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TARJA, BENIGHTED SOUL & HANNIBAL – NL-Eindhoven, De Effenaar (25.02.2012)

TARJA, BENIGHTED SOUL & HANNIBAL - NL-Eindhoven, De Effenaar (25.02.2012)

An dieser Stimme kommt man einfach nicht vorbei! Tarja Turunen, vielen wohl als die ehemalige starke Frontfrau von Nightwish bekannt, ist schon lange in eigener Sache unterwegs. Am 25.02.12 führte es die gebürtige Finnin im Rahmen ihrer What Lies Beneath Final- Tour nach Eindhoven. Das Effenaar ist an diesem Abend – sicher auch angesicht der Tatsache, dass es das einzige Konzert in den Niederlanden ist – restlos ausverkauft. Erwartungsgemäß reihen wir uns also ein in eine lange Menschenschlange, die vor der Konzerthalle um Einlass bittet. Überraschenderweise muss man tatsächlich nach deutlich auszumachenden Szenegestalten suchen; nur ein paar wenige Fans führen an diesem Abend ihre schon fast vergessenen Nightwish- Shirts aus. Der Tarja-Fan hält sich also bedeckt und ist zum Großteil wahrscheinlich auch mehr Tarja- als Nightwish- verrückt.

Die begnadete Sopranistin reist an diesem Abend allerdings nicht alleine an. Neben den beiden Vorbands Hannibal und Benighted Soul hat die Virtuosin auch ihre eigene Live- Band mit im Gepäck. Und diese formiert sich aus Persönlichkeiten wie Mike Terrana (Masterplan, Savage Circus, ex Rage, ex Malmsteen) an den Drums, dem Keyboarder Christian Kretschmar (Schiller) oder Max Lilja (Hevein, ex Apocalyptica) am Cello. Bei einer solchen Konstellation steigt die Spannung auf die Live- Show natürlich noch um ein Weiteres.

Zunächst wird im beinahe überfüllten Effenaar jedoch mit den Metalern von Hannibal gestartet. Die fünfköpfige Formation, die mit Frontmann Alex Balakakis ihre Wurzeln in Griechenland hat, lässt sich von einem atmosphärischen Intro auf die Bühne geleiten und nachdem sich alle positioniert haben, gehen sie direkt zu „Burn Me Alive“ über. Leider gibt es immer wieder ein paar Soundpatzer und Alex’ Stimme kommt bei diesem Stück aufgrund der technischen Probleme wirklich nicht sehr vorteilhaft rüber. Dass man in den ersten Reihen sogar schmunzelt, gebührt der ganzen Sache jedoch gewiss nicht, immerhin werden bei etwas weniger Soundproblemen dann das neue Stück „Rise“ oder der glatte Metalsong „My God“ präsentiert. Sogar der letzte Versuch der Band, mit Rammsteins „Du Hast“ zu punkten, gelingt nur zum Teil. Die Jungs lieferten einen in meinen Augen soliden Auftritt ab, der an diesem Abend leider viel zu wenig Beachtung bekam.

Weiter geht es mit weiblichem Metal aus Frankreich. Das hört sich zwar erst einmal befremdlich an, klingt aber überhaupt nicht so. Die junge Frontfrau Geraldine mit ihrer Band Benighted Soul punktet an diesem Abend nicht nur mit ihren ambitionierten Headbang- Qualitäten, sondern ebenso mit ihrer glasklaren, starken Stimme. Viel zu oft denkt man bei den orchestralen Keyboardklängen und den treibenden düsteren Gitarrenriffs an Weggefährten wie Within Tempatation oder Nightwish. Dass eine derartig aufgezogene Show bei den Fans ankommt, liegt an diesem Abend nicht nur auf der Hand, sondern auch in der Luft. Die Stimmung ist gut, einige vorfreudige Besucher tanzen sich bei Songs wie „Edge Of Insanity“ schon einmal warm und Alles in Allem schaffen es die Franzosen, das überwiegend niederländische Publikum zu überzeugen.

Die nun folgenden 40 Minuten ziehen sich wie Kaugummi. Während die Bühne mit einem riesigen Tuch, auf dem ein Abbild von Tarja, von Schatten bedeckt, verträumt in die Menge blickt, verhängt wird, wird man vor der Bühne langsam ungeduldig. Aber als dann endlich das Licht gedimmt wird, ist die lange Wartezeit schon längst vergessen. Als Tarja dann zu „Anteroom Of Death“ die Bühne betritt, ist die Menge kaum noch zu bändigen. Noch bewegt sich die attraktive Finnin mit einer dämonischen Kopfbedeckung in einer anderen Welt, nämlich der hinter dem Tuch. Doch endlich nimmt sie Kontakt auf, endlich berührt sie das seidige, dunkle Laken, als wolle sie endlich zu ihren Anhänger durchdrängen. Dann fällt der Vorhang! Der Bann ist gebrochen, die teuflische Krone wird abgesetzt und sympathisch begrüßt Tarja uns auf Niederländisch und verkündet, dass sie sich auf ihren ersten Besuch des niederländischen Eindhovens ganz besonders gefreut hat. Stark geht es mit „Lost Northern Star“ weiter und bereits zu diesem Zeitpunkt gibt es eigentlich fast niemanden mehr, der hier nicht die Hände in die Höhe reißt. Eine Wahnsinnsstimmung, Liebe auf den ersten Blick! Und immer wieder wird man gefesselt von Tarjas wundervollen Stimme, vor allem bei dem Kracher „I Walk Alone“. Fast wie von einer anderen Welt schafft sie es mit ihrem Talent, die Aufmerksamkeit der Fans auf sich zu ziehen und sie behutsam festzuhalten. Und obwohl man sich auf diese Begabungen durchaus etwas einbilden könnte, ist die Frau mit der Wunderstimme alles andere als hochnäsig oder eingebildet. Ganz im Gegenteil sucht sie immer wieder freundlich den Kontakt, hat einige Wörter der hiesigen Landessprache parat und witzelt und tanzt zum Teil wie ein kleines, vergnügtes Mädchen, was bei einer derart ausdrucksstarken Persönlichkeit mitunter tatsächlich etwas lustig wirkt. Aber nicht nur Tarja, sondern auch ihre eigens zusammengestellte Live- Band punktet an diesem Abend. Mike Terrana verwickelt die Fans in ein fast nicht enden wollendes, kraftvolles Drum- Solo, aber auch der Rest der begabten Crew trägt mindestens genauso viel zum großen Ganzen bei. Nach einem kurzen Garderobenwechsel präsentiert Tarja eine bunte Mischung aus ihren eigenen Songs und den ausgewählten Nightwish- Klassikern „Over The Hills And Far Away“ (im Original von Gary Moore) und dem Andrew Lloyd Webber Cover „The Phantom Of The Opera“, bei welchem Hannibal- Frontmann Alex den männlichen Part übernimmt. Überrascht wurden wir von einem neuen Song namens „Into The Sun“, den Tarja während ihrer langen Tour schrieb. Von den Fans wird auch dieser bewegende Neuling mit Freude und Begeisterung aufgenommen und das Licht auf der Bühne bestrahlt Tarja, als würde sie die Sonne küssen. Wundervoll!

Doch leider geht auch der schönste Abend irgendwann einmal zu Ende. Nach einem ausgefeilten Zugabenblock verlassen Tarja und ihre Band dann bei „Until My Last Breath“ schließlich die Bühne und die Fans bedanken sich gebührend für dieses tolle Erlebnis.

Setlist:
01. Anteroom of Death
02. Lost Northern Star
03. Dark Star
04. I Walk Alone
05. Tired of Being Alone (Schiller cover)
06. Drum Solo Mike Terrana
07. Little Lies (nur Bandmusiker)
08. Little Lies
09. Into the Sun
10. Over the Hills and Far Away (Gary Moore / Nightwish cover)
11. Rivers of Lust / Minor Heaven / Montañas de Silencio / Sing for Me
12. I Feel Immortal
13. Ciarán’s Well
14. In for a Kill
15. The Phantom of the Opera (Andrew Lloyd Webber cover) (Z)
16. Die Alive (Z)
17. Until My Last Breath (Z)

Bilder des Konzerts befinden sich in unserer Konzertfotos Sektion (Bildkommentare sind durch Anklicken der Sprechblase möglich) oder direkt durch Anklicken der jeweiligen Bandfotos.

Tarja:




Benighted Soul:




Hannibal:




Autorin: Tanja Pannwitz:
Fotos: Michael Gamon

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