Auf den Tag genau eine Woche nach Veröffentlichung ihres zweiten Longplayers Olympia starten Ost+Front im kleinen aber feinen T.I.C. (The Inner Circle) im beschaulichen Mülheim a. d. R. die dazugehörige Livepräsentation. Trotz des Locationwechsels – eigentlich sollte das Konzert in der Bochumer Matrix stattfinden – haben verhältnismäßig viele Besucher in den etwas abgelegenen Club gefunden und die Stimmung ist von Beginn an bestens.
Zur feierlichen Nationalhymne der ehemaligen DDR betreten die sechs Berliner mit etwas Verspätung um kurz nach 20 Uhr die Bühne. Gewohnt martialisch mit Masken, Blut und viel Nebel ausgestattet erklingt nahtlos an das Intro angeknüpft dann auch schon Ost+Front 2014 aus den Boxen. Weiter geht es mit Fleisch vom 2012er Debüt Album, bei dem es für die ersten Reihen kleine Häppchen aus der Nierenschale von Keyboarder Eva Edelweiss gibt. Dieser spielt nach dem Liebeslied auch gleich noch das Heimkind, um das sich Frontmann Hermann Ostfront nur allzu gerne gebührend kümmert. Beim nachfolgenden Song Feuerwasser bekommen die vorderen Reihen den Digestif zum Fleischhappen und zwar in Form eines zum Lied passenden hochprozentige Getränks. Natürlich nicht aus der Flasche, sondern stilecht aus dem Infusionsbeutel. Der eingängige Refrain von Sonne, Mond und Sterne, dem vielleicht besten Track auf Olympia, wird anschließend von den Fans laut mitgesungen. Etwas härter wird es dann mit Heimaterde und Freundschaft bei denen auch gleich einige Zuschauer ordentlich headbangen. Definitiv nichts für Vegetarier und Menschenfreunde ist das provokante Denkelied in dem die Band das Thema Kannibalismus aufgreift. Hier legen Ost+Front schonungslos die Niederungen der Menschheit offen, mit denen sich Herrmann Ostfront in der Vergangenheit intensiv beschäftigt hat. Begleitet von Eva Edelweiß an der Handsirene geben Frontsau Hermann, Gernhardt von Brüh, Wilhelm Rotlauf und Siegfried Helm an den Saiteninstrumenten, sowie Schlagzeuger Fritz Knacker zu Perfekt alles und reißen das Publikum förmlich mit. Feuer & Eisen vom aktuellen Album bringt ein bisschen Ruhe rein, bevor die Schockrocker mit Gangbang und Ich liebe es sexuelle Phantasien besingen und es nochmal richtig krachen lassen. Nach dem Album Opener Mensch, bei dem sich viele Besucher äußerst textsicher zeigen, folgen noch 911 und Bitte schlag mich, dass auch gleichzeitig den letzten Song des regulären Sets bildet. Nach und nach verabschieden sich die einzelnen Bandmitglieder vom jubelnden Publikum, doch lange lassen sich die die Jungs nicht bitten und so gibt es nach kurzer Wartezeit mit Ost+Front 2008 noch eine Zugabe.Dann erklingt abermals Auferstanden aus Ruinen vom Band und die Band tritt endgültig ihren Rückzug von der Bühne an.
Ost+Front überzeugen beim Auftakt ihrer Clubtour mit einer gelungenen Auswahl an Songs, sowie vielen kleinen Showeinlagen, die den gut 1 ½ stündigen Auftritt zu einem kurzweiligen Erlebnis machen. Äußerst sympathisch präsentieren sich die Musiker auch im Anschluss an den Gig indem sie sich die Zeit für gemeinsame Fotos und Autogramme nehmen. So rekrutiert man Fans für die (Ost+)Front.