Samstag, 20.07.2013:
Bereits
in der neunten Runde befinden wir uns dieses Jahr mit dem
wie auch in den vergangenen Jahren ist für das musikalische Seelenheil der rund
16.000 Besucher in Form von 40 Acts auf drei Bühnen, darunter Musik und
Lesungskunst, gesorgt. Dass doch eines anders werden würde als sonst, war aber
bereits einige Tage zuvor klar. Im Vergleich zu manch anderem Jahr mit
regnerischen Vorhersagen war uns der Amphi-eigene Wettergott dieses Mal so
gnädig gestimmt wie bisher noch nie. Rund 30°C im Schatten an allen beiden
Tagen, Sonne pur und eine dadurch äußerst ausgelassene Stimmung sorgten gemeinsam
mit den vielen Bands für eine heiße, gar explosive Mischung, die so schnell
niemand vergessen wird.
Anders
als sonst fällt schon am Freitag der Startschuss für das Amphi Festival 2013 in
Gestalt der separaten exklusiven Eröffnungsveranstaltung „Call the ship to
port“, bei der man lässig über den Rhein schippernd sagenhaften Konzerten
lauschen darf. Wer diesem Ründchen nicht beiwohnen konnte oder wollte
am ganz offiziellen Festivalsamstag bei den ersten Bands sicher ähnlich viel
Spaß.
Die
sympathischen Jungs von A Life [Devided]
fackeln auf der Mainstage nicht lange
und geben der feierwütigen Menge genau das, was sie verlangt: eingängige Texte
und einen feinen Mix aus Synthie- und Gitarrenklängen. Die Sorge der
Oberbayern, sie müssten vor rund 10 bis 20 Menschen das Festival eröffnen,
erweist sich schnell als Irrglaube und Songs wie das VNV Nation Cover Perpetual oder der Dauerbrenner Heart on Fire sorgen für ordentlich
Bewegung im gut gelaunten Publikum. Nicht weniger schweißtreibend, musikalisch
aber etwas härter geht es mit den Silbermännern von Stahlmann weiter. Und wie sollte es auch anders sein… Frontmann
Mart und seinen Mannen haben die hungrige Meute vom ersten Moment an wieder
voll im Griff, fordern sie immer wieder zu Höchstleistungen auf und schaffen es
mit Stimmungsgaranten wie Stahlmann, Hass Mich..Lieb Mich oder Spring Nicht, die Menge in Brand zu
stecken . Im Anschluss an diesen
silbernen Glitzerglanz sorgen vier junge Damen erst einmal für staunende
Gesichter,
das schon einiges her, aber doch sind die eingefleischten Fans froh, als Dennis
und seine Jungs die Situation auflösen und es mit dem Hit Pale Candle Light und einigen weiteren Krachern dann richtig
losgeht.
Im Staatenhaus freut man sich ebenfalls
bereits seit dem frühen Samstagmittag über elektronische Klänge sämtlicher
Couleur, mal etwas härter durch FabrikC
oder Xotox, mal etwas sanfter mit Frozen Plasma. Besonders zelebriert
wird auch der Auftritt des hyperaktiven, gut gelaunten Faderhead. Ohne Rücksicht auf Verluste geht nicht nur der
sonnenbebrillte Aggrotech-Guru, sondern vor allem auch seine vielen Fans
ordentlich zu Stücken wie The Way To Fuck
God oder Join Us ab. Nicht
weniger aktiv wird es im Anschluss bei Funker
Vogt und Grendel, die in eine
ähnliche Kerbe zielen und die Stimmung in der vergleichsweise kühlen Halle
immer weiter ankurbeln.
Einen
alten Bekannten treffen wir auf der Mainstage
an. Bei diesem Strahlewetter hat Alexander Wesselsky
seinen mächtigen Eisbrecher zu Hause gelassen und erfüllt sich stattdessen
der Bühne zu stehen und einige Megaherz-Stücke zu spielen, die er schon lange
nicht mehr live performen konnte. „Wir sind die Wesselskys, die Familie, die
ich mir schon immer gewünscht habe.“ Der braungebrannte Charmeur schafft es
direkt, die Sympathien der Menge auf seiner Seite zu wissen. Und so schüttelt
er zu Krachern wie Jordan oder 5. März sein nicht vorhandenes Haar und
probiert sich sogar an Stücken wie Wir
Sterben Jung, das trotz seiner Bedenken gut beim Amphi-Publikum ankommt.
