In der halbstündigen Umbaupause knüpfte man Kontakte, unterhielt sich und fachsimpelte oder holte sich ein Kaltgetränk an der Theke. Hier fiel ein kleiner Junge auf, der aufgeregt auf dem Bühnenrand saß und auf seinen Star des Abends wartete. Neun, vielleicht zehn Jahre alt schätzte ich ihn. „Neulich bei Depeche Mode haben wir anderthalb Stunden warten müssen, bis das Konzert endlich losging“ und „…weit hinten haben wir leider auch gestanden“, erzählte mir der kleine Mann. „Wow!“, sagte ich zu ihm und „Respekt! In Deinem Alter…“, woraufhin seine Mami neben mir stehend einwarf, dass er ja doch noch mehr Ultravox-Fan sei. Tolle Sache, wie Midge Ure ganze Generationen verbindet. Die
Familie hatte Ferien, man hatte zwei Stunden Weg mit dem Auto auf sich genommen, um ein kleines Highlight des Jahres zusammen zu erleben.
Midge Ure kam dann auch bestens gelaunt auf die Bühne, um viele seiner Welthits in seiner eigenen Akustikversion zu interpretieren. Den ersten großen Ruck im Publikum gab es, als die Fans das zeitlose Fade To Grey von Visage erkannten. Man muss anerkennen, dass Midge Ure das Lied wirklich auf eine total eigene Art und Weise interpretiert. Hörenswert ist es allemal, stimmlich ist Midge Ure gut unterwegs, auch seine Art zu singen, ist ziemlich einzigartig. Tonstärken variiert er, indem er den Kopf vom Mikrofon wegdreht, auch intensive Gesangspassagen dringen in der alten Schmiede gut
Das gefeierte und von den Leuten lauthals mitgesungene Hymn wurde dann vom unvermeidlichen Dancing with tears in my eyes abgelöst, welches wahre Freudenstürme beim Publikum auslöste. Schon befand man sich bei der Zugabe, zu der sich Midge Ure kurz in die dunkle Ecke auf der Bühne stellte, um sich dann selbst wieder auf die Bühne zu komplementieren, ohne länger darauf zu warten,
dass die Leute vor der Bühne ihn wieder dazu aufforderten (was sie natürlich auf jeden Fall getan hätten). Mit dem schönen Song und Motto der Tour If I was fand der Abend ein gelungenes Ende.
Übrigens kam Midge Ure (wie auch Steve Rodgers) nach seinem Auftritt noch zu den Fans raus und stand geduldig Rede und Antwort. Das führte unter anderem auch zu leuchtenden Kinderaugen bei dem kleinen Jungen aus der Umbaupause, der Midge Ure noch persönlich die Hand schütteln durfte und sich strahlend ein Autogramm abholte.
Bericht und Fotos: Dirk Wirtz