Hallo Thomas,
schön, dass du dir etwas Zeit für ein Interview nimmst, kommen wir gleich zur ersten Frage:
Wenn du deine Musik mit wenigen Worten beschreiben müsstest, wie würde das dann aussehen?
Entspannend, inspirierend, tiefgehend… schwer das mit Worten zu beschreiben. Es ist eine Mischung aus Electronic, Downbeat, Lounge und vielleicht ein klein wenig Klassik. Am besten ist, einfach rein hören…
Den ersten Kontakt zur Musik hatte ich schon sehr früh als Kind. Meine Eltern haben damals ein Klavier gekauft, wodurch ich früh Klavierunterricht bekam. Selbst Musiklandschaften zu erschaffen kam mit etwa 16 Jahren, als ich anfing zu komponieren, wodurch ich meine neue Leidenschaft entdeckte. Damals fragte ich meinen Klavierlehrer immer wieder, wie man Songs komponiert. Er sagte jedes Mal, dass ich es selbst herausfinden müsse und so machte ich mich auf Entdeckungsreise. Er hatte Recht. Das Entdecken ist das eigentliche Ziel und begeistert mich heute noch. Chillout oder Downbeat Musik mache ich seit etwa 2008. Irgendwie kam das per Zufall. Ich hatte einfach Lust mal etwas Neues auszuprobieren.
Ich bin ein großer Freund der "Abstrait"-Serie und auch du durftest bereits Teil dieser Compilationreihe von Raphaël Marionneau sein. Was reizt dich daran "Chill-Out-Musik" zu machen und wie kann sich diese Szene in deinen Augen noch weiterentwickeln?
Ich freue mich auch sehr, dass mich Raphaël mit auf seine Compilations genommen hat. Besonders Le Café Abstrait Vol. 8, seine 15 Jahre Jubiläums CD, ist etwas ganz besonderes für mich. Genau solche Compilations haben mich immer fasziniert, da sie eine ganz besondere Atmosphäre schaffen. Zusammen mit anderen von mir sehr geschätzten Künstlern quasi „einen Sound“ zu bilden macht einen besonderen Reiz aus. Ich finde, dass sich die Chillout Szene in die richtige Richtung entwickelt. Immer mehr Radiostationen haben Sondersendungen, in denen auch mal solche außergewöhnlichen Musikstile vorgestellt werden oder sogar ins Programm Einzug gehalten haben. Raphaël hat beispielsweite seit einigen Jahren seine Lounge Sendung Abstrait auf N-JOY.
Wie versetzt du dich in die richtige Stimmung um Musik zu machen?
Am kreativsten bin ich, wenn ich von irgendetwas sehr bewegt bin, positiv wie negativ. Z.B. habe ich in einer traurigen Phase versucht meine Sprachlosigkeit und Traurigkeit über den Tod meines Bruders musikalisch in „Missing you badly brother“ zu verarbeiten. Das sind echt starke Gefühle in solchen Momenten. Normalerweise produziere ich abends und versuche mich mit meinen eigenen Sounds von meinem Alltag runter zu bringen. Vielleicht ist meine Musik auch deshalb so chillig.
Entstehen die Songs durchweg am Rechner oder welche "echten" Instrumente finden ihren Weg in deinen Klangkosmos?
Heutzutage entstehen die Songs, wie fast alle Produktionen, am Rechner. Allerdings spiele ich auch einige Songs mit anderen Musikern, wie z.B. Gitarristen oder Sänger(innen) ein oder mit alten Synthesizern, wie z.B. meinem alten Roland Juno 60. Ein rein analoger Synthesizer aus den 80ern.
Ich arbeite sehr gern mit Sängern(innen) zusammen, insofern ist das keine Ausnahme, sondern das wird es auch in Zukunft geben. Vielleicht sogar noch mehr als bisher. Das hängt alles ein bisschen davon ab in welche Richtung sich das nächste Album bewegt. Außerdem arbeite ich mit dem britischen Songschreiber und Produzenten Aaron Taylor zusammen. Wir arbeiten als gemeinsames Projekt namens Motif an unserem ersten Album, bei dem viele verschiedene Sängerinnen beteiligt sind. Dadurch entstehen automatisch immer mehr Kontakte.
Gibt es Tracks, die dir besonders am Herzen liegen oder siehst du dein Schaffen eher als Gesamtkunstwerk an?
Als Komponist oder Produzent ist jeder Song ein Baby und ich versuche jeden Track möglichst einzigartig zu Produzieren. Natürlich kristallisieren sich irgendwann ein paar Lieblingstracks heraus.
Mit welchem Künstler würdest du gerne einmal zusammenarbeiten und könntest du dir vorstellen auch Remixe für genrefremde Artisten zu machen?
Remixe für genrefremde Künstler zu produzieren ist sehr reizvoll und mache ich sehr gern. Gerade dann kann man dem Track eine ganz andere Note verpassen. Ein House Remix von einem House Track kann cool sein, richtig spannend wird’s aber erst, wenn man mal aus einem House Track eine Chillout Version macht. Zusammen arbeiten würde ich gerne mal mit einem deutschen Rapper.
Welche Projekte stehen für dich in naher Zukunft an?
Gerade arbeite ich am Mastering für die zweite Single Auskopplung von RELIEVE. Die Single heißt „I like it“ und es wird Remixe von Jerome Noak und Stray Theories geben. Beide haben super Versionen abgeliefert. Dann wird es noch eine Remix Edition vom Album geben, da mich verschiedene Chillout Produzenten gefragt haben, ob sie den einen oder anderen Track remixen dürfen. Das wird ein ganz besonderes Release.
Klingt interessant, wir sind sehr gespannt. Danke für das Gespräch und alles Gute für die Zukunft!
Das Interview führte Michael Gamon mit Thomas Lemmer im Januar 2012.