Alexx zielt und trifft genau ins Schwarze…immer und immer wieder! Nach dieser
Ekstase fängt uns das mittelalterlich-rockige Geschwader Tanzwut ab. Als eine der wenigen Bands dieses Genres an diesem
Festivalwochenende schaffen es der Teufel und sein Gefolge, die Menge schnell in
einen brodelnden Hexenkessel zu verwandeln. Kein Wunder, dass spätestens bei Bitte, Bitte alles mitsingt und sich im
Takt bewegt.
Nach
so viel körperlicher Ertüchtigung, kann sicher jeder eine Abkühlung gebrauchen.
Doch auch wenn wie gewohnt bei Agonoize
[GALLERY] viele Körperflüssigkeiten fließen,
der für den nötigen Klimawechsel sorgt. Während des pompösen Intros schwebt
Frontmann und Blutrauschsüchtiger Chris L. gekreuzigt und mit Dornenkranz versehen
aus den Höhen auf die Bretter des Tages. Während seine schneeweißhäutige
Komplizin sich lange, spitze Nadeln durch die zarten Wangen stößt, bereitet
sich Chris allmählich auf das nächste Blutbad vor. Bis Das Blut Gefriert…. dass diese Gefahr heute nicht besteht,
zeigt er in aller Deutlichkeit und entlässt Fontänen roten Kunstbluts in die
Menge. Songtechnisch setzt man auf beliebte Kracher wie Schaufensterpuppenarsch, Koprolalie,
Femme Fatale oder Staatsfeind und sorgt für mindestens
genauso viele freudige wie schockierte Gesichter. Eine Show, die polarisiert,
aber auch hier und heute exzessiv zelebriert wird.
fürs Herz kann man sich derweil im Staatenhaus bei De/Vision abholen. Und nicht nur Sänger Steffen Keth tanzt freudig
auf der Bühne zu Songs wie mAndroids,
auch das Publikum lässt sich von den feinen synthetischen Beats treiben und taucht
schnell in die Tiefen des De/Vision-Universums ein. Etwas härter zur Sache geht
es im Anschluss bei Suicide Commando. Umzingelt
von makaber an Streben baumelden schwarzen Leichensäcken zieht Genius Johan van
Roy wieder einmal alle Register und lässt uns teilhaben an seiner
gesellschaftskritischen, aufwühlenden und bewegenden Show, bei der an diesem
Tag kein Kracher fehlen soll und kein Auge trocken bleibt. Wie gewohnt liefern
der Belgier und seine Live-Brigade eine energiegeladene, aufrüttelnde und authentische
Darbietung ab, die auf diesem Erdball Ihresgleichen sucht.
andere Töne werden auf der Mainstage
bei Phillip Boa & The Voodooclub
angeschlagen. Für viele der hier Anwesenden sicher eine willkommene Abwechslung
zum typischen Amphi-Lineup! Es dauert nicht lange, bis Phillip Boa und Pia Lund
die Masse in ihren Bann gezogen haben und auch wenn Mastermind Phillip selbst
doch derjenige ist, der seinen Voodooclub anführt, lebt die gesamte Klangkunst,
die dort von der Bühne schallt, doch auch maßgeblich von den gesanglichen
Beiträgen Pias. Eine Darbietung zwischen Kunst, Können und der richtigen
Mischung aus hellen und dunklen Gedankenbildern. Kein Wunder also, dass wir mal
träumen und an anderer Stelle bei Kill
Your Ideals hemmungslos abrocken. Weniger gitarrenlastig, dafür aber mit
mindestens genauso viel Energie empfängt uns der Headliner VNV Nation [GALLERY] auf der Außenbühne. „Ihr seid für die nächsten 80
Minuten bei uns in guten Händen“, nimmt uns Frontmann und Entertainer Ronan
Harris in Empfang. Das ist den zahlreich erschienenen Fans natürlich klar und
so dauert es nicht lange, bis sie sich der unbändigen Aktivität ihres großen
Idols auf der Bühne anschließen. Ob Space
& Time, Tomorrow Never Comes
oder Further… Ronan sorgt dafür,
dass seine Anhänger nicht untätig herumstehen, sondern immer in Bewegung
bleiben. Er ist wahrlich das Gegenteil von Stillstand! Viel mehr bewegen Songs
wie Illusion trotz oder gerade wegen
der ruhigen Note und bescheren ungeachtet der noch immer vorherrschenden Hitze
eine dicke Gänsehaut
wunderbaren Ballade singt. Diese besondere Stimmung bleibt auch den
Musikerkollegen von Ronan und seinen Jungs nicht verborgen und so feiern auch
sie am Bühnenrand ordentlich mit und lassen sich wie wir von diesem Mysterium
gefangen nehmen. Hier fehlt wirklich nichts, angefangen beim schmeichelnden
bunten Licht, als es langsam zu dämmern beginnt, über die Songsauswahl, die
jedes Fanherz glücklich macht, bis hin zu der Hingabe des Künstlers selbst.
Ronan liebt uns, betont er immer wieder. Und wir lieben ihn.
Aus
dieser friedlichen Seelenruhe und inneren Zufriedenheit wird man bei den ersten
Schritten ins Staatenhaus sehr
schnell wieder auf den Boden der Tatsachen gebracht. Es tobt ein Aufstand, der
durch Atari Teenage Riot angezettelt
wurde. Und so offenbart sich die multikulturelle Combo, die sich irgendwo
zwischen Geschrei, Kampf und instrumenteller Lärmkunst befindet, als Geheimtipp
des Amphi Festivals. Kunst liegt im Auge des Betrachters, nicht aber bei der
Kult-Formation Alien Sex Fiend [GALLERY].
Totenschädel auf der Batcave-Bühne hat hier seine Berechtigung. Und wie auch
vor drei Jahren beim WGT gehört es auch heute zum guten Ton, sich als letzter
Act des Tages etwas zu verspäten. Geduldig warten wir, als plötzlich
tonnenweise Nebel durch die düstere Halle zieht und jede noch so gut versteckte
Seele einfängt. Ein Poltern, Zirpen und Surren läutet den Auftritt ein und
bedrohlich wabernde Klangkulissen finden schnell ihren Weg in unsere Köpfe.
Frontmann und Gesamtkunstwerk Nik Fiend wirkt unnahbar und mysteriös wie eh und
je. Was er auch an Tönen von sich gibt, viel mehr wirkt es, als erzähle er
Geschichten. Geschichten aus seinem Leben oder einer anderen Welt, in die er
uns entführt. Ganz gleich, was der ein oder andere hier erwartet, es geschieht
ständig etwas, das noch unerwarteter ist. Und selbst wenn man bis zum heutigen
Tag noch keine Bekanntschaft mit dem Werk von Alien Sex Fiend gemacht hat…dass
diese Show Kultstatus beanspruchen darf, ist sicher für niemanden hier schwer
auszumachen. Ein genialer und äußerst gelungener Abschluss des ersten
Festivaltages!
Sonntag, 21.07.2013:
satten Synthieklängen geht es am noch heißeren Sonntag im Staatenhaus weiter. Chrom sorgen
dafür, dass das Festivalpublikum mit ausgeklügelten elektronischen
Ohrwurmmelodien auf die richtige Betriebstemperatur gebracht wird. Kein Wunder,
dass hier und da schon deutlich mehr exzessiv Bewegung betrieben wird als das
obligatorische Kopfwippen. Wem das alles noch eine Spur zu lieblich daherkommt,
wird spätestens im Anschluss bei Tyske
Ludder seinen Spaß haben, denn die Jungs hüllen sich nicht nur in ein
krachendes EBM-Gewand, sondern sind mit ihren Botschaften mindestens genauso direkt.
Unmissverständlich legen auch Santa
Hates You nach. Das perfekt harmonierende Gespann aus Project Pitchfork
Mastermind Peter Spilles und der italienischen Schönheit Jinxy lotet song- und
showtechnisch alle Wünsche der Fans aus. Ob sexy, wild, romantisch oder brachial…Songs
wie Raise The Devil oder Rocket Heart, bei dem sich beide auf
einer alten Couch vergnügen, sorgen für das gewisse Etwas dieses Auftritts.
Mindestens genau so viel Beachtung wie die Protagonisten selbst bekommen ihre
Komparsen, die mit ihren Tiermasken und ihren plötzlich ausbrechenden
Bewegungsergüssen ein skurriles Bild schaffen.
