M’ERA LUNA FESTIVAL 2012 Tag 1 – Hildesheim, Flughafen Drispenstedt (11.08.2012)
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Das diesjährige M´era Luna Festival in Hildesheim Drispenstedt lockte wieder einmal knapp 25.000 nationale und internationale Gäste sowie über 40 Bands und Künstler auf zwei Bühnen an. Bei bestem Festivalwetter genossen die Zuschauer gute Musik, flanierten auf der Einkaufsmeile des 343.000 m2 großen Festivalgeländes oder ließen es sich mit kühlen Getränken gutgehen. Gruppen wie Officers, Jäger 90, Noisuf-X, Symbiotic Systems, Invaders, Grüss August oder auch Szenegrößen wie Fields of the Nephilim unterhielten mit ihrer Musik die Massen und sorgten für glückliche Herzen, ob auf der Hauptbühne an der frischen Sommerluft oder im Flugzeughangar.
Hangar Stage:
Noyce TM sind schon lange keine Unbekannten mehr, haben die Jungs doch u.a. bereits mit Szenegrößen wie VNV Nation und The Crüxshadows getourt und haben es nun verdientermaßen geschafft, das M´era Luna Festival im Hangar zu eröffnen, welches zu dieser Tageszeit schon recht gut gefüllt war. Unterstützt durch eine passende Hintergrundprojektion spielte die sympathische Band Stücke wie Sleepwalker und Panique, die für die richtige Stimmung sorgten. Sänger Florian trug den „Synthpop mit Anspruch“ mit ganzem Herzen vor, während Oliver die Tasten bediente, Markus wahlweise Gitarre oder „singende Säge“ bearbeitete und Drummer Jens auf die Felle hieb. Die Band kreierte eine derart wohlige Atmosphäre, z.B. beim wunderschönen This World, dass es ein Vergnügen war und das Publikum in Verzückung versetzt wurde. Besser kann man ein Festival kaum eröffnen. Faderhead ist im Grunde ein „One Man Projekt“ von Sami Mark Yahya, der seine Musik mittlerweile ohne Label vertreibt und auch damit großen Erfolg hat. Musikalisch liegt die Musik zwischen EBM und Electro und so kamen harte Beats, aber auch sanftere Töne zu Worte, immer aber auch schöne Melodien. Ohne Keyboards, aber mit Laptops bestückt, sorgten die drei Männer im Hintergrund an einem großen Tisch tanzend an den Faderheads für Bewegung und Stimmung, während Frontman Sami vorne alles gab, um den Fans das Tanzen zu lehren, was ihm spielend gelang. Spätestens Bei Aquire the Fire und TZDV war der ganze Hangar in Bewegung und man sah viele grinsende, tanzwütige Gesichter. Auch der neue Song A fistful of fuck you (im dazugehörigen Video wurde Mr. Faderhead als Videospielfigur animiert) wurde sehr gut angenommen, direkt in rhythmische Bewegungen umgewandelt und durch die richtige Animation von Mr. Yahya (so viele Mittelfinger hat man selten im Zuschauerraum gesehen) zum perfekten Happening verwandelt.
Erk Aicrag die Erste. Das Soloprojekt des Hocico-Sängers Rabia Sorda lebt vom guten Songwriting und mächtig Power und mit Hilfe der Livedrums kam eher Rock ´n Roll Feeling herüber, denn starre, kalte Elektronik. Dafür sorgte die atemlose Show des mexikanischen Ausnahmekünstlers Erk, der viril von einer Ecke der Halle zur nächsten umhersprang, die Fans animierte, anmachte und durch geniale Titel wie z.B. This is the End zu überzeugen wusste. Erk präsentierte eine energische, bewegende Liveperformance und alte wie neue Songs – vom aktuellen Album The Art of Killing Silence kamen gleichsam gut beim Publikum an. Der Raum war buchstäblich von gegenseitiger Sympathie erfüllt, die von den Musikern auf der Bühne zu den Fans im Publikum hin und her strahlte. Eine absolute Punktlandung also, die Lust auf Hocico machte, die am nächsten Tag den Hangar in Verzückung bringen sollten. In Strict Confidence hat sich in der rund 25jährigen Bandgeschichte vom reinen Electro-Wave Projekt zu einer „richtigen“ Band gewandelt und kam rockiger als früher mit weiblichem Personal daher. Die blonde Gitarristin und die bulgarische Sängerin Nina de Lianin ergänzten den perfekten Sound der Gruppe und so war nicht nur kleidertechnisch bei den Damen „alles in(m) Lack“. Besonders das Stück Forbidden Fruit war sehr schön anzuhören und aufgrund der gelungenen, stimmungsvollen Rückprojektion auch anzusehen. Die Band verknüpfte gekonnt die für das Genre typische Härte mit sphärisch-engelsgleichen weiblichen Background Gesang und schaffte so eine sehr angenehme Stimmung. Doch auch Uptempo Stücke wie Silver Bullets oder Morpheus von der aktuellen 8-Track CD fügten sich gut in das Liveset ein und brachten eine gehörige Portion Tanzstoff, genau wie der Alltime Klassiker Zauberschloss, der mittlerweile auch schon seine 12 Jahre auf dem Buckel hat, aber immer noch unendlich frisch wirkte und in der Liveversion für feuchte Augen sorgte.
