M’era Luna Festival 2012 – Hildesheim, Flughafen-Drispenstedt (11.-12.08.2012)
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Das diesjährige M´era Luna Festival in Hildesheim Drispenstedt lockte wieder einmal knapp 25.000 nationale und internationale Gäste sowie über 40 Bands und Künstler auf zwei Bühnen an. Bei bestem Festivalwetter genossen die Zuschauer gute Musik, flanierten auf der Einkaufsmeile des 343.000 m2 großen Festivalgeländes oder ließen es sich mit kühlen Getränken gutgehen. Gruppen wie Officers, Jäger 90, Noisuf-X, Symbiotic Systems, Invaders, Grüss August oder auch Szenegrößen wie Fields of the Nephilim unterhielten mit ihrer Musik die Massen und sorgten für glückliche Herzen, ob auf der Hauptbühne an der frischen Sommerluft oder im Flugzeughangar.
Samstag, 11.08.2012 – Hangar Stage:
Noyce TM sind schon lange keine Unbekannten mehr, haben die Jungs doch u.a. bereits mit Szenegrößen wie VNV Nation und The Crüxshadows getourt und haben es nun verdientermaßen geschafft, das M´era Luna Festival im Hangar zu eröffnen, welches zu dieser Tageszeit schon recht gut gefüllt war. Unterstützt durch eine passende Hintergrundprojektion spielte die sympathische Band Stücke wie Sleepwalker und Panique, die für die richtige Stimmung sorgten. Sänger Florian trug den „Synthpop mit Anspruch“ mit ganzem Herzen vor, während Oliver die Tasten bediente, Markus wahlweise Gitarre oder „singende Säge“ bearbeitete und Drummer Jens auf die Felle hieb. Die Band kreierte eine derart wohlige Atmosphäre, z.B. beim wunderschönen This World, dass es ein Vergnügen war und das Publikum in Verzückung versetzt wurde. Besser kann man ein Festival kaum eröffnen. Faderhead ist im Grunde ein „One Man Projekt“ von Sami Mark Yahya, der seine Musik mittlerweile ohne Label vertreibt und auch damit großen Erfolg hat. Musikalisch liegt die Musik zwischen EBM und Electro und so kamen harte Beats, aber auch sanftere Töne zu Worte, immer aber auch schöne Melodien. Ohne Keyboards, aber mit Laptops bestückt, sorgten die drei Männer im Hintergrund an einem großen Tisch tanzend an den Faderheads für Bewegung und Stimmung, während Frontman Sami vorne alles gab, um den Fans das Tanzen zu lehren, was ihm spielend gelang. Spätestens Bei Aquire the Fire und TZDV war der ganze Hangar in Bewegung und man sah viele grinsende, tanzwütige Gesichter. Auch der neue Song A fistful of fuck you (im dazugehörigen Video wurde Mr. Faderhead als Videospielfigur animiert) wurde sehr gut angenommen, direkt in rhythmische Bewegungen umgewandelt und durch die richtige Animation von Mr. Yahya (so viele Mittelfinger hat man selten im Zuschauerraum gesehen) zum perfekten Happening verwandelt.
Erk Aicrag die Erste. Das Soloprojekt des Hocico-Sängers Rabia Sorda lebt vom guten Songwriting und mächtig Power und mit Hilfe der Livedrums kam eher Rock ´n Roll Feeling herüber, denn starre, kalte Elektronik. Dafür sorgte die atemlose Show des mexikanischen Ausnahmekünstlers Erk, der viril von einer Ecke der Halle zur nächsten umhersprang, die Fans animierte, anmachte und durch geniale Titel wie z.B. This is the End zu überzeugen wusste. Erk präsentierte eine energische, bewegende Liveperformance und alte wie neue Songs – vom aktuellen Album The Art of Killing Silence kamen gleichsam gut beim Publikum an. Der Raum war buchstäblich von gegenseitiger Sympathie erfüllt, die von den Musikern auf der Bühne zu den Fans im Publikum hin und her strahlte. Eine absolute Punktlandung also, die Lust auf Hocico machte, die am nächsten Tag den Hangar in Verzückung bringen sollten. In Strict Confidence hat sich in der rund 25jährigen Bandgeschichte vom reinen Electro-Wave Projekt zu einer „richtigen“ Band gewandelt und kam rockiger als früher mit weiblichem Personal daher. Die blonde Gitarristin und die serbische Sängerin Nina de Lianin ergänzten den perfekten Sound der Gruppe und so war nicht nur kleidertechnisch bei den Damen „alles in(m) Lack“. Besonders das Stück Forbidden Fruit war sehr schön anzuhören und aufgrund der gelungenen, stimmungsvollen Rückprojektion auch anzusehen. Die Band verknüpfte gekonnt die für das Genre typische Härte mit sphärisch-engelsgleichen weiblichen Background Gesang und schaffte so eine sehr angenehme Stimmung. Doch auch Uptempo Stücke wie Silver Bullets oder Morpheus von der aktuellen 8-Track CD fügten sich gut in das Liveset ein und brachten eine gehörige Portion Tanzstoff, genau wie der Alltime Klassiker Zauberschloss, der mittlerweile auch schon seine 12 Jahre auf dem Buckel hat, aber immer noch unendlich frisch wirkte und in der Liveversion für feuchte Augen sorgte.
