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Feuertal Festival 2011 – Wuppertal, Waldbühne Hardt (27.08.2011)

Feuertal Festival 2011 - Wuppertal, Waldbühne Hardt (27.08.2011)

Wenn es in diesem Jahr eines gibt, was jedem Festival, ob im größeren oder kleineren Rahmen, inne wohnte, dann ist es das unbeständige und unberechenbare Wetter. So war es auch nicht verwunderlich, dass sich am vergangenen Samstag Regen und Sonne stetig abwechselten. Das Feuertal Festival 2011 sollte geprägt von Wetterextrema sein. Das war jedoch für die vielen Mittelalterfans und Musikbegeisterten kein Grund, zuhause hinter den verregneten Fenstern zu hocken, und so strömten ab 14 Uhr immer mehr Ambitionierte auf die Waldbühne Hardt in Wuppertal, um trotz Wind und Wetter einen erlebnisreichen Tag zu zelebrieren. Bands wie Letzte Instanz und Saltatio Mortis hatten sich angekündigt und eine Aftershow- Party mit Mr. Eric Fish (Subway To Sally) sorgte ebenfalls für großes Interesse.

Am frühen Nachmittag öffnete die Waldbühne Hardt ihre Pforten für die mehreren Tausend Fans und Freunde der mittelalterlichen Klänge. Nun war in erster Linie Erkunden der Umgebung angesagt, bis es dann um 15 Uhr musikalisch mit Nachtgeschrei beginnen sollte. Zahlreiche altertümliche Köstlichkeiten hatten die Veranstalter aufgefahren, darunter schmackhaften Flammkuchen und wohlriechende und – schmeckende Hanftaschen mit oder ohne Fleisch. Met konnte genauso genossen werden wie Bier, Cola oder skurrile Metmischgetränke. Es war wirklich für alles gesorgt.

Rabenschrey

Als Nachgeschrei, ein 7-köpfiges Geschwader aus Frankfurt, ihre Mischung aus Rock, Folk, Metal und mittelalterlichen Klängen zum Besten gaben und der Menschenmenge schon mal ordentlich einheizte, kämpften wir uns noch durch Wind und Regen. Pünktlich zu Rabenschrey fanden wir dann auch den Weg zur Wuppertaler Waldbühne und von weitem konnten schon rockige Klänge vernommen werden, die immer wieder ein großes Jubeln nach sich zogen. Die Stimmung war sichtlich und hörbar gut. Schon lange gab es kaum noch eine Möglichkeit etwas näher an die Bühne zu gelangen, so sehr tummelten sich die Fans von Frontmann Peter Wohlers und seinen Mannen dicht gedrängt davor und nahmen jeden der Klänge in sich auf. Von vorne schallten Songs wie „Dreckstück“, „Rabenschrey“ oder der Kracher „Hey, Wir Sind Heiden“ in die begeisterte Menge und fanden dort immer wieder Anklang. Wo einige absolute Textsicherheit bewiesen, wippten andere mit den Köpfen und Beinen im Takt und umrahmten schließlich jeden einzelnen Song mit einem tosenden Applaus. Mir selbst war die seit 2000 bestehende Band bislang recht unbekannt und ich war wirklich überrascht, was die Jungs dort auf der Bühne für eine geniale Stimmung verbreiteten.

Fiddlers Green [GALLERY]

