Die Mannen um Macher und Oberbrigadier Lance Murdock und Brigadier Sven Wolff supporten schon die ganze Tour und stellen dabei ihre Tanzmusik für Nachwuchsbrigadiers vor. Dies geschah auch am heutigen Abend wieder auf einer echten Baustelle, zumindest bekam man den Eindruck, sah man das geordnete Chaos auf der Bühne. Im Gegensatz zum Auftritt zu Beginn der „Modern RuinTour“ (April 2011) im Duisburger Pulp, wo die selbsternannten Schallplattenunterhalter hinter einem DJ-Pult standen und entsprechend im Schallplattenunterhalter-Dress eine komplett gegensätzliche Show als gewöhnlich auf der Bühne spielten, fand man am heutigen Abend auf der Bühne wieder Absperrgitter, Warndreiecke und gelbe Rundumleuchten vor, welche die Bühne vorübergehend in eine Baustelle verwandelten.
Nun aber wurde Popmusik für Rohrverleger mit den dazu gehörigen, tanzbaren Hits geboten, unter anderem „Maurerradio“, „Giftig“ und „Gefahrstoffe“. Einige Songs wurden wieder von der reizenden Antje Diekmann gesanglich verstärkt. Die Sängerin, im kleinen Schwarzen, eine wahre Augenweide im Gegensatz zu den knall-orangen „Ostberliner Bauarbeitern“, konnte wieder mal mit ihrer guten Stimme überzeugen.
Die sich langsam füllende Halle nahm an der Tanzveranstaltung mehr und mehr teil und honorierte den Einsatz der Truppe mit ordentlichem Applaus. Das melodische „Fehler 404“ und der etwas proletarisch wirkende Song „Der Brigadier trinkt Bier“ rundeten neben vielen anderen hörbaren Songs die Setlist ab. Alles in allem ein sehr gelungener Auftritt, in dem auch das obligatorische Zertrümmern eines Musikinstrumentes nicht fehlte. Wie immer musste ein altes, ausgedientes Keyboard den Aggressionen eines Brigadiers standhalten, was in Folge von Hammerschlägen ein recht aussichtsloses Unterfangen war.
Nachdem die ersten 45min mit der Patenbrigade kurzweilig und schnell vorüber waren, hieß es nun: Baustelle aufhübschen!
Bühne frei für Covenant – manch einer mäkelt auch „The new Covenant“, da außer Eskil Simonsson keines der Gründungsmitglieder mehr mit dabei ist. Derzeit tritt als Aushilfe für Joakim Montelius, der aus privaten Gründen eine Auszeit nimmt, Daniel Jonasson von Dupont neben dem allseits bekannten Workaholic Daniel Myer (Haujobb/Destroid/Architect) mit auf die Bühne. Letztgenannter hat nun schon seit 4 Jahren die Position des Keyboarders eingenommen. Die musikalisch fruchtbare Liaison aus Covenant und Daniel Myer hat auch auf der letzten Neuerscheinung „Modern Ruin“ dazu beigetragen, aus dem Album schon nach kurzer Zeit einen echten Elektro-Klassiker werden zu lassen.
So denn, los ging es mit einem langen Intro, welches im Album-Opener „Modern Ruin“ endete. Die Bühne in schönes Blau getaucht, Nebelwerfer an und… that’s it. Vorweg genommen: Schade. Nur extremes blaues Licht, wechselweise mit rotem Licht oder keinem Licht, dafür aber Unmengen an Nebel. Es besserte sich und war zum Ende hin akzeptabel, aber das hätte man auf jeden Fall besser machen können, zumal die Lichtanlage eigentlich eine Menge mehr zu bieten hatte (neueste LED Technik).
In seiner unnachahmlichen Art und Weise, meist einen Arm in der Luft schwenkend, stilvoll das schwarze Jackett lässig aufgeknöpft, mit weißem Hemd und schwarzer Krawatte, sorgte er schon nach kurzer Zeit im Publikum für hoch erhobene Hände. Die neuen Songs „Judge of my Domain“, „Dynamo Clock“ oder das ruhige, aber sehr schöne „The Beauty and the Grace“ wurden von der Menge ebenso gefeiert wie die alten Songs „Bullet“ und „No Mans Land“ oder aus der etwas jüngeren Vergangenheit „20 Hz“, „Ritual Noise“ und „The Men“. Bei „Wir sind die Nacht“ überließ Eskil den beiden Mitstreitern das Feld und zog sich kurz zurück, damit sie sich an dem Song elektronisch auslassen konnten.
Nach dem all time Klassiker „Stalker“ wurde mit „The Passion Game“ noch ein neuer Song gespielt. Dieser wusste melodisch sehr gut zu gefallen und hätte einen Platz auf dem nächsten Album von Covenant verdient. „Call the Ships to Port“ bildete dann den Höhepunkt und Schlusspunkt des ersten Sets. Jeder, der zu einem Covenant Konzert geht, kennt den Song, jeder feiert darauf ab. So soll es dann auch sein. Nach einer recht kurzen Verschnaufpause kamen zwei Zugabe-Sets mit jeweils drei Titeln, unter anderem „Happy Man“, ein Track, der minimalistischer nicht sein könnte, aber dennoch eine ausgesprochen hohe Intensität mit sich bringt. Erwähnenswert ist noch der letzte abschließende Song, kamen doch alle beteiligten Tour-Mitglieder mit auf die Bühne, um der „Modern Ruin Tour“ ein gebührendes Ende zu bereiten. Die komplette Patenbrigade und das Duo von Decoded Feedback waren versammelt und sangen gemeinsam mit Covenant und dem Publikum den Zweizeiler von „One World, One Sky“.
Fazit: Feiner Konzertabend. Es lebe der Minimalismus!
Setlist:
01. Intro
02. Modern Ruin
03. Monochrome
04. Bullet
05. Judge of my Domain
06. Dynamo Clock
07. 20Hz
08. No Mans Land
09. Kairos
10. The Beauty and the Grace
11. I am
12. The Men
13. Ritual Noise
14. Wir sind die Nacht (improvised)
15. Stalker
16. The Passion Game (new Song)
17. Call the ships to Port
18. Happy Man (Z)
19. Lightbringer (Z)
20. Dead Stars (Z)
21. Der Leiermann (ZZ)
22. We Stand Alone (ZZ)
23. One World, One Sky (ZZ)
Bilder des Konzerts befinden sich in unserer Konzertfotos Sektion (Bildkommentare sind durch Anklicken der Sprechblase möglich) oder direkt durch Anklicken der jeweiligen Bandfotos.
Autor und Fotos: Dirk Wirtz
Weblinks:
www.covenant.se
www.decodedfeedback.com
www.patenbrigade.com