Auch der dänische Musiker Claus Larsen alias Leaether Strip ist natürlich kein Unbekannter mehr, gehört er doch seit vielen Jahren zur Speerspitze harscher Electromusik. Herr Larsen brachte durch seine vorzügliche Electronic Body Music im Oldschool Gewand mit verzerrtem Gesang und mit Hilfe seines Partners Kurt an den Keyboards den Hangar zum Schwitzen. Es gab also transpirierende Körper vor und auf der Bühne zu bestaunen, sowie Pogoeinlagen der Fans bei den Smashern Strap me down oder Japanese Bodies. Bei der Performance ging es weniger um Melodie denn um Rhythmus und die minimale Show ohne Gnade sorgte bei den „Leaether-Fetischisten“ für glänzende Augen. Das dynamische Duo De/Vision ist im Moment wieder in aller Munde, veröffentlicht die Band doch dieser Tage ihr 13. Studioalbum Rockets and Swords mit vielen großartigen Electropopsongs, die Steffen und Thomas sowie ihr Drummer erstmals vor Livepublikum präsentierten. Stücke wie Boy Toy vom neuen Album als auch schöne Klassiker wie Try to forget (in cooler grooviger Version), Strange Affection, Time to be alive (der beste Song des letzten Albums Popgefahr) und andere Hits ließen die Anhänger der Band genüsslich mitfeiern und Galionsfigur Steffen musste nicht viel Überzeugungsarbeit leisten um die Fans zum Partymachen zu animieren. Sehr genial kam der neue Song Binary Soldier herüber, bei dem Thomas einen Sprechpart übernahm und die gute Laune der Musiker sorgte überall für lächelnde Gesichter und bei Rage für Mitsingchöre. Man darf sich nun also zurücklehnen und sich auf die neue Tour der Synthiepopper freuen. Johan van Roy alias Suicide Commando wird für immer in die Annalen der erfolgreichsten Harsch Electrobands eingehen und hatte somit die Ehre, den ersten Tag des M´era Luna Festivals im Flugzeughangar zu beschließen. Eine Aufgabe, die dem Mastermind nicht schwer fiel, denn die prallgefüllte Halle war voller tanzgeiler Electroheads und bei Stücken wie Severed Head, Hate me und Dein Herz, Meine Gier kam gute Stimmung auf und die passende Diaprojektion im Hintergrund steuerte viel zur Atmosphäre bei. Die beiden musikalischen Begleiter des Belgiers an Keyboard und Electronikschlagzeug sorgten für zusätzliche Schauwerte. Viel zu schnell war das Konzert zu Ende und die Textzeile „No more fucking words“ musste wortwörtlich genommen werden.