Doch
nicht nur in der Halle tobt das Leben, auch auf der Mainstage wird bereits ausgelassen gefeiert. Nachdem [x]-Rx bereits zum dritten Jahr in
Folge die Amphi-eigene Bühne betreten, soll sich heute das Ausmaß dieser Aktion
zeigen. Zwar ruft das Aggrotech-Hardstyle-Duo zur Frühgymnastik auf, das, was
sich dem Festivalbesucher hier jedoch bietet, ist ein Feuerwerk aus Bewegungen
und Zuckungen, das alles mitreißt, was sich versucht, in der warmen
Mittagssonne zu entspannen. Bei diesen eindringlichen Klängen und dem Bild der
nahezu synchron tanzenden Cybergothic-Fraktion kann hier niemand seine Beine
lange still halten. Weniger düster und krachig geht es mit Ben Ivory weiter, einem Act, den man in den vergangenen Jahren
sicher schmerzlich gesucht hätte. In diesem Jahr schaut man aber etwas über den
Tellerrand und siehe da… diese avantgardistischen, rockig-poppigen Klänge des
jungen, stimmstarken Berliners scheinen bei einem Großteil der Menge gut
anzukommen. Mal mit lauteren, mal mit leiseren Tönen weiß man hier zu
überzeugen und verzichtet natürlich auch nicht auf die Eurovision Song Contest
Vorentscheids-Single The Righteous Ones,
die hier einige sogar aus dem Effeff mitsingen können. Um Längen düsterer und
nachdenklicher geht es mit der Schweizer Combo The Beauty of Gemina weiter, die zum ersten Mal die
Tanzbrunnenbühne erklimmen. Mit seiner eindringlichen Stimme schafft es
Frontmann Michael Sele schnell, die Masse in seinen Bann zu ziehen, und ihren
Herzschlag mit der Fusion aus schweren Gitarrenklängen und elektronischer
Untermalung zu kontrollieren. Songs wie Victims
Of Love, The Lonesome Death Of A Goth
DJ oder der Überhit Rumours sind
hierbei bedeutende Pfeiler des großen Ganzen. Der glühende Feuerball lacht auf
uns hinunter und mittlerweile wird es schwierig, ein schattiges Plätzchen unter
den schützenden Schirmen zu ergattern. Mit seiner Formation Icon of Coil trotzt jedoch Publikumsliebling
Andy LaPlegua der brennenden Hitze und wetzt von einem Ende der Bühne zum
anderen. „Das ist der perfekte Zeitpunkt, um richtig betrunken zu werden“,
scherzt er und provoziert damit bei dem einen oder anderen den Weg des Mundes
zum alkoholhaltigen Becher. Energiegeladen knallt uns das sympathische
Ganzkörperkunstwerk einen Song nach dem anderen vor den Latz, angefangen bei Serenity Is The Devil über Existence In Progress bis hin zu
Krachern wie Shallow Nation oder Shelter. Ein phantastischer Auftritt!
es eigentlich eine Möglichkeit, Gänsehaut zu haben, obwohl es um einen herum
brütend heiß ist? Klar geht das, nicht zuletzt mit den Jungs von Letzte Instanz. Eindringliche Trommeln
bestellen die Dresdner Mittelalter-Rocker auf die Mainstage und ehe man sich versieht, ist jedes Mitglied an seinem
Platz und lebt für die Musik und den Augenblick als gäbe es kein Morgen. Die Flucht Ins Glück ist dabei nur Sinnbild dessen,
was hier mit dem Publikum passiert. Die dynamischen Mannen um Fronter Holly liefern
das stützende Grundgerüst für seinen Gesang, der die Menge immer mehr gefangen
nimmt. Bei so viel kettensprengender Energie, so viel Hingabe zum Moment ist es
kein Wunder, dass sich die feinen Härchen mehrmals aufstellen und die Fans
nicht nur bei Songs wie Sing! aus
tiefster Seele mitsingen oder bei Hollys Spielen freudig mitspielen, sondern
auch Violinist M. Stolz behutsam über ein Meer aus Händen tragen.
