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HENKE & LISA MORGENSTERN – Bochum, Bahnhof Langendreer (28.03.2013)

HENKE & LISA MORGENSTERN - Bochum, Bahnhof Langendreer (28.03.2013)

Manche werden Lisa Morgenstern sicherlich noch als ausdrucksstarke Tänzerin im Programm von Henke kennen. Heute nun, hier im Bahnhof Langendreer in Bochum, stehen die sowohl zarten als auch kräftigen Töne von Lisa Morgenstern im Vordergrund.

Die Aufmerksamkeit ist ihr gewiss als ein ohrenbetäubender Lärm durch die Boxen geschossen wird. Zufall? Absicht? Dies ist nicht wirklich erkennbar. Wohl dem, der bereits jetzt die Ohrstöpsel trägt. Im kompletten Kontrast zu diesem Weckruf stehen die zarten Klänge, die Lisa Morgenstern sanft, zerbrechlich nun in das Mikro haucht. Ebenfalls zerbrechlich süß ist ihr Erscheinungsbild, wenn man denn mal einen Blick auf die Künstlerin erhaschen kann, denn diese begleitet sich selbst auf dem Keyboard und ist durch ihre sitzende Position leider nicht so gut zu erkennen. In den Phasen, in denen sie weder Klavier spielt noch singt, zeigt Lisa Morgenstern verschüchterte kleine Tanzanlagen. Zerbrechlich? Schüchtern? Ja, diesen ersten Eindruck hat man sicherlich. Aber nur bis zu dem ersten kräftigen Ton und dem ersten düsteren Gesichtsausdruck. Dadurch erinnert Lisa Morgenstern stimmlich sehr an all die gerade angesagten Sängerinnen, die gerne auch mal James Bond Filme vertonen dürfen. Dennoch ist man gerade durch diese Schwankungen in Stimme und Ausdruck auch am Ende des Sets nicht wirklich sicher, ob Lisa Morgenstern nun gefällt oder nicht.

Setlist Lisa Morgenstern:
01. Celene (Ein Lied an den Mond)
02. Amphibian
03. Allegro con Fuoco
04. Kannibalische Gourmet (Das Mädchen, das sich selbst zerfraß)
05. Nocturne (Vom Lächeln eines Regenwurms)
06. Bury me
07. Sonnet 1
08. Lieber Tod
09. Farewell

Auch der kleinste sichtbare Umbau kann eine Ewigkeit dauern. Eine wirklich unschöne Wartezeit nach einem durchaus schweren Arbeitstag. Aber dies wird Henke sogleich verziehen, als er mit einem Lichtkranz in der Hand die Bühne betritt. Langsam baut sich der Song auf – „Liebe mich..“ singt Oswald Henke und dies tut Bochum bereits jetzt. Aber wie soll man diesen sympathischen und agilen Sänger nicht lieben? Wenigstens ein bisschen. Wie sehr er hier gemocht wird, zeigt eindeutig die schnelle gute Stimmung im Bahnhof Langendreer, sowie die Textsicherheit bei Songs der noch recht druckfrischen CD. Mit einem verschmitzten Lächeln, einer ausladenden Handgeste und den sicher überflüssigen Worten „Ich darf vorstellen – Henke“ beginnt er diesen lyrisch-musikalischen Abend. Auch wenn Oswald Henke relativ still auf der Bühne zu Es wird Nacht sitzt oder die ganze Bühne für sich vereinnahmt, sind ihm die aufmerksamen Augen seiner Gäste gewiss. Was für eine Bühnenpräsenz! Mit „wir haben weder Kosten noch Mühe gescheut und haben ganz besondere Special Effects eingebaut“ kündigt er zu Irrlichter seine unechten rot schimmernden Kerzen an, die auf die meisten Gesichter ein Schmunzeln zaubern. Diese besondere Stimmung erzeugen sie trotzdem. Durchdacht ist wirklich jede einzelne Darbietung der Songs. Ob kleine Variationen in der Kleiderwahl oder auch Papierflieger, die von Helfern auf das Publikum losgelassen werden, während der Frontmann singend Zeichnungen passend zum Text hochhält. Jede einzelne Darbietung unterstreicht die Botschaft im Text. Dabei schaffen es Henke dennoch nicht wirklich einstudiert zu wirken. Sehr sympathisch.
Wirklich hoch umjubelt werden die Klassiker Nichts bleibt wie es war und Himmelgrau. Sogar leichte Freudenschreie sind beim sonst eher verhaltenden und lauschenden Publikum zu vernehmen. Verhalten ist in diesem Fall jedoch nicht negativ zu verstehen, wie sonst schon mal gerne. Henkes Gäste verstehen es gezielt die Band mit Applaus und wippenden Bewegungen zu belohnen. Unkontrolliertes Ausflippen wäre bei Henke einfach nicht passend. Dennoch sind die Zugaben Pflicht. Und davon gibt es eine Reihe. Der Bahnhof Langendreer lässt Henke einfach nicht ziehen. Auch die beiden Handpuppen „Gott und sein älterer Bruder Luzifer“ finden hier geschickt ihren Platz im Set. Dieser Abend erinnert schon irgendwie an „die kleine Raupe Nimmersatt“ als Henke im Nachthemd die Bühne betreten. Mit „wir wechseln jetzt die Instrumente. Außer Stefan, der kann nix anderes.“ und „Ich bin schon im Schlafkleid“ stimmen Henke ihrer letzten Song des Abends an. Ein durchweg gelungenes Henke-Mammut-Programm!

Setlist Henke:
01. Dokument 2
02. Valiumregenbogen
03. Es ist Nacht
04. Rote Irrlichter
05. Grauer Strand
06. Zeitmemory
07. Vergessen
08. Herz
09. An jedem Haar
10. Epilog
11. Fernweg ist
12. Nichts bleibt wie es war
13. Himmelgrau
14. Ein Jahr als Tag
15. Maskenball der Nackten
16. Wer mich liebt
17. Nur allein
18. Das (Z)
19. Weil ich es kann (Z)
20. 5 Jahre (Z)
21. Die Brüder schweigen (ZZ)
22. Manisch Aggressiv (ZZ)
23. Märchenprinzen (ZZ)
24. Medea (ZZZ)

Henke:

Lisa Morgenstern:

HENKE & LISA MORGENSTERN - Bochum, Bahnhof Langendreer (28.03.2013)

Autorin: Daniela Letzner
Fotos: Daniel Beiderwieden

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