Samstag, 11.08.2012 – Main Stage:
Nachdem Symbiotic Systems, Grüss August und vor allem die Invaders die Mainstage bereits ordentlich vorgewärmt hatten, kombinierte die deutsche Band Heimataerde Elektronik und technoide Rhythmen mit mittelalterlichen Instrumenten und diese Mischung kann man getrost als gelungen betiteln. Stylisch im Ritteroutfit und mit mehr Komparsen auf der Bühne als Blutengel spielte die Band Titel wie Wiedergaenger, bei dem eine holde Maid gekonnt musikalisch umgarnt wurde und es recht rockig zur Sache ging. Auch das Umhängekeyboard getarnt als Laute wurde bestaunt und dementsprechend beklatscht. Eine unterhaltsame Show bei bestem sonnigen Wetter. Auch Aaron Roterfeld, der „Falco des Düster Rock“, genoss die Sonne auf der Hauptbühne und verwöhnte die Massen mit seinem Goth Rock mit gewisser HIM Attitüde. Roterfeld vermischte klassische Sounds mit rockigen Gitarrenriffs und der Dark Rock/Alternativ Pop brachte so einige Schwarzkittel in Wallung. Diary of Dreams darf einfach auf keinem guten Gothic Festival fehlen und auch das M´era Luna wurde in diesem Jahr mit der beliebten Rockband belohnt. Bei The Curse (mit tollem Mitklatschpart), Undividable und The Wedding kam die volle Wucht der Ausnahmeband zur Entfaltung und trotz der Wärme war ständig Bewegung auf der Stage und im Zuschauerraum. (Gitarrist Gaun:A: „Kann mal jemand dieses gelbe Ding am Himmel abschalten?“) Eine der besten Songs der Band, der Klassiker Traumtänzer erzeugte Gänsehaut bis hinunter zu den Zehenspitzen und es durfte heftig geschunkelt werden. Die dunkel-romantischen Songs und der charismatische Bandleader Adrian Hates mit seinen Mitstreitern präsentierten ein reich bestücktes Füllhorn perfekter melancholisch-rockiger Melodien und das verfehlte seine Wirkung nicht.
Subway to Sally, die Band mit dem seltsamen anmutenden Namen hat sich in der 20jährigen Bandhistorie eine riesige Fangemeinde erspielt und das hat man gemerkt, denn das Menschenmeer vor der Bühne war ein Bild für die Götter. Die Gruppe spielt so ungewöhnliche Instrumente wie Marktsackpfeife, Great Highland Bagpipes, Schalmei, Barockoboe, Blaswandler, Tin Whistle, Dudelsack u.v.a. um ihren Mittelalter-Folkrock mit Metaleinflüssen goutierbar zu machen und das gelang den Mannen wie immer ohne Schwierigkeiten. Die Fans machten jede Aktion, jeden Spaß mit und Sänger Eric Fish hatte alles fest im Griff. Ob es nun Crowdsurfing oder andere interaktive Spielchen waren, die Fans feierten mit Gerstensaft oder Met und genossen das abwechslungsreiche Liedgut bestehend u.a. aus den Smashern Sieben, Kleid aus Rosen oder Veitztanz, die imposant durch viel Pyrotechnik, Feuerfontänen (Tanz auf dem Vulkan) und Bühneneffekte in Szene gesetzt wurden und deren Performance ihre bombastische Wirkung nicht verfehlte. Pünktlich zur avisierten Zeit betraten Brian Molko und Stefan Olsdal alias Placebo als letzter Hauptact die Szene und rockten ganz im Schwarz gekleidet passend zu den Zuschauern die Hildesheimer Bühne. Visuell unterstützt durch eine große LED Leinwand im Hintergrund ergab das einen schönen Kontrast zum phantasievoll eingesetzten Licht. Die Band spielte gutgelaunt ihre Hammer wie Every you every me, Black eyed, Battle for the sun und die Fans gingen mehr als gut mit und spätestens beim Hit ?For what its worth, veredelt durch weiblichen Gesang, gab es kein Halten mehr. Die rund 20.000 Menschen wurden in einen klatschenden Mob verwandelt. Brian Molko sprach sehr gutes Deutsch, („Special Needs ist ein Song für Mädchen“) und Bassist Stefan gab dem Frontman Rückendeckung. Spätestens bei Song to say Goodbye bekam wohl jeder eine Gänsehaut, da der melancholische Song gekonnt mit Geige untermalt wurde. Bitter end war gottlob nicht der letzte Song des Sets, dafür sorgten die Zugabeschreie des Publikums und dieses wurde u.a. durch die gelungene Coverversion von Kate Bushs Running up that Hill belohnt, bevor es in die angenehme Sommernacht entlassen wurde.