Nach einer kurzen Umbaupause und einem weiteren kleinen Regenschauer, trat dann Eric Fish auf die Bühne und beförderte uns in seine Welt der akustischen Gitarrenklänge, bevor es mit den unterhaltsamen Fiddler’s Green weiter gehen sollte. Waren es gerade noch die eher metallastigeren Sounds, die die Menge ins Beben versetzen, so fehlten diese Metal-Elemente nun gänzlich und wurden ersetzt durch eine ordentliche Mischung aus Folk, Rock und Ska. Als Independent Speedfolk bezeichnet die Band aus Erlangen ihre musikalische Tätigkeit und tatsächlich war Speed hier der richtige Ausdruck, denn die Songs taten alles andere als nur so dahin plätschern. Kraft und Spaß stand hinter jedem einzelnen Ton, den das Gefolge um den sympathischen Ralf Albi Albers (Gesang, Gitarre, Bouzouki) da von sich gab. Mit „Shut Up And Dance“ wurden dann schließlich die letzten ruhenden Gemüter geweckt und vor der Waldbühne bewegte sich nun alles, was Beine hatte. Die Stimmung war einfach großartig und immer wieder legten die gut gelaunten Fiddler’s Green noch einen nach, um die Stimmung abermals zu toppen. Bei Songs wie „Raggle Taggle Gypsy“ und dem Knaller „Folks Not Dead“ feierte das gesamte Feuertal und Met floss sicherlich genauso wie Bier die trockenen und verausgabten Kehlen hinunter. Keine Frage: Fiddler’s Green ließen eine Menge glücklicher und zufriedener Fans zurück und konnten sicher durch ihre Leichtigkeit und Lebensfreude noch den ein oder anderen neuen Interessenten dazu gewinnen.
Als nächstes sollte die Letzte Instanz die Bretter der Waldbühne betreten. Natürlich ließ es sich Eric Fish auch dieses Mal nicht nehmen, ein eigenes Stück vorn an zu schieben, das er wieder mit eigener Gitarrenbegleitung vortrug. Der Herr war an diesem Tage wirklich omnipräsent, ob es nun das riesige Banner für Subway To Sally war oder seine leibhaftige Anwesenheit auf der Bühne.

Letzte Instanz [GALLERY]

Eine kurze Ankündigung für die folgende Band und dann war es soweit: ein gut gelaunter Holly eilte mit seiner begabten Band auf die Bühne und legte sofort mit dem Knaller „Dein Gott“ los. Die Menge zog er damit sofort in seinen Bann und es gab kaum jemanden, der dieses Lied nicht aus tiefster Kehle mit sang. Auch wenn die 1996 in Dresden gegründete Folk- Rock- Formation bereits einige tiefgreifende Änderungen in ihrer Besetzung durchmachen musste, scheint es heute so, als sei nun alles so abgestimmt aufeinander wie nie zuvor. Das merkte man bereits im vergangenen Jahr auf dem Amphi Festival und das spürte man auch an jenem Samstag auf dem Feuertal Festival. Es passte einfach! Und die Fans lieben die Letzte Instanz so wie sie sich heutzutage darbietet.
Bei „Flucht Ins Glück“ riss plötzlich der Himmel auf, aber es kam kein Regen, sondern ein helles Meer aus warmen Sonnenstrahlen hinunter und fand ihren Weg durch die Bäume auf die Waldbühne. Dort war es dynamisch wie eh und je: Benni Cellini (Cello) ließ seine rote Haarpracht im Takt kreisen und ein stimmstarker Holly faszinierte die Menge mit seiner Energie. Der Funke sprang bei jedem einzelnen Ton über und immer wieder rissen die Fans ihre Hände in die Höhe und formten mit ihren Finger ein L und ein I (für Letzte Instanz). Auf der Bühne schossen währenddessen immer wieder Feuerfontänen in die Luft und sorgten für eine ansprechende Optik. Aufgrund der enormen Pyro- Show, die die Letzte Instanz darbot, war es den Fotografen leider auch verwehrt gewesen, Fotos aus dem Graben zu machen. Die Sonne knallte herunter und dem Holly wurde es wohl allmählich etwas zu warm und so machte er vorsichtshalber bei „Der Garten“ lieber einmal seinen Oberkörper frei. Dem einen oder anderen weiblichen Gast wurde dadurch sicher auch direkt etwas wärmer…

Die Letzte Instanz präsentierten einen genialen Mix aus ihren verschiedenen Schaffensjahren: „Mein Todestag“, vor welchem Holly zunächst einen Schweigemoment für den verstorbenen Loriot einberief, war genauso vertreten wie das aktuelle „Neue Helden“. Sogar ein Cover von „Fight For Your Right“ von den Beastie Boys durften wir vernehmen und der quirlige Benni Cellini ließ sich zum Schluss noch ein Ründchen durch die Fanmassen tragen. Ein toller und belebender Auftritt, der einem sicher noch etwas länger im Kopf bleiben wird. Danke!

