Kaum eine Rockband der Geschichte ist sagenumworbener als die Amerikaner von Gwar. Lange Zeit vor den Grand Prix Gewinnern Lordi quetschten sie sich in monströse Verkleidungen und heizen nun schon seit ganzen 26 Jahren ihren Fans mit harten Sounds mächtig ein. Aber gegen Hitze gibt es ja Mittel und so sorgt die Band bei Konzerten auch gleich für die notwendige Abkühlung, die jedoch weit davon entfernt ist, als Schirmchendrink durchzugehen. Doch dazu später mehr, denn beim aktuellen Gwar-Konzerterlebnis bringen zunächst die vier Jungs von Betzefer die Essener Zeche Carl und deren Besucher auf Touren. Betzefer stammen aus Israel und machen Hardcore-Thrashmetal der Marke Sepultura, Pantera oder Hatebreed. Sie haben sich auf verschiedenen Touren im Vorprogramm von Soulfly, Fear Factory und Co bereits einen gewissen Ruf in der Szene erspielt und auch die Fans in Essen sind sichtlich angetan vom Auftritt der Israelis. Immer wieder versucht Frontmann Avital Tamir die Anwesenden einzubinden und das mit durchaus großem Erfolg, denn spätestens beim letzten Song "Doomsday" machen alle mit und auch Gesangsproben werden von einigen Besuchern ins Mikrofon abgegeben. Ein guter Opener, der dann Platz macht für die heutige Hauptattraktion.
Setlist Betzefer: 01. Bestseller 02. Diamond D 03. Down Low 04. Fucking Rock’n Roll 05. Early Grave 06. Alcoholic 07. Doomsday
Doch zunächst wird die Bühne weiter bereitet, eine ganze Bataillon von Bierflaschen in den rückwärtigen „Special Effects Schränken“ untergebracht, bevor die obligatorischen Mineralwasserflaschen besänftigend mitten auf der Bühne verteilt werden. Dann ist es soweit und Gwar lassen sich, kaum dass sie die Bühne betreten haben, nicht lange bitten und gehen gleich in die Vollen. Kein Klischee wird ausgelassen, kein makabres Tabu außer den Sexuellen bleibt ungebrochen und insbesondere Prominente wie Michael Jackson oder Osama Bin Laden bekommen im wahrsten Sinne des Wortes ihr Fett weg. Man muss schon einen starken Magen haben um die Szenen mit Michaels totem Hund oder die quasi Hinrichtung von Osama zu ertragen. All dies geht bei Gwar natürlich mit Kunstblut im Überfluss Hand in Hand und so ergießen sich unfassbar viele Liter des roten Saftes über die Bühne, in den Mund von Frontmann Dave Brockie aka Oderus Urungus und natürlich über das Publikum. Nur in den allerletzten Reihen und oben auf dem Balkon der Zeche ist man davor sicher und weil man dies eigentlich auch schon im Vorhinein weiß, sind die meisten Fans bestens vorbereitet, tragen Maleranzüge oder ähnliches. Schwarz ist hier heute weitestgehend verpönt, denn darauf würde man die rote Trophäenmalerei später nicht vernünftig sehen können. Die Musik von Gwar ist sicher nicht weltbewegend, aber durchaus ordentlich und spielt zumindest live sowieso eine vollkommen untergeordnete Rolle. Hier ist es einzig die Show die zählt und davon gibt es so einiges, auch wenn das in der Vergangenheit auch schon mal noch mehr war. Und leider ist auch schon nach einer Stunde Schluss, vielleicht war da bereits alles „Pulver“ schon verschossen, denn eigentlich waren wohl noch drei weitere Songs vorgesehen. Aber auch so sind alle Fans ordentlich bedient und sichtlich vom Konzert gezeichnet, wie unsere Besucherfotos beweisen.
Es ist definitiv ein Erlebnis Gwar live auf der Bühne zu sehen. Wer die Herausforderung nicht scheut, sollte, wenn bisher nicht geschehen, unbedingt mal hingehen.
Bilder des Konzerts befinden sich in unserer Konzertfotos Sektion (Bildkommentare sind dort durch Anklicken der gelben Sprechblase oben rechts möglich) oder direkt durch Anklicken der jeweiligen Bandfotos.