Währenddessen
verklingen mit Faun im Staatenhaus die letzten verträumten
Töne. Doch wer auf Emotionen setzt, der findet sich mitunter auch
angenehm kühl klimatisierten Theaterstage
wieder, auf der Alice Neve Fox, das
Akustikprojekt von Kirlian Camera Frontfrau Elena Alice Fossi, das
Festivalpublikum verzaubert. Aus den bestuhlten Reihen hat man einen
wunderbaren Blick auf die düstere Bühne, in deren Lichtkegel sich die Musiker
um Elena Alice Fossi und sie selbst zeigen. Begleitet von einer wunderbaren
Fusion aus Flügel, Kontrabass, Cello und Gitarre werden hier nicht nur Kirlian
Camera- oder Spectra*Paris-Stücke wie The
Fountain Of Clouds oder Movie Ghouls
neu interpretiert, sondern auch Werke von den Editors, Muse oder Tears for
Fears. Den ganz besonderen Charme bekommt diese andächtige Darbietung durch die
Mimik und Gestik der Italienerin selbst, die sich in ihrem bodenlangen,
wallenden schwarzen Abendkleid mal sanft wiegt, mal etwas energischer bewegt
und an anderer Stelle auf die Knie geht.
im Staatenhaus warten direkt zwei
erotisch angehauchte Shows in Folge auf die interessierten Besucher. Nachdem Umbra Et Imago mit einer gnadenlosen
Show, in der die Sexualität in jeglicher Hinsicht Dreh- und Angelpunkt des
Geschehens ist, vorgelegt haben, schließt sich die geheimnisvolle Darbietung
von Die Form an. Mit hohen Bauzäunen
baut man hier und heute eine Grenze zwischen dem, was auf der Bühne geschieht,
und dem, was die Menge damit macht. Mit Ledermaske verhüllt tritt Philippe
Fichot auf die Bühne und nimmt sich und seine Person direkt zurück, indem er
sich am äußersten Bühnenrand platziert. Das Sagen und die Show gilt den Protagonistinnen,
mal in Gestalt der gelenkigen Tänzerin, die sich lasziv und akrobatisch vor
einer Projektionsleinwand bewegt und die Menge fesselt, mal in Gestalt von
Éliane P., die sich mit ihrer starken Stimme bei Stücken wie Bite of God oder Silent Order in die höchsten Höhen singt. Ausdrucksgesang und –tanz
in Vollendung gepaart mit süßer Sehnsucht nach nackter Haut. Eine gelungene und
äußerst ästhetische Darbietung!
Wenn
auch etwas weniger freizügig, dafür aber mit mindestens genauso viel Herzblut
legen Diary Of Dreams Hand an die Mainstage. Mit ihrem
gedankenzerpflückenden Ego:X Opener Into X sorgen die umworbenen Herren für
jede Menge Kopfzerbrechen. Dank des direkt zu Beginn abgefeuerten Krachers The Wedding kommt man zumindest
kopfabwärts schnell auf andere Gedanken und lässt sich seelenruhig treiben.
Viel Platz zum Entfalten bleibt den Fans aber heute nicht, immerhin möchte
jeder seinen Idolen so nahe wie möglich sein, ganz gleich ob man sich des
schattigen Luxus erfreut oder sich als Sonnenbrandopfer outet. Jegliche
körperliche Reize sind überflüssig, was einzig zählt ist die Musik, die Adrian
Hates und seine Mannen von der Bühne zu uns hinunter schicken. Und die hat es
in sich und macht kaum Verschnaufpausen. Ob Butterfly:Dance!,
Mein-Eid oder MenschFeind… hier wird mitgesungen, mitgetanzt, mitgerockt, egal
ob auf oder vor der Bühne. Im rockigen Gewand schippern auch die Herren von Oomph! in den Hafen, der heute
grandiose Stimmung pur verheißen soll. Dank einer laut tönenden Schiffshupe
wissen nun auch alle, dass die Braunschweiger ihren Weg in die Domstadt
gefunden haben. Ganz dem maritimen Nass verbunden, zeigen sich die Live-Musiker
in heller Matrosenkluft, während Dero Goi sich im Superhelden-Kostüm
präsentiert und wild über die Bühne stürmt. Ob er auch fliegen kann? Flügel
verleihen uns die Jungs jedoch allemal, nicht zuletzt mit einer gelungenen
Auswahl beliebter Hits, darunter Labyrinth,
Träumst Du oder Sandmann. Langsam aber sicher nähern wir uns dem letzten Act des
diesjährigen Amphi Festivals auf der Mainstage.
