, da wir die immer energiegeladenen Indierocker von The Wombats auf der Blue Stage um nichts in der Welt verpassen wollten. Auch wenn die Menge von den letzten zwei Tagen schon etwas ausgezerrt war, die Briten konnten zu Songs wie Tokyo, 1996 immer noch ein wenig Leben aus uns rauskitzeln und trotz brütender Hitze die Zuschauer im vorderen Bühnenteil zu mitreißenden Circle Pits begeistern. Diese gipfelten in den letzten Song der Band und gleichzeitig absoluten Klassiker Let’s Dance To Joy Division.

Doch nun erst mal wieder zum Camp, um eine gute Dose Fertigessen auf dem Campingkocher zu erwärmen, welche am letzten Tag einfach nicht mehr richtig munden mochte. Aber auch hier wird gekonnt der Abgang mit einer Dose des guten 5.0ers optimiert. Dann entschied ich mich aber doch lieber für zwei Dosen, um mich dabei gleichzeitigt auf den letzten musikalischen Abschnitts dieses Festivals gebührend einzustimmen. Den Anfang machten passend zur untergehenden Sonne die Melo-Rocker von Interpol. Aber hey, das muss auch mal sein. Schließlich ging mal wieder ein tolles Wochenende zu Ende, da durfte man sich dann ruhig mal ein wenig auf düstere Klangbilder mit stark verzerrten Gitarren und eine der markantesten Stimmen aus diesem Genre einlassen. Begonnen haben sie mit Say Hello To The Angles, wobei es wohl eher unwahrscheinlich ist dies wörtlich zu nehmen. Denn in ihrem Auftritt versuchten sie, wie man es schon von ihnen gewohnt ist, alles möglichst schön düster zu halten. Auch ihr gewohntes Schweigen auf der Bühne haben sie nur selten gebrochen, um somit den Fokus ihres Auftrittes stark auf ihre pure Musik zu richten. Ein anderer erfreulicher Punkt für die meisten Fans war, dass sie mit Liedern wie My Desire, Titel ihrer am 05.09.14 erscheinenden Platte El Pintor spielten und so schon mal die Vorfreude aus dieses bald erscheinende Album steigerten.

Um nun aber nicht komplett in Depression an einem so schönen Abend zu verfallen, gingen wir rüber zur Green Stage, auf der sich für 20:15 Uhr, also quasi zur Prime Time, die Spaßmacher von Kraftklub angekündigt hatten. Mit einer großen Inszenierung und mehreren Fahnenschwingern betraten Frontmann Felix und seine Jungs die Bühne. Im Hintergrund gab es ein riesiges Transparent, welches den Titel und das Datum der Veröffentlichung ihres nächsten Studioalbums ankündigte. In Schwarz soll es heißen und am 12.09.2014 über Universal Music in die Plattenläden kommen. Aber jetzt waren wir erstmal hier, um neben einem kleinen Ausblick auf Neues auch nochmal den Vorgänger Mit K live genießen zu können. Felix wusste, was er noch am Sonntag vom Southside fordern konnte und das war nichts Geringeres als jegliche letzten Reserven, die noch in uns steckten. Im Gegenzug gab aber auch die Band alles ihnen zur Verfügung stehende, um mit der rasenden Menge Schritt zu halten. So waren die am Anfang erwähnten maskierten Fahnenschwinger die Hip-Hop Band K.I.Z, welche sich die Masken zum neunten Lied vom Kopf zogen und Juppe fürs Gehirn performten. Einen besonderen Bonus gab es noch zum letzten Lied, die Zugabe des Songs Songs für Liam, an dem sich als Spezial Guest kein geringerer als Herr Benjamin Griffey aka Casper himself beteiligte, womit ein Live-Event der Spitzenklasse gekonnt abgerundet wurde.

Nun aber zum Endspurt des Southsides nochmal schnell zu Lily Allen auf der Blue Stage. Mit einer farbenvollen Live-Show, viel nackter Haut ihrer Background-Tänzerinnen und den dazu schlüpfrigen Songs wie Sheezus, war es schon echt ein Erlebnis sie live zu sehen. Das machte es auch wett, dass diese Künstlerin vielleicht nicht die beste Ergänzung des sonst eigentlich sehr stimmigen Line-Ups war. Dafür dann das Kontrastprogramm um 22:00 Uhr, nochmal richtig ehrlichen Rock vom Headliner und somit letzten Gig für das diesjährige Southside von Volbeat. Massentaugliche härtere Gitarrenklänge und eine angenehme rockige Stimme beflügelten uns nochmal die letzten Atemzüge der Festival-Live-Musik tief zu inhalieren und ausgelassen zu feiern. Vielleicht in diesem Moment nicht nur die Musik der Musiker, die vorne alles gaben, sondern auch ein Stück weit uns selbst, dass wir uns auch dieses Jahr wieder die schönen Strapazen des Southsides angetan haben. Und während die Band die Menge zu Songs wie Cape Of Our Hero zum Springen und Tanzen brachte, freuten wir uns, dass wir dieses Jahr wieder hier sein konnten. Auf dem Southside. mit diesen wunderbaren Menschen, einer tollen Atmosphäre, einem großartigen Line-Up, was alles gegeben hat uns zu Unterhalten und uns verhalf an diesem Wochenende wir sein zu können. Wir sagen sage danke, danke Southside, bis zum nächsten Jahr!

Bildergalerie: Southside Festival Tag 3 (22.06.2014)u.a. mit Pixies, Lily Allen, Kraftklub, Donots, Broilers, Bring Me The Horizon

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Fotos: Markus Hillgärtner

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Southside Festival Tag 1 (20.06.2014)u.a. mit Seeed, Fettes Brot, The Black Keys, White Lies, Passenger, Ed Sheeran

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