Auch an Tag zwei des M´era Luna Festivals ging es neben Headlinern wie In Extremo, Hocico oder New Model Army auch mit Bands wie z.B. Lahannya, Lacrimas Profundere, Down Below und Amduscia heiß her und das lag nicht nur am Wetter. Für jeden Geschmack war etwas dabei, ob Wavepop, Folkrock, Mittelalter, Industrial, Synthpop oder Mittelaltermusik, die Palette an guten Bands sorgte für einen großen Ohren- und Augenschmaus und machte das Event zum unvergesslichen Erlebnis.
Sonntag, 12.08.2012 – Hangar Stage:
Im Hangar ging es am Vormittag mit dem Duo Juggernauts weiter, welches gelandet ist, um die Welt mit ihrer elektronischen Tanzmusik zu beglücken. Im gewagten Pilotenoutfit (in dem die Jungs sicherlich angemessen geschwitzt haben) präsentierten sie schweißtreibenden EBM, bei dem sich die Fans wie elektrisiert bewegten und die Performance von BORG (aka Peter Mastbooms von The Klinik und ex-Vomito Negro) und Glenn (Radical G.) sichtlich genossen. Als russisches Pendant zu Apocalyptica wurden die vier Damen von Eklipse beschrieben, obwohl der Vergleich ein wenig hinkt, denn das Quartett punktet eher mit Grazie und Eleganz, als mit Rockattitüde. Die Gemeinsamkeit besteht eher in der Tatsache, dass auch Eklipse aktuelle Popmusik mit klassischen Instrumenten covert. Großen Schauwert hatte der Auftritt in Hildesheim allemal, denn die Damen waren in ihren fantasievollen Kostümen und Makeup sehr schön anzusehen, was die musikalische Qualität aber nicht mindern soll, denn Stücke wie Cry me river oder Sweet Dreams kamen in ihrer durch Geige, Viola, Cello und Bratsche schön instrumentierten Form sehr stimmungsvoll herüber. In eine ganz andere musikalische Richtung geht Mastermind Dirk Ivens, seineszeichens Chef der Projekte Dive und The Klink mit seiner Band Absolute Body Control, die bereits seit 1981 tätig ist. In der recht gut gefüllten Halle durfte Dirk mit seinem Mitstreiter Eric Van Wonterghem beweisen, dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Und die Minimal Electronic mit Kultcharakter verfehlte seine Wirkung nicht. Stücke wie Figures und Give me your Hands sorgten dafür, dass der ganze Hangar in Bewegung war. Dirk tanzte wie ehemals Ian Curtis mit zuckenden Bewegungen über die Bühne, während Erik an den Tasten für die richtige analoge Coolness sorgte. The Beauty of Gemina sagte mir persönlich nicht viel, doch manchmal lohnt es sich, wenn man offen für Neues ist und das hat sich in diesem Falle wieder einmal bestätigt, denn die Herrschaften aus der Schweiz bewiesen eindrucksvoll, dass auch im Lande der Schokolade und leckerem Käse guter New Wave Pop produziert wird. Frontman Michael Sele sang mit seiner sonoren Stimme Songs ihrer vier Alben und schaffte eine sehr schöne Stimmung, die an 90er Jahre Bands wie z.B. Escape with Romeo erinnerte. Beim Song Lonesome death of a Goth DJ ging es elektronischer zur Sache, und Tanzen war angesagt. Die schönen Popperlen wurden von den Fans sehr gut aufgenommen und die Zeit verging demnach zu schnell.
Die Futurepopband Rotersand war der nächste Topact im Flugzeughangar und die drei Jungs aus dem Ruhrpott Rasc, Gunther und Krischan schwangen nach langer Krankheit von Sänger Rasc endlich wieder den powervollen Electrohammer und trafen die Fans mitten ins vegetative Nervensystem. Bereits beim Opener world transmission machte sich direkt Partystimmung breit und blieb auch dort fest eingemeißelt in der heiligen Halle. Rasc machte dennoch die Fans gehörig an und Krischan bewegte an einem großen Technikpult etliche Regler um den perfekten Sound zu liefern. Nachdem die die Band ihren Gassenhauer Almost violent vorlegte, kamen drei Tänzerinnen in Camouflagehosen und auch sonst gleichem Outfit auf die Bühne und unterstütze die Liveband, eine „Bereicherung“, auf die man hätte getrost verzichten können, besaß die Electrocombo genug eigene Innovation um überzeugen zu können.KMFDM ist ein Akronym für den gewollt unsinnigen und grammatikalisch inkorrekten deutschen Satz „Kein Mehrheit Für Die Mitleid“ und die Formation zeigte dem Menschen im Zuschauerraum, wie amerikanisch geprägter Industrial-Rock klingen muss. Die Internationale Band bestehend aus Sascha Konietzko (Gesang, Synthesizer), Lucia Cifarelli (Gesang, Synthesizer), Andy Selway (Schlagzeug), Jules Hodgson (Gitarre) und Steve White (Gitarre) legte ein so unglaublich schnelles Tempo vor, dass einem fast schwindelig wurde. Besonders Lucia, ganz in Leder gekleidet, war ein schöner Hingucker und die Dame durfte bei Dystopia die Szene regieren. Songs wie A Drug against war hämmerten sich tief ins Ohr hinein und es passierte viel auf der Szene, denn teilweise befanden sich sechs Musiker auf der Bühne. Potz Blitz wird der eine oder andere Augenzeuge der Show gedacht haben. Genau das passte auch auf den Headliner im Hangar, das mexikanische Duo Hocico, welches in der prallgefüllten Halle ihre distorted Beats und gnadenlosen Texte in den Äther schoss, sind keine Kinder von Traurigkeit. Erk und Racso brachten es zustande, die bereits hoch elektrisierte Atmosphäre noch mehr zum Knistern zu bringen, denn bei den Knallern wie Forgotten tears und Bite Me! (Erk: „It´s time to bite back!“) blieb kein Auge trocken und kein Bein unbewegt. Erk in seinem Kriegspanzer an seinem Torso Mikrofonständer sah imposant aus und Racso hatte von seinem Podest aus eine gute Sicht auf die feiernde Meute, denn alle Schwarzkittel bewegten sich und tanzten, dass der Anblick eine reine Freude war. Nicht nur die Klassiker der Band kamen gut an, auch die neue Single Dog eat Dog erfreute die Hocico Jünger und der Song kreierte wirklich eine sehr berauschende Stimmung, die Lust auf mehr machte, doch um 21.15 Uhr war der Budenzauber leider bereits vorbei und man konnte sich in der frischen Atemluft erholen.
Sonntag, 12.08.2012 – Main Stage:
Les Jupes ist eine neue Band aus Kanada, die lupenreinen Indierrock fabriziert und durch ihre sympathische Art einige Pluspunkte bei ihrem Auftritt sammeln konnte. Denn das gut eingespielte Quartett brachte ihre Musik mit viel charmantem Understanding und der Gruppe würde man jeden Vertrag dankend abnehmen, denn die Herrschaften kamen eher wie Versicherungsvertreter herüber als wie eine Rockband. Dennoch wurden ihre melodischen und energischen Songs wohlwollend vom Publikum angenommen. Auch Faun sorgten für große Schauwerte. Die sechsköpfige Band bewies, wie gut sie die alten Instrumente beherrscht und dass sie diese mit modernen Einflüssen zu kombinieren weiß, um somit eine wahrhaft zauberhafte Stimmung zu schaffen. So kamen also nicht nur Mittelalterfans auf ihre Kosten und die Songs, die oft in alten Sprachen gesungen wurden, verfehlten ihre Wirkung nicht. Celtic und Nordic Folk vorgetragen mit Dudelsack, Harfe, Drehleier und Laute und der perfekt aufeinander abgestimmte Gesang ergaben ein harmonisches Gesamtpaket. Welle:Erdball war die einzige rein elektronische Band auf der Hauptbühne und das leuchtet ein, ist das Duo doch in ihrer über 20jährigen Karriere immer ein Stück mehr auf der Erfolgsleiter emporgestiegen. Honey und A.L.F. standen natürlich nicht alleine auf der Bühne, sondern wurden von den Sängerinnen Frl. Venus und Plastique unterstützt, die einerseits Komparsenrollen übernahmen aber auch hier und da ins Mikrophon hauchten. Natürlich durfte auch einer der Hauptmusiker, der Commodore C64 nicht fehlen, der recht hübsch in die Performance eingebunden wurde. Hits wie 23, Schweben, fliegen, fallen (Bei dem die obligatorischen großen Ballons ins Publikum geworfen wurden), Arbeit adelt (Honey schlägt auf eine Blechtonne) und Ich bin aus Plastik (Plastique sang und warf Süßigkeiten in die Menge) erfreuten die Fans und ausgelassene Stimmung machte sich auf dem Flughafen breit. Und jeder Augenzeuge war sich sicher: das war wieder eine gelungene Sendung!
Die deutschsprachige Mittelalter-Folk-Rock-Band Schandmaul ist auch immer einen Blick wert, gehören ihre Konzerte schon lange zum Besten, was man in diesem Bereich erleben kann. Thomas Lindner, Anna Katharina Kränzlein, Stefan Brunner, Martin Christoph „Ducky“ Duckstein, Birgit Muggenthaler-Schmack und Matthias „Hiasl“ Richter hatten ihre Fans charmant im Griff und machten den Auftritt zu einem Happening, ob sie nur ihre Songs wie Drachentöter, oder Walpurgisnacht spielten oder ein lustiges Trinkspiel mit „Freeze, Slowmotion oder Zombie Slowmotion“ Aktionen zelebrierten, es war eine Freude zuzuschauen oder auch mitzumachen. So viele Zombies hat man wohl noch nie auf einem Festival gesehen. Eisbrecher standen dem in nichts nach, denn die süddeutsche Band sind Vollprofis und wissen nach unzähligen Einzelkonzerten und Festivalauftritten, wie man eine geile Show aufzieht. Die Band heizte ihre Anhänger mit Stücken wie Die Hölle muss warten, Exzess Express und Wilkommen im Nichts so sehr ein, dass die phantastische Stimmung selbst der Mann im Mond mitbekommen haben muss. Schwarze Witwe wurde mithilfe einer Discokugel intoniert und bei dem agressiv-rockigen Amok wurden große Fässer hineingerollt und die Bandmitglieder hämmerten choreographisch perfekt aufeinander abgestimmt auf sie ein, während die Massen die Jungs durch ihr rhythmisches Klatschen unterstützten. Ein beeindruckendes akustisches, aber auch optisches Schauspiel. Einfach eine coole Show! Die britische Kultband New Model Army muss man wirklich nicht groß vorstellen, denn die Gruppe gehört seit jeher zum besten Output englischer Rock- und Popmusik. Ihre riesige Anhängerschaft war auch in Hildesheim versammelt um ihnen zu huldigen und mit ihnen zu Feiern. An der schönen Abendluft gab die Megagroup schöne Titel wie Get me out, Today is a good Day oder Green and Grey zum Besten und immer wieder gab es offenen Applaus auch besonders zwischen den Stücken, welches eine Sympathiebekundung allererster Güte für eine Band ist. Frontman Justin Sullivan belohnte diese freundschaftliche Geste mit seinem Gesang und Gitarrenspiel, während er seine Seele und Herz öffnete. Ein Musiker, der wirklich etwas zu sagen hat, jenseits aller Rockplattitüden. Die Stimmung war fast religiös bedächtig, was die Zuschauer aber auch nicht vom abrocken abhielt, was man besonders beim Titel Purity beobachten konnte. Jedes coole Festival muss zu Ende gehen und die Mittelalterrockband In Extremo um den Sänger Michael Robert Rhein aka „Das letzte Einhorn“ hatte die Ehre, das M´era Luna Festival 2012 zu beenden und das buchstäblich mit einem riesigen Knall. Denn die Show, die die Mannen präsentierten, war mehr als nur spektakulär. Riesige Stichflammen züngelten übers Publikum, die Pyro- und Lichtshow bei Weisen wie Sterneneisen oder Zigeunerskat vom neuen Album war atemberaubend und fast 20.0000 Musikfans feierten ausgelassen mit. Die Band sang in so unterschiedlichen Sprachen wie Isländisch, Alt-Französisch, Mittel- und Althochdeutsch und spielte auf mittelalterlichen Instrumenten mit so wohlklingenden Namen wie Trumscheit, Uilleann Pipes, und Nyckelharpa. Beim absoluten Ohrwurm und Clubhit Vollmond wurde die Harfe wunderschön in Szene gesetzt und bei Sängerkrieg blieb kein Auge trocken und kein Bein stand still. Besser und schöner kann man ein Festival nicht beenden. Und wenn man sich die bereits angekündigten Bands für 2013 anschaut, weiß man, dass man sich bald in Hildesheim wiedersieht.
Wir haben für euch schon einmal Besucher- und Bandgalerien mit Bildern des Festivals zusammengestellt, die ihr hier oder durch Anklicken der Bilder erreichen könnt: