Zitadelle in Spandau. Geboten werden an diesem Abend The National und als Support St.Vincent.
den Trunkenbold, der einen Teil der Fans doch recht verstört hinterließ. Ein kleiner Bürgerschreck
sozusagen. Ob das auch der Grund dafür ist, dass an diesem Abend die Zitadelle nicht
ausverkauft war?
Als ich dort kurz vor Beginn der Vorband ankam, war der Platz recht spärlich gefüllt. Zum Glück für
St.Vincent füllte es sich dann doch noch, so dass sie ihre respektable Show vor ausreichendem
Publikum aufführen konnte. Keine einfache Aufgabe bei Tageslicht! Ihre Bewegungen sind zu Beginn noch ein wenig hölzern und statisch, was sich aber im Verlauf des Konzerts besserte. Ihre Musik packt mich und ihre Stimme ist auch live großartig. Ein gelungener Einstieg in den Abend!
In der Umbauphase bleibt ausreichend Zeit, um sich an den reichlich vorhandenen Buden rund um
den Platz zu versorgen. Das Ambiente macht eher den Eindruck eines kleinen Volksfests als eines
Konzerts. Wer dort nicht als Pärchen unterwegs ist, der hat zumindest seine guten Freunde mitgebracht. Das schafft so
eine lauschige Wohlfühlatmosphäre. Kein Gerempel, kein Gedränge. Zufriedene Gesichter überall!
Pünktlich um 20 Uhr kommen dann The National in gewohnter Besetzung auf die Bühne. Ein
sichtlich gut gelaunter Matt umklammert das Mikro und es beginnt diese wunderschöne Mischung
aus Gebrochenheit und Seelenschmerz, die immer wieder auch Versöhnung schafft. Apropos
Versöhnung: Matt wirkt im Vergleich zum letztjährigen Konzert fast wie ausgewechselt. Handzahm
wäre übertrieben, aber seine Trinkeskapaden sind an diesem Abend Mangelware. Auch fliegt das
Mikro nur selten auf den Boden und die Male an dem er den Mikrofonständer umwirft lassen sich
an einer Hand abzählen. Die Intensität der Musik nimmt daran jedenfalls keinen Schaden. Im Gegenteil:
Matt konzentriert sich mehr auf die Lieder und die Band muss sich nicht allzu sehr um
Schadensbegrenzung bemühen. Die Widersprüche bleiben bestehen, aber sie arbeiten nicht mehr
gegeneinander.
Und die Band klingt großartig – trotz Open Air. Die Bläser sind endlich auch live
hörbar und es klingt alles wie aus einem Guss. Untermalt wird das Ganze durch eine Videoshow im
Hintergrund. Bei jedem zweiten Lied habe ich den Eindruck mein Lieblingslied würde gerade gespielt.
Böse Zungen könnten sagen, dass sich alles ähnlich anhört und vielleicht ist dem auch ein Stück weit so. Aber es
hört sich nicht so ähnlich an, dass es langweilig würde.
Abgerundet wird das Konzert noch durch ein schönes Duett mit St.Vincent – dieses Mal in
Mönchskutte. Sehr atmosphärisch! Und natürlich muss Matt gegen Ende des Konzerts wieder von der Bühne rennen und verzweifelt ins
Mikrofon brüllen. Trotz aller Vorhersehbarkeit löst es auch dieses Mal wieder Begeisterung aus.
Als gegen 22 Uhr das Konzert endet, blickt man in selig angerührte Augen und auf Pärchen, die Arm in
Arm die laue Sommernacht ausklingen lassen.
Setlist The National:
01. Don’t Swallow the Cap
02. I Should Live in Salt
03. Mistaken for Strangers
04. The Geese of Beverly Road
05. Bloodbuzz Ohio
06. Demons
07. Sea of Love
08. Hard to Find
09. Afraid of Everyone
10. Squalor Victoria
11. I Need My Girl
12. This Is the Last Time
13. Lemonworld
14. Abel
15. Slow Show
16. Pink Rabbits
17. England
18. Graceless
19. Fake Empire
20. Sorrow (mit St.Vincent) (Z)
21. Mr. November (Z)
22. Terrible Love (Z)
23. Vanderlyle Crybaby Geeks (Acoustic) (Z)
Fotos: Markus Werner