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SOUNDGARDEN – Dortmund, FZW (07.11.2012)

SOUNDGARDEN - Dortmund, FZW (07.11.2012)

Soundgarden – Eine Grunge Legende meldet sich wieder zu Wort

Mit den Worten „We are Soundgarden! Action! Scream! We have a new album!“ betritt Frontmann Chris Cornell erneut die Bühne und animiert sogleich seine Fans erneut für ihn und seine Band zu schreien. Erneut? Ja, man kann vorab bereits sagen, dass dies kein normales Konzert war.

Soundgarden, die in den 90er Jahren neben Nirvana, Pearl Jam oder Alice in Chains die Musikrichtung Grunge in die Plattenläden, ins Fernsehen und in aller Munde brachten. Niemand konnte sich damals dem Grunge gänzlich entziehen. Die Popularität dieses Genres stieg seit Anfang der 90er stetig und nahm mit dem Freitod von Kurt Cobain und Streitigkeiten innerhalb einiger Bands ein jähes oder schleppendes Ende. Das Aus von Soundgarden wurde im Jahr 1997 öffentlich gemacht. Seither versuchten die ehemaligen Mitglieder von Soundgarden mit Soloprojekten oder anderen Bands an die Erfolge von einst anzuknüpfen, was aber niemandem so wirklich gelang. Ob die im Jahr 2010 bekanntgegebene Wiedervereinigung von Soundgarden ein logischer Schritt daraus ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Eins steht jedoch fest, die Fußstapfen von damals sind schwer zu füllen. Einen kleinen Ausblick auf die Zukunft geben Soundgarden mit dem neuem Album King Animal nun Jedermann an die Hand. Die erste Veröffentlichung seit 1996.

Und diese Veröffentlichung des Silberlings King Animal wird nun in den Metropolen dieser Welt gebührend gefeiert. Auf dem Plan stehen New York, London, Toronto, Los Angeles und Dortmund! Sogleich fällt auf, dass hier eine Stadt etwas aus dem Rahmen fällt. Dortmund mag zwar viele Vorzüge haben, aber mit den anderen Metropolen nicht unbedingt auf einer Stufe zu stehen. Soundgarden folgte einer Einladung vom Magazin VISIONS, die auf dem ersten käuflich zu erwerbenden Cover eben diese Band aus Seattle abbildete.

Wie auch das Magazin sind auch die Musiker und eine Vielzahl der wartenden Fans in die Jahre gekommen. Die Hälse werden immer länger als endlich ehrfürchtig umjubelt Chris Cornell und seine Mannen völlig lässig die Bühne betreten. Vorab wurde dem Publikum aber bereits mitgeteilt, dass die Band zwei Lieder lang Instrumente, Licht und Sound checken wolle, damit die Aufzeichnungen für den WDR Rockpalast auch gelingen. Und so werden sämtliche Gäste Zeuge einer kleinen Kostprobe eines Soundchecks. Auch eine sicher nicht allzu oft zu bewundernde Szenerie. Nach diesem kleinen Check verschwinden einige Teile von Soundgarden kurz und erscheinen ähnlich lässig mit den Worten „Action – Scream!“ erneut auf die Bühne.

Um die Stimmung nach dem öffentlichen Soundcheck wieder zu entfachen, fangen Soundgarden mit dem Klassiker Spoonman aus dem Erfolgsalbum Superunknown an und ziehen somit gleich den gefühlten Altersdurchschnitt nach unten. „Endlich wieder Teenager“ sieht man in vielen Gesichtern aufblitzen. Die in die Jahre gekommenen Fans fangen sogleich zaghaft mit dem Kopf an zu wippen. Generell fällt während des gesamten Konzerts auf, dass die Stimmung im FZW in Dortmund eher ehrfürchtig zurückhaltend als heiß euphorisch ist. Was auch an der minimalen Show, nein, man kann eigentlich sagen, an der nicht vorhandenen Show gelegen haben mag. In der heutigen Zeit, wo man das Gefühl bekommt, dass sich jede frische Band totentertaint, eine wirkliche Wohltat. Instrumente und Gesang gehen eine Beziehung ein, die im Vordergrund steht und sich kraftvoll zart im Raum bewegt. Die Augen müssen nicht jede Bewegung auf der Bühne aufsaugen, wie es sonst so üblich ist und so bekommt an diesem Abend das Ohr die Hauptrolle. Dieses Organ wird perfekt von Matt Cameron am Schlagzeug, Ben Shepherd am Bass, Kim Thayil an der Gitarre und Chris Cornell am Mikrophon bedient.

Während des Konzerts legen Soundgarden – die diesen Abend in Dortmund als öffentliche Probe bezeichnen – immer mehr Ballast ab und nehmen zunehmend Fahrt auf. Was sich aber nicht durch große ausladende Posen ausmachen lässt, sondern durch eher zufällig auffallende Kleinigkeiten. So wippt Gitarrist Kim Thayil immer mehr im Takt und Rhythmus mit und auch Frontsau Chris Cornell gerät nahezu in Plauderlaune. Auf die Frage, ob alle Fans aus der Gegend stammen oder auch jemand eine weitere Anreise in Kauf genommen hat, macht er schnell zwei Menschen aus. Einen mit einer Anreise von über 300 km und einen, der betrunken 100 km Anreise bewältigen musste und stellt fest, dass hier die kürzere Anreise gewinnt, da der Zustand „betrunken“ mehr zählen würde.

Neben einigen neuen Stücken, die nahtlos an die alten Stücke der 90er Jahre anknüpfen, wurden an diesem Abend zusätzlich auch viele Klassiker gespielt. Vergebens mussten die treuen Fans jedoch auf den Soundgarden Klassiker schlechthin Black Hole Sun warten, was auch gleichzeitig das einzige Manko an diesem Abend ist.

Besetzung:
Chris Cornell – vocals, guitar
Kim Thayil – guitar
Ben Shepherd – bass
Matt Cameron – drums

Setlist:
Spoonman
Let Me Drown
Outshined
Room A Thousand Years Wide
Flower
Blow Up The Outside World
Fell On Black Days
Eyelids Mouth
Non-State Actor (NEU)
My Wave
The Day I Tried To Live
Been Away Too Long (NEU)
Worse Dreams (NEU)
Blood On The Valley Floor (NEU)
A Thousand Days Before (NEU)
Taree (NEU)
Rowing (NEU)
Slaves And Bulldozers

Bilder des Konzerts befinden sich in unserer Konzertfotos Sektion (Bildkommentare sind durch Anklicken der Sprechblase möglich) oder direkt durch Anklicken der Fotos

SOUNDGARDEN - Dortmund, FZW (07.11.2012)

Autorin: Daniela Letzner
Fotos: Michael Gamon

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