Und wer könnte für so eine Spielposition passender sein als die
Gothicrock-Legende Fields Of The
Nephilim [GALLERY]? Stilecht schafft man mit Unmengen an Nebel
typische düstere Club-Atmosphäre zu kreieren, doch die Natur möchte, dass wir
den Herren heute ganz genau auf die Finger und in die Augen schauen können.
Auch ohne verhängende Nebelschwaden schafft es Carl McCoy, uns aus dem Hier und
Jetzt abzuholen und in eine vergangene Zeit zu transportieren, die losgelöst
von allem Irdischen ist. Mit Tränen in den Augen oder geballten Fäusten, die
zum Himmel schreien, leben wir gemeinsam mit den Fields Giganten wie Moonchild, Love Under Will oder Preacher
Man. Ein phantastischer Moment jagt den nächsten und es ist bewegend, wie
sehr sich hier jeder ins Zeug legt, um diesen Abend unvergesslich zu machen. Ob
es nun der Fürst der Finsternis selbst ist, der sich mimisch und gestisch immer
wieder überbietet und uns mit seinen sonst unter seiner Sonnenbrille
schlummernden stahlblauen Augen durchbohrt, oder die Fans, die textsicher jeden
Ton begleiten. Wirklich phantastisch!
Stimmungsvoll
geht es in den letzten Zügen auch im Staatenhaus
zu. Wave-Ikone Anne Clark, die vor
drei Jahren bereits die Außenbühne des Amphi Festivals bespielen durfte, findet
sich heute stilecht in der Dunkelheit wieder. Fast wie Poesie dringt ihre
Stimme an unser Ohr und wird getragen von Folk-, Klassik- und Rockelementen, die bei der Menge Nostalgie-Gefühle wecken und zum Träumen einladen. Nach einem
solch stimmungsgeladenen,
verträumter und ruhiger bleiben. Nichtsdestotrotz wird die Show des Text- und
Melodiengenius durch ein lautes Grollen und Lichtflackern eröffnet, das bald in
einem blutroten Tauchgang münden soll. Wie sehr Lichteffekte und gerade derart
warmes Licht doch wirken, wird beim ersten Stück I Won’t Give Up wieder einmal deutlich. Auch fortlaufend passen
Stimmung, Musik und Licht perfekt. Natürlich ist es aber in großen Maßen auch
Peter Heppners Stimme, die das gewisse Etwas in den Raum legt und die Fans
verzaubert. Nicht weniger fasziniert ist man von der Tatsache, wie gut doch die
verschiedenen Stücke von Heppners diversen Schaffensbaustellen zueinander
passen, miteinander harmonieren und verschmelzen. Bei der allumfassenden Magie,
die sich wie ein unsichtbares Band durch die Halle windet, dauert es nicht lange,
bis auch Peter aus sich heraus kommt, sich im Takt wiegt und tanzt. Selten hat
man den Ausnahmekünstler so ausgelassen und entspannt erlebt wie an diesem
Festivalsonntag. An den eingefleischten Fans geht so etwas natürlich nicht
spurlos vorüber, weswegen auch sie immer mehr zu Höchstleistungen auflaufen und
bei Songs wie Once In A Lifetime, Das Geht Vorbei…, Leben…I Feel You oder Die
Flut nicht mehr zu halten sind. Ein wunderbarer und unvergesslicher
Abschluss mit vielen magischen Momenten, bei dem nicht nur wir, sondern zum
Schluss auch Peter ein Ständchen erhält!
Die Fotogalerien der einzelnen Festivaltage im Überblick:
Galerie Call The Ship To Port (Freitag, den 19.07.2013)
Galerie Amphi Festival Tag 1 (Samstag, den 20.07.2013)
Galerie Amphi Festival Tag 2 (Samstag, den 21.07.2013)
Komplette Fotosets einzelner Bands erreicht Ihr über die entsprechenden [GALLERY]-Links im Text
Autorin: Tanja Pannwitz
Fotos: Michael Gamon
Fotos Call The Ship To Port: Thomas Bunge
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Galerie Call The Ship To Port (Freitag, den 19.07.2013)
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Galerie Amphi Festival Tag 1 (Samstag, den 20.07.2013)
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Galerie Amphi Festival Tag 2 (Samstag, den 21.07.2013)