20 Jahre MPS – Die Jubiläumsparty – Dortmund, Westfalenhalle (06.04.2013)
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In kurzer Hose glückselig und dennoch erschöpft steht das Geburtstagskind auf der großen Bühne der Dortmunder Westfalenhalle zusammen mit den Chartstürmern von Saltatio Mortis. Zig Augenpaare starren ebenso erschöpft, vom Alkoholkonsum des Tages gezeichnet und überglücklich aus dem Zuschauerraum nach oben.
Oh mein Gott! Wenn ich groß bin, möchte ich nicht mehr Feuerwehrmann werden! Nein, wenn ich groß bin, möchte ich SO EINE GEBURTSTAGSPARTY haben! Punkt. Nicht mehr und nicht weniger. Ihr fragt euch wieso?
Gleich mehrere Ereignisse waren Anlass, dass Bands wie eben Saltatio Mortis, Faun, Fiddler’s Green, Omnia und Feuerschwanz sich in der Halle 1 der Dortmunder Westfalenhalle eingefunden haben. Gisbert – Gisi – Hiller (Cheffe vom MPS) feierte seinen 55. Geburtstag und das Mittelalterliche Phantasie Spectaculum sein 20jähriges Jubiläum. Und so was muss einfach gefeiert werden. Laut und bombastisch.
Der lange und kalte Winter lockt zahlreich wunderbare Menschen in Gewandungen bereits zur frühen Stunde (13:45 Uhr) zur Begrüßung von Marktvogt Eduard von Sonnenberg vor die riesengroße Bühne. Mit viel Witz erklärt Eduard von Sonnenberg einem jeden Besucher, warum hier und heute ordentlich gefeiert werden MUSS.
Schwungvoll eröffnen VERSENGOLD den musikalischen Nachmittag. Wunderbar wie viele bereits jetzt vor der Bühne mitfeiern. Damit war mit Sicherheit im Vorfeld bei einem straffen Programm bis weit nach Mitternacht nicht zu rechnen. Versengold verstehen es wahrlich mit dem Publikum zu spielen, wirken zu keiner Zeit verloren auf der riesigen Bühne und wissen mit alten und neuen Stücken von der CD Im Namen des Volkes zu überzeugen.
METUSA [GALLERY] hätten sich einiges von ihren Vorgängern abschauen können. Irgendwie gelingt dieser Band heute Nachmittag nicht wirklich viel. Sie wirken verloren und verunsichert auf der Bühne und haben obendrein noch Probleme mit der Technik. Und ein einziger beweglicher Musiker auf der Bühne macht leider noch lange keinen gelungenen Auftritt.
Ein Garant für eine perfekte Show sind hingegen die Niederländer von RAPALJE [GALLERY], die einfach das Rezept für eine gelungene Show haben. Jeder Ton sitzt, die Instrumente werden beherrscht und der unbeholfene flirtende Blick ins Publikum lässt den Funken einfach schnell überspringen. Auch lassen sie sanft ihre Zuhörer in ihre Welt eintauchen, indem sie anfänglich ihre ruhigeren Stücke zum besten geben und hinten raus ihre „Partykracher“ präsentieren.
Party ist auch das Schlagwort überhaupt für die nächste Band. FEUERSCHWANZ [GALLERY]. Mehr mittelalterliche Party geht wohl auch nicht mehr. Mit anspruchslosen Texten im netten musikalischen Gewand heißen sie die Zuhörer im mittelalterlichen Ballermann willkommen. Die Gäste, die auch auf diese Art der Unterhaltung stehen, feiern gehörig vor der Bühne mit, … bis zur finalen Polonaise.
Aber auch für die Gäste, die gelegentlich Bands lieber ausfallen lassen möchten ist einiges geboten. In der Dortmunder Westfalenhalle selbst sind verteilt über die gesamte Fläche die Merchandise Stände der einzelnen Bands des heutigen Tages zu finden. Wer allerdings von Rapalje etwas käuflich erwerben wollte, musste schnell sein, da die Band noch einen weiteren Auftritt absolvieren musste. Auch vor der Halle war ein kleiner Mittelaltermarkt für Jedermann (sprich kostenlos für jeden zugänglich) aufgebaut. Hier konnte man schnell den kompletten Inhalt seiner Geldbörse loswerden. Met, Gewandungen, Schwerter, Kerzen und vieles mehr. Vergeblich suchte man aber einen zweiten Imbissstand (einziges und unerklärliches Manko). Aufgrund der zwei riesigen Schlangen musste man sich schon umständlich einen Weg auf die andere Seite drängeln. Die lange Wartezeit auf die ersehnten Hanffladen soll sich aber laut unzähligen Überlieferungen mehr als gelohnt haben.
MR. HURLEY & DIE PULVERAFFEN [GALLERY] gehören wahrlich zu den besseren „Lückenfüllern“ an diesem Tag. Lückenfüller? Kleine und noch unbekanntere Bands finden während den Umbaupausen immer wieder die Gelegenheit, sich vor einem größeren Publikum zu beweisen. Im Piraten-Style lassen sie mit verdammt viel Spielfreude (sehr positiv mit Cajón) und einer tanzenden Piratenbraut ihren Grog ‘n’ Roll auf die Halle los. Japp, so nutzt man eine große Bühne!
Mit einem ganz anderen und eigenen Style kommen da schon OMNIA [GALLERY] daher. Die niederländische Band sind – wie alle anderen Bands auch – seit Jahren gerngesehene Gäste auf dem MPS. Steve Sic und seine Kollegen verzaubern durch ihre kraftvollen, immer wieder durch das Didgeridoo durchbrochenen, keltischen Klänge. Zu einer optischen wie musikalischen Einheit sind Omnia mittlerweile gewachsen und diese färbt einfach auf ihre Fans ab.
Mit ihrem Speedfolk durchbrechen FIDDLER’S GREEN [GALLERY] für eine kurze Zeit diese zaghaften Klänge. Gerade diese Abwechslung zieht verdammt viele vor die Bühne. Die Franken sind einfach ein Stimmungsgarant. Lediglich der Aufforderung von Gitarrist und Sänger Pat „macht euch mal nackig“ wird während des Gigs nicht Folge geleistet. Ansonsten haben Fiddler’s Green die Meute vor der Bühne fest im schweißtreibenden Griff.
Die vom Schweiß durchnässten Shirts können dafür ganz locker beim Auftritt von FAUN [GALLERY] trocknen. Euphorische Fans sehen anders aus. Beziehungsweise verstehen es Faun einfach nicht mit ihren Fans zu kommunizieren und sie durch die Bank weg bei Laune zu halten. Mit tosendem Beifall betreten sie noch die Bühne, aber diese grandiose Stimmung können sie nicht halten. Was vielleicht auch an dem nicht vorhandenen Licht (waren sie überhaupt noch auf der Stage oder haben sie ein Tape eingelegt?) und der dadurch nicht sichtbaren Mimik der Künstler gelegen haben mag.
Lückenfüller Teil 2 brach nun über die Dortmunder Westfalenhalle. DUIVELSPACK [GALLERY]. Sprüche und Liedtexte zum Fremd schämen. Mehr muss und kann man nicht über die zwei Herren sagen.
Dichtgedrängt stehen die Fans von SALTATIO MORTIS [GALLERY] vor der Bühne und zum ersten Mal an diesem Tag wird eben diese riesengroße Bühne richtig ausgefüllt. Es tummeln sich darauf auch verdammt viele Musiker, die obendrein noch bewegungsfreudig sind. Alea und Lucy wirbeln wie Derwische mit Dudelsack über die freie Fläche, so wild, dass einem vom Zusehen schon schwindelig wird. Diese kleine Kulisse in der Westfalenhalle Dortmund wird gleichzeitig auch genutzt um Till’s erstes Akustikset zu feiern, der seit dem Ausstieg von Samuel die Gitarre bei Saltatio Mortis zum Leben erweckt. Mit ihrem kraftvollen und abwechslungsreichen Set schaffen es die Spielleute auch nach einem langen Tag, die Zuhörer bei Laune zu halten. Hier spricht auch einfach ihre langjährige Erfahrung. Aber auch die Chartstürmer von Saltatio Mortis wissen, dass sie ohne Leute wie Gisi, die ihnen schon vor Jahren entsprechende Spielzeiten gewährten, eventuell heute noch gar nicht so erfolgreich wären wie sie jetzt sind. Eine jahrelang gewachsene Freundschaft. Und so ist es auch nur logisch, dass Gisi, der sich sonst den ganzen Tag im Hintergrund gehalten hat, zu den Jungs auf die Bühne steigt und von ihnen „verlangt“, dass sie ihre Spielzeit für ihn überziehen. Sein persönliches Geburtstagsgeschenk. Wer kann da schon nein sagen?
So langsam machen sich dann aber doch die ersten Ermüdungserscheinungen bemerkbar, denn immer weniger Menschen schaffen es leider noch vor die Bühne bei den Bands DAS NIVEAU, die mit einer Menge Witz und Können überzeugen, SAOR PATROL und THE DOLMEN.
Ein wunderbar bis ins kleinste Detail durchdachtes Großevent. Mit verdammt viel Herz und großartigen Helfern hat es Gisi geschafft, dass nicht nur er diesen Tag genossen hat. Wenn ich groß bin… ja, dann feiere ich solche Geburtstagsparties!
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