Da es scheinbar Diskrepanzen zwischen der offiziellen Einlasszeit und dem, was auf der Homepage der Turbinenhalle angepriesen wurde, gab, müssen wir vor den Toren mit vielen anderen Fans noch einige Minuten auf Einlass warten. Dann geht aber alles ganz schnell und man hat noch genug Zeit, den einen oder anderen Schluck Bier vor Beginn der Show einzunehmen.
Und wer könnte so einen Abend passender eröffnen, als Korn- Frontmann Jonathan Davis himself? Zwar müssen seine Bandkollegen noch etwas warten, aber er selbst steht mit seinem neuen Nebenprojekt J Devil vor dem gespannten Oberhausener Publikum. Doch was ist hier los, wird sich ein treuer Fan sicher gefragt haben. Herr Davis fährt mit einem mehr oder minder unterhaltsamen technoidem Dj- Set auf! Seine Zähne sind schwarz gepinselt und wenn er grinst, sieht das aus, als würde einem ein kranker, verrückter Mann ins Gesicht starren. Auch gestisch gibt sich der Amerikaner übertrieben verrückt, hüpft viel herum, reißt die Hände in die Höhe und brüllt ein paar schwer verständliche Vocals zwischen die überlauten, fast schon schmerzenden Bässe. Die Menge gibt sich verhalten, in den vorderen Reihen geht man dem Geschehen noch nach, aber hinten widmet man sich lieber der Zigarette oder den Spirituosen.
Setlist:
01. Rise Up
02. Final Chapter
03. Crying Out For You
04. Ellen
05. Requiem For The Drunk
06. Red Light Fix
07. Fight
So lahm und beschwerlich dieser Abend seitens der Fans begonnen hat, umso lauter, stärker und kraftvoller soll er ausklingen. Denn kaum betreten Jonathan und seine Mannen die Bühne und legen mit „Predictable“ los, ist die gerade noch eher gelangweilte Menge nicht mehr zu halten. Bei „Lies“ bilden sich sogar schon die ersten Moshpits und wohin man auch sieht, lachen einem strahlende Gesichter entgegen. Auf der Bühne geht es nicht minder dynamisch her: Jonathan, der natürlich seinen charakteristischen Mikrofonständer mit dabei hat, lebt jeden einzelnen Ton und das sieht man ihm auch an und kommt auch genauso beim Publikum rüber. Auch Drummer Ray hält die Menge mit seinen energischen und mitreißenden Bewegungen bei Laune und lädt immer wieder zu einer Steigerung ein. Musikalisch präsentieren die Jungs einen Rundumschlag ihrer gesamten Schaffenszeit. Und obwohl sich Korn mit dem aktuellen „The Path Of Totality“ musikalisch gesehen deutlich von ihren Erfolgen von damals entfernen, reihen sich Songs wie „Narcissistic Cannibal“, „My Wall“ oder „Get Up!“ nahtlos in das mit Klassikern gespickte Set ein.
Und auch die Zugaben haben es in sich: Bei „Shoots And Ladders“ / “One“(das Metallica Cover) betritt Jonathan die Bühne mit seinem Dudelsack und reißt die Menge sofort in den Bann. Da fehlt eigentlich nur noch der obligatorische Schottenrock, aber den scheint Herr Davis nicht mehr zu tragen. Wahrscheinlich passt er mittlerweile auch zweimal hinein, denn der Gute wirkt ganz schön abgemagert. Energie hat er aber dennoch für zwei und so wird auch bei „Got The Life“ nochmal ordentlich abgerockt. Bei dem schönsten Korn- Stück aller Zeiten, „Blind“, gehen dann über die Hälfte der Fans in die Hocke, lassen sich von der hypnotisierenden Einleitung auftanken und springen bei den ersten Beats in die Höhe. Ein schöner Moment, der diesen absolut ambivalenten Abend zu 100 Prozent retten kann.
Setlist:
01. Predictable
02. Lies
03. No Place To Hide
04. Good God
05. Narcissistic Cannibal
06. Kill Mercy Within
07. Chaos Lives In Everything
08. My Wall
09. Get Up!
10. Way Too Far
11. Here To Stay
12. Freak On A Leash
13. Falling Away From Me
14. Somebody Someone
15. Another Brick In The Wall (Pink Floyd Cover)
16. Shoots And Ladders/ One (Z)
17. Got The Life (Z)
18. Blind (Z)
Bilder des Konzerts befinden sich in unserer Konzertfotos Sektion (Bildkommentare sind durch Anklicken der Sprechblase möglich) oder direkt durch Anklicken der jeweiligen Bandfotos.
Korn:
The Dirty Youth:
J Devil:
Autorin: Tanja Pannwitz
Fotos: Michael Gamon