Jeder Song wurde frenetisch beklatscht und zauberte dem einen oder anderen „Musikarbeiter“ on Stage ein kleines Schmunzeln auf die Lippen. Damit die Performance nicht nur einen visuellen Kniff bekam, wurde die Musik im perfekten 5.1 Dolby Surround Ton präsentiert und so war man als Fan umso mehr im Rausch der Töne gefangen. Bei einem Kraftwerk Konzert stehen weniger die Personen im Vordergrund als dass sie Teil der Show, des Systems sind. Mensch und Technik als homogene Einheit. Nach gefühlten fünf Minuten war das komplette Album gespielt und es begann quasi ein „Best of“ des musikalischen Erbes der vier Menschmaschinen. Der Kulttitel Autobahn wurde in einer 14minütigen Version gespielt, bei der keine Langeweile aufkam, da er wie im Original recht abwechslungsreich arrangiert wurde. Bei Trans Europa Express und Metall auf Metall konnte man die Geburt der Industrialmusic noch einmal miterleben, denn letztgenannter Song war noch weit vor Einstürzende Neubauten und Konsorten in den Gehörgängen zuhause. Besonders hier kam der 5.1 Sound besonders gut herüber. Da schepperte Metall von links, von rechts und von hinten. Die meiste Arbeit hatte das einzig übriggebliebene Gründungsmitglied Ralf Hütter, der die meisten Melodien spielte, den Vocoder bediente und sang. Natürlich durfte auch Das Model nicht fehlen, wohl einer der ersten Synthiepop Songs der Welt, dessen Clip mithilfe von 2D Archivaufnahmen präsentiert wurde. Nachhilfeunterricht in Mathematik gab es mit Numbers, bevor Computerwelt ertönte und das fast schon prophetische Heimcomputer (stellt man den Track in den zeitlichen Kontext zum Entstehungsjahr des Songs),
Die Stimmung während des Konzertes kann man getrost als grandios bezeichnen. Jeder Song wurde mit offenem Applaus belohnt, fast fühlte man sich wie in einer Kirche, denn während der Performance war es fast still, so gebannt waren die recht gemischten Fans (Viele Mittvierziger- und Fünfziger, aber auch jugendliche Technoanhänger) aufgrund der Musik und Videoshow. Was nach Technopop kommen sollte war eigentlich klar, kennt man sich ein wenig mit Kraftwerk aus: der letzte Song Music Non Stop erschallte aus den Boxen. Nachdem jeder Künstler ein kleines „Solo“ gespielt hatte, lies sich jedes Mitglied beklatschen und verließ nach und nach die Bühne, bis Mastermind Hütter als letzter das Licht ausmachte, aber nicht ohne ein kurzes „Bis Morgen“ ins Kopfmikro zu sprechen. Wer das Glück hatte, gleich Tickets für mehrere Konzerte zu ergattern konnte sich demnach auf den nächsten Tag und die Präsentation von Trans Europa Express (1977) freuen. Die restlichen Fans waren dennoch glücklich, ihre Helden in einer so tollen Umgebung huldigen zu können.
„Es wird immer weiter gehen’, Musik als Träger von Ideen.“
Setlist:
01. Die Roboter
02. Geigerzähler
03. Radioaktivität (Fukushima Version)
04. Radioland
05. Ätherwellen
06. Sendepause
07. Nachrichten
08. Die Stimme der Energie
09. Antenne
10. Radio Sterne
11. Uran
12. Transistor
13. Ohm Sweet Ohm
14. Autobahn
15. Trans Europa Express
16. Abzug
17. Metall auf Metall
18. Spacelab
19. Das Modell
20. Die Mensch-Maschine
21. Nummern
22. Computerwelt
23. Heimcomputer
24. Tour de France
25. Tour de France Étape 1
26. Vitamin
27. Planet der Visionen
28. Boing Boom Tschak
29. Technopop
30. Music Non Stop
Bilder des Konzerts befinden sich in unserer Konzertfotos Sektion (Bildkommentare sind durch Anklicken der Sprechblase möglich) oder direkt durch Anklicken der Fotos
Autor: Frank Stienen
Fotos: Michael Gamon