Saltatio Mortis [GALLERY]

Nach einer kurzen Umbaupause und dem obligatorischen Liedchen von Eric Fish war es dann endlich soweit. Unser absolutes Highlight an diesem Feuertal- Samstag sollten Saltatio Mortis sein. Schon seit 11 Jahren sind Frontmann Alea, der Bescheidene, und seine Mannen dabei, die Fangemeinde mit sattem Mittelalter- Rock zu versorgen, und haben sich seitdem schnell neben Größen wie Schandmaul und Subway To Sally einen Namen machen können. Mittlerweile zählen sie zu den beliebtesten Bands des Genres und stellen einen Garant für gute Laune und eine sagenhafte Stimmung dar.

Die Bühne und die angrenzenden Steinhänge waren in blaues Licht gehüllt, als die ersten Töne erklangen, und die Atmosphäre sprach wirklich Bände. Als dann Alea die ersten Zeilen von „Rastlos“ anstimmte, war die Menge bereits zügellos am Tanzen und Jubeln. Der quirlige Frontmann selbst, der sich seit Kurzem glücklich verheiratet weiß, sprang in die Luft, drehte sich und erzeugte eine Dynamik, die alles nur so mit sich riss. Mit Songs wie „Tritt Ein!“ und dem Kracher „Uns Gehört Die Welt“ wurde stark nachgelegt und die Stimmung steigerte sich ins Unermessliche und immer wieder spornte Alea seine Fans zu noch höheren Leistungen an. Es ist wirklich immer wieder faszinierend, wie diese Band ihre Fans so in den Bann zu reißen vermag. Alea selbst spricht immer wieder zur Menge und für jeden Song gibt es ein Ritual, das die Fans natürlich längst internalisiert haben, und worauf man sich immer wieder freut.

Neben den sogenannten „alten Bekannten“ konnten aber auch Neulinge wie „Eulenspiegel“ zweifelsohne mithalten. Die Jungs von Saltatio Mortis haben wirklich ein Händchen dafür, Songs so zu komponieren, das daraus etwas Großes, etwas Bedeutendes wird. Der verdiente Lohn ist dann die Zuneigung der treuen Anhänger, die eben auch in solche Taten wie das textsichere Mitgestalten der Songs deutlich wird, wie auch beim genannten „Eulenspiegel“ wieder deutlich zu vernehmen war. Selbst als der Song längst vorüber war, hallte der Fanchor noch nach und schuf eine derartig familiäre Atmosphäre, die man immer seltener auf Konzerten und anderen Events antrifft. Auch die Band war ergriffen von so viel Engagement und sofort sollte es weitergehen mit einem anderen Ritual. Doch kaum hatte Alea die Menge in zwei Lager geteilt, um für das geniale „Wir Säen Den Wind“ die passende Grundlage zu schaffen, da erreichte uns die Hiobsbotschaft: das Konzert müsse aufgrund eines drohenden Unwetters schnellstmöglich abgebrochen werden! Wie schade, wo es doch gerade erst so gut begonnen hatte mit den belebenden Herren von Saltatio Mortis! Ein Lied wurde der Band noch gestattet und Alea bekundete sein Mitgefühl mit den Fans und kündigte DEN Saltatio Mortis Song überhaupt an: „Spielmannsschwur“. So machten Band und Fans also das Beste aus der unglücklichen Situation und gaben nochmal alles bei diesem Bekenntnis an das Leben und die Freiheit.

Auch wenn es nach nur 8 Songs bereits verfrüht zu Ende war, lieferten Saltatio wie gewohnt eine tolle Show ab. Das große Unwetter in Wuppertal blieb dann zum Glück doch aus, aber es ist beruhigend zu wissen, dass sich die Veranstalter gerade im Hinblick auf die vergangenen Unglücke in Belgien und den USA lieber einmal mehr um ihre Besucher sorgen. Die Entscheidung war in jedem Fall die richtige und nichtsdestotrotz war es ein wundervoller Samstag mit ein paar tollen Bands und einer einwandfreien, lockeren Stimmung.

Bilder des Festivals und der beteiligten Bands befinden sich in unserer Konzertfotos Sektion (Bildkommentare sind dort durch Anklicken der gelben Sprechblase oben rechts möglich) oder direkt durch Anklicken der jeweiligen Bandfotos.

Autorin: Tanja Pannwitz
Fotos: Michael Gamon

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