Auch der dänische Musiker Claus Larsen alias Leaether Strip ist natürlich kein Unbekannter mehr, gehört er doch seit vielen Jahren zur Speerspitze harscher Electromusik. Herr Larsen brachte durch seine vorzügliche Electronic Body Music im Oldschool Gewand mit verzerrtem Gesang und mit Hilfe seines Partners Kurt an den Keyboards den Hangar zum Schwitzen. Es gab also transpirierende Körper vor und auf der Bühne zu bestaunen, sowie Pogoeinlagen der Fans bei den Smashern Strap me down oder Japanese Bodies. Bei der Performance ging es weniger um Melodie denn um Rhythmus und die minimale Show ohne Gnade sorgte bei den „Leaether-Fetischisten“ für glänzende Augen. Das dynamische Duo De/Vision ist im Moment wieder in aller Munde, veröffentlicht die Band doch dieser Tage ihr 13. Studioalbum Rockets and Swords mit vielen großartigen Electropopsongs, die Steffen und Thomas sowie ihr Drummer erstmals vor Livepublikum präsentierten. Stücke wie Boy Toy vom neuen Album als auch schöne Klassiker wie Try to forget (in cooler grooviger Version), Strange Affection, Time to be alive (der beste Song des letzten Albums Popgefahr) und andere Hits ließen die Anhänger der Band genüsslich mitfeiern und Galionsfigur Steffen musste nicht viel Überzeugungsarbeit leisten um die Fans zum Partymachen zu animieren. Sehr genial kam der neue Song Binary Soldier herüber, bei dem Thomas einen Sprechpart übernahm und die gute Laune der Musiker sorgte überall für lächelnde Gesichter und bei Rage für Mitsingchöre. Man darf sich nun also zurücklehnen und sich auf die neue Tour der Synthiepopper freuen. Johan van Roy alias Suicide Commando wird für immer in die Annalen der erfolgreichsten Harsch Electrobands eingehen und hatte somit die Ehre, den ersten Tag des M´era Luna Festivals im Flugzeughangar zu beschließen. Eine Aufgabe, die dem Mastermind nicht schwer fiel, denn die prallgefüllte Halle war voller tanzgeiler Electroheads und bei Stücken wie Severed Head, Hate me und Dein Herz, Meine Gier kam gute Stimmung auf und die passende Diaprojektion im Hintergrund steuerte viel zur Atmosphäre bei. Die beiden musikalischen Begleiter des Belgiers an Keyboard und Electronikschlagzeug sorgten für zusätzliche Schauwerte. Viel zu schnell war das Konzert zu Ende und die Textzeile „No more fucking words“ musste wortwörtlich genommen werden.
Main Stage:
Nachdem Symbiotic Systems, Grüss August und vor allem die Invaders die Mainstage bereits ordentlich vorgewärmt hatten, kombinierte die deutsche Band Heimataerde Elektronik und technoide Rhythmen mit mittelalterlichen Instrumenten und diese Mischung kann man getrost als gelungen betiteln. Stylisch im Ritteroutfit und mit mehr Komparsen auf der Bühne als Blutengel spielte die Band Titel wie Wiedergaenger, bei dem eine holde Maid gekonnt musikalisch umgarnt wurde und es recht rockig zur Sache ging. Auch das Umhängekeyboard getarnt als Laute wurde bestaunt und dementsprechend beklatscht. Eine unterhaltsame Show bei bestem sonnigen Wetter. Auch Aaron Roterfeld, der „Falco des Düster Rock“, genoss die Sonne auf der Hauptbühne und verwöhnte die Massen mit seinem Goth Rock mit gewisser HIM Attitüde. Roterfeld vermischte klassische Sounds mit rockigen Gitarrenriffs und der Dark Rock/Alternativ Pop brachte so einige Schwarzkittel in Wallung. Diary of Dreams darf einfach auf keinem guten Gothic Festival fehlen und auch das M´era Luna wurde in diesem Jahr mit der beliebten Rockband belohnt. Bei The Curse (mit tollem Mitklatschpart), Undividable und The Wedding kam die volle Wucht der Ausnahmeband zur Entfaltung und trotz der Wärme war ständig Bewegung auf der Stage und im Zuschauerraum. (Gitarrist Gaun:A: „Kann mal jemand dieses gelbe Ding am Himmel abschalten?“) Eine der besten Songs der Band, der Klassiker Traumtänzer erzeugte Gänsehaut bis hinunter zu den Zehenspitzen und es durfte heftig geschunkelt werden. Die dunkel-romantischen Songs und der charismatische Bandleader Adrian Hates mit seinen Mitstreitern präsentierten ein reich bestücktes Füllhorn perfekter melancholisch-rockiger Melodien und das verfehlte seine Wirkung nicht.
Subway to Sally, die Band mit dem seltsamen anmutenden Namen hat sich in der 20jährigen Bandhistorie eine riesige Fangemeinde erspielt und das hat man gemerkt, denn das Menschenmeer vor der Bühne war ein Bild für die Götter. Die Gruppe spielt so ungewöhnliche Instrumente wie Marktsackpfeife, Great Highland Bagpipes, Schalmei, Barockoboe, Blaswandler, Tin Whistle, Dudelsack u.v.a. um ihren Mittelalter-Folkrock mit Metaleinflüssen goutierbar zu machen und das gelang den Mannen wie immer ohne Schwierigkeiten. Die Fans machten jede Aktion, jeden Spaß mit und Sänger Eric Fish hatte alles fest im Griff. Ob es nun Crowdsurfing oder andere interaktive Spielchen waren, die Fans feierten mit Gerstensaft oder Met und genossen das abwechslungsreiche Liedgut bestehend u.a. aus den Smashern Sieben, Kleid aus Rosen oder Veitztanz, die imposant durch viel Pyrotechnik, Feuerfontänen (Tanz auf dem Vulkan) und Bühneneffekte in Szene gesetzt wurden und deren Performance ihre bombastische Wirkung nicht verfehlte. Pünktlich zur avisierten Zeit betraten Brian Molko und Stefan Olsdal alias Placebo als letzter Hauptact die Szene und rockten ganz im Schwarz gekleidet passend zu den Zuschauern die Hildesheimer Bühne. Visuell unterstützt durch eine große LED Leinwand im Hintergrund ergab das einen schönen Kontrast zum phantasievoll eingesetzten Licht. Die Band spielte gutgelaunt ihre Hammer wie Every you every me, Black eyed, Battle for the sun und die Fans gingen mehr als gut mit und spätestens beim Hit ?For what its worth, veredelt durch weiblichen Gesang, gab es kein Halten mehr. Die rund 20.000 Menschen wurden in einen klatschenden Mob verwandelt. Brian Molko sprach sehr gutes Deutsch, („Special Needs ist ein Song für Mädchen“) und Bassist Stefan gab dem Frontman Rückendeckung. Spätestens bei Song to say Goodbye bekam wohl jeder eine Gänsehaut, da der melancholische Song gekonnt mit Geige untermalt wurde. Bitter end war gottlob nicht der letzte Song des Sets, dafür sorgten die Zugabeschreie des Publikums und dieses wurde u.a. durch die gelungene Coverversion von Kate Bushs Running up that Hill belohnt, bevor es in die angenehme Sommernacht entlassen wurde.
Wir haben für euch schon einmal eine Galerie mit Bildern des ersten Tages zusammengestellt, die ihr hier oder durch Anklicken der Bilder erreichen könnt: