30 Jahre sind eine lange Zeit und diese Zeitspanne ist natürlich auch an The Pogues aus Irland nicht spurlos vorbeigegangen. Sie haben ihr Leben stets in vollen Zügen genossen und tun dies noch heute. Davon kann man sich derzeit auf der Jubiläumstour überzeugen. 30 Jahre sind The Pogues im Musikgeschäft und fast so lange verfolge ich ihren Weg, mag ihre Musik und hatte ihre Konzerte doch immer wieder aus verschiedensten Gründen verpasst. Nicht aber dieses Mal, als sie sich am Dienstag den 7.8.2012 auf dem Kölner Tanzbrunnen die Ehre gaben. Zum Glück hatten auch alle Besucher mit Verstand auf ihre Tickets geschaut, denn Einlass war bereits um 18 Uhr und der Beginn für 19 Uhr angekündigt, soweit man das bei einer Band wie den Pogues vorhersehen kann. Der tatsächliche Start verzögerte sich aber nur leicht und so erschienen die glorreichen Acht bereits gegen 19:20 Uhr auf der Freiluftbühne.
Frontmann Shane MacGowan ist mittlerweile wieder recht fest im Sattel und hält die Zügel auf der Bühne klar in der Hand, doch auch seine Mitstreiter bringen sich immer wieder ein, überzeugen bei kleineren Soli und sorgen für die perfekte musikalische Untermalung von Shanes unnachahmlichen Nuschel-Lyrics. Mittlerweile hat er sich wohl von der Last seiner Zahnpracht befreit und auch wenn er etwas aufgedunsen und bleich um die Nase aussieht, wirkt er deutlich fitter als noch vor einigen Jahren. Und bevor irgendwelche Zweifel ob der verbliebenen Fähigkeiten aufkommen können, legen die Pogues gleich ordentlich los. „Streams Of Whiskey“ ist zugleich Eröffnungstrack und Motto des heutigen Abends, denn auch die Getränkestände scheinen sich gut auf den Auftritt der Iren eingestellt zu haben und es wirkt so, als habe man den Alkoholanteil in Cocktails und Co erst mal ordentlich nach oben gepusht. Im Programm folgt einer meiner absoluten Favoriten „If I Should Fall From Grace With God“ und die Stimmung unter den zahlreich angereisten Fans ist längst bestens. Natürlich hat sich auch eine größere Delegation aus der Heimat in Köln eingefunden, was die Atmosphäre noch weiter unterstützt. Party ist heute angesagt und auch der ein oder andere Bierbecher findet sein Ziel nicht am Mund, sondern auch vereinzelt auf der Bühne. Die Band selbst lässt sich davon nicht beeindrucken und spielt sich durch das langjährige Repertoire. Angesichts der Jahreszeit und der warmen Temperaturen ist es auch nur am Rande bedauerlich, dass die Pogues auf ihren „Weihnachtshit““Fairytale Of New York“ verzichten. Schnell holt Shane seine Sonnenbrille hervor, setzt diese auf und entledigt sich dafür seiner Jacke und des grünen Schals. Immer mal wieder gönnt sich Shane eine kurze Auszeit, wandert über die Bühne und gibt auch der Band den Raum zu glänzen. Die Stimmung steigt immer weiter an und „Dirty Old Town“ erklingt aus tausenden Kehlen. Spätestens jetzt reiht sich Klassiker an Klassiker und nachdem die Pogues die Bühne nach „The Sick Bed Of Chuchulainn“ kurz verlassen haben, kommen sie gestärkt mit Hits wie „Sally MacLennane“ oder „The Iris Rover“ für ganze fünf Zugaben zurück, bevor wie gewohnt „Fiesta“ das Set trotz lang anhaltender, lauter Zugabe-Rufe abrundet und beschließt. Es ist zu diesem Zeitpunkt gerade mal kurz vor 21 Uhr und wir daher nach einem sehr guten Konzert sogar ungewöhnlich früh zu Hause um das Gesehene noch einmal Revue passieren zu lassen.
Setlist:
01. Streams Of Whiskey
02. If I Should Fall From The Grace Of God
03. Broad Majestic Shannon
04. Greenland Whale Fisheries
05. A Pair Of Brown Eyes
06. Tuesday Morning
07. Kitty
08. The Sunnyside Of The Street
09. Repeal Of The Licensing Laws
10. Lullaby Of London
11. Body Of An American
12. Dirty Old Town (Cover)
13. Bottle Of Smoke
14. The Sick Bed Of Chuchulainn
15. Sally MacLennane (Z)
16. Rainy Night In Soho (Z)
17. The Irish Rover (Z)
18. Poor Paddy (Z)
19. Fiesta (Z)
Bilder des Konzerts befinden sich in unserer Konzertfotos Sektion (Bildkommentare sind durch Anklicken der Sprechblase möglich) oder direkt durch Anklicken der Bandfotos.