Emilie Autumn war in der schönen Stadt Utrecht zu Gast und bereits drei Stunden vor Beginn der Show zeigte das Tivoli auf seiner Facebookseite ein Bild der vor der Halle wartenden Fans. Das machte uns kurzzeitig ein wenig nervös, denn wir waren noch zuhause und der 90 minütige-Anfahrtsweg lag noch vor uns. Aber die Sorge war unbegründet, denn das Konzert nicht ganz ausverkauft, diese Fans wollten nur sicherstellen, dass sie einen perfekten Blick auf Emilie haben werden. Echte Fans ….
Nach einem sehr, sehr langen Intro war es soweit und die Mädchen der „Bloody Crumpets“ betraten nach und nach die Bühne und posierten eng an die sich auf der Bühne befindenden Gitterzäune. Hinter einem weißen, runden Tuch, das mit seinem Rahmen wie eine große Uhr wirkte, begann Emilie zu singen; man sah bisher nur ihre Silhouette, die aber bereits ihren Victorianischen Stil erkennen ließ. Schnell wurde klar, dass man heute vornehmlich eine Show erwarten durfte, die auf die Unterhaltung des Publikums durch schauspielerische Elemente setzte und nur wenige Instrumente (Piano, Klavier) live gespielt werden würden. Aber das wird der Show nicht ganz gerecht, denn gerade wenn Emilie ihr Harpsichord (Cembalo) spielt, wird der musikalische Aspekt von Emilie Autumn ausgereizt und entfacht verbunden mit ihrer Stimme den vollen Effekt. Dann hört man auch ihre klassische Ausbildung deutlich heraus, die ihr über die Jahre hinweg zur Kreation ihres eigenen Stils verholfen hat: den Victoriandustrial.
Während der Rede von „Dr. Stockhill“ warnt man uns : „Protect your family, protect society, protect your country“, bevor wir bei “Fight Like A Girl” einem „Kampf“ zwischen Emilie und einer ihrer Crumpets beiwohnen dürfen. Und auch der mysteriöse Tee wird wieder in rauen Massen konsumiert. Erst von den Hauptakteuren bei „Time For Tea“, wo er zusammen mit Keksen eingenommen wird, dann aber auch von den Zuschauern, die diesen allerdings über ihre Köpfe gespritzt bekommen. Zum Glück war der Tee aber wohl temperiert und Verbrennungen somit ausgeschlossen.
Nach der Hälfte des Konzerts rezitiert Emilie ein Gedicht und stellt uns dann ihre Bloody Crumpets vor. Als nächstes sind Nachhilfestunden in Sachen Liebe fällig und Emilie erklärt Veronica, wie man richtig küsst. Diese will das natürlich gleich wieder bei ihrem Rat Game ausprobieren und so werden dieses Mal gleich vier junge Zuschauerinnen auf die Bühne gebeten, um sich von den Kussfertigkeiten Veronicas zu überzeugen. Nacheinander umarmt und küsst Veronica sie und insbesondere für das letzte Mädchen lässt sie sich ausgiebig Zeit, was für Entzücken im Publikum sorgt. Kurz darauf ist Veronica aber wieder in ihrem Showelement und zeigt einen Tanz mit riesigen Federn, die auch später beim letzten Song wieder zum Einsatz kommen sollten. Unterdessen überrascht uns Captain Maggot mit einem unerwarteten Stagedive und hebt die Stimmung weiter an.
Den angesprochenen letzten Song kann eigentlich jeder im Zuschauerraum mitsingen: „Thank God I’m Pretty“ erschallt es und zum Ende ist Emilie ganz von Veronicas Federn verhüllt. Danach verabschieden sich Emilie und ihre Bloody Crumpets von ihren Fans, während aus den Lautsprechern der Monty Python Hit „Always look on the bright side of life” erschallt.
Thank God Emilie is Pretty
Setlist: 01. Safety lies in fear 02. 4 o’clock 03. Dr Stockhill (speech) 04. Fight like a girl 05. Time for tea 06. Art of suicide 07. Take the pill 08. How to break a heart poem (speech) 09. Liar 10. God help me 11. Dominant 12. Girls girls girls 13. Rat game 14. Gears 15. We want them young 16. Gaslight 17. One foot 18. Mad girl 19. Thank god